Niersmatrosen derzeit ohne Kapitän

Shantys bestimmen das Repertoire des Gesangsvereins. Fred Bäter hat aus gesundheitlichen Gründen aufgehört.

Niersmatrosen derzeit ohne Kapitän
Foto: Friedhelm Reimann

Oedt. „Erst mal ein kurzer Thekenstopp um die Stimme einzuölen“, scherzt Niersmatrose Wolfgang Hergeth beim Eintritt in das Restaurant der Albert-Mooren-Halle. An der Theke in Oedt stehen schon einige Mitsänger des Shanty Chores Niersmatrosen. Bei einem Glas Wasser oder Bier wird gelacht und erzählt. Dann aber geht es mit Blick auf die Uhr eine Etage tiefer.

Im Souterrain der Halle sind die Niersmatrosen daheim. Jeden zweiten Freitag ist für anderthalb Stunden Probe angesagt. „Wobei wir derzeit ohne Kapitän, sprich Chorleiter sind“, berichtet Detlef Heering, der Vorsitzende des Männergesangsvereins. Fred Bäter musste aus gesundheitlichen Gründen „die Brücke verlassen“, wie es Heering beschreibt.

Bäter war derjenige gewesen, der die Niersmatrosen im Frühjahr 2010 ins Leben rief. „Ich kann mich noch genau erinnern, wie mich Fred fragte, ob ich keine Lust hätte bei einem Shanty Chor mitzumachen“, erinnert sich Bodo Prott. Er hatte Lust — und gehörte damit zu den acht Männern, die vor nunmehr acht Jahren den Niersmatrosen Leben einhauchten.

Wobei Prott, wie der überwiegenden Teil der Matrosen, musikalische Kenntnisse durch vorherige Chorarbeit mitbrachte. Man studierte das erste Repertoire ein, beginnend bei A wie „Albers, Hans“, und startete mit Auftritten. Schnell vergrößerte sich der Chor auf die heutigen 30 Sänger im Alter von 40 bis 80 Jahren.

Das Liedgut an sich und die Atmosphäre innerhalb der Chorgemeinschaft zogen magisch an. Wenn die Männer im Friesenhemd und mit Seemannsmütze auftreten, dann ist Stimmung garantiert. Dazu kommen der Einsatz von Klavier, Gitarren, Mundharmonika und Akkordeon. Gemeinsam hat man auch schon zwei CDs aufgenommen. „Die dritte war jetzt geplant, aber durch den Ausfall von Fred müssen wir nun erst einmal einen neuen Chorleiter suchen“, sagt Heering, der die Matrosen als „30 junggebliebene Erwachsene“ beschreibt. Allesamt innerlich noch in der Pubertät befindlich, äußerlich leicht darüber liegend, meint er mit einem Augenzwinkern.

Aktuell hat Claus Champaert, der nicht nur singt, sondern auch Klavier und Akkordeon spielt, das Amt des Chorleiters ersatzweise übernommen, damit weiter geprobt werden kann. Schließlich stehen die nächsten Auftritte an, zu denen auch etliche Geburtstage und andere Familienfeiern gehören. Dafür können die Niersmatrosen gebucht werden.

Die maritimen Lieder, die viele mitsingen können, begeistern die Zuhörer und machen jedes Fest zu etwas besonderem.

Ob im heimischen Wohnzimmer, im Garten, unter der Reichstagskuppel in Berlin oder mit Peter Petrel für WDR 4 auf Norderney — egal um welchen Anlass es sich handelt, die Niersmatrosen sind immer mit Herzblut bei der Sache und schmettern ihr Liedgut, gesanglich perfekt abgestimmt, heraus.