Neue Ausstellung im Kempener Rathaus Viele Ideen für mehr Nachhaltigkeit
Kempen · Im Rathaus am Buttermarkt ist aktuell die Ausstellung „Einfach machen!“ der Verbraucherzentrale NRW zu sehen.
Bohnen aus dem Senegal im Supermarkt gekauft? Schon wieder ein neues Smartphone bestellt? Eine Kreuzfahrt gebucht, den Kaffee „to go“ im Pappbecher mitgenommen, den Computer im Büro abends angelassen? Erwischt. Wer sich im Foyer des Kempener Rathauses die neue Ausstellung „Einfach machen!“ anschaut, wird sich ein bisschen ertappt fühlen. Denn so ganz nachhaltig ist man oft doch nicht unterwegs.
Wie es besser geht, zeigt die Wanderausstellung der Verbraucherzentrale NRW, die das Referat für Klima- und Umweltschutz der Stadt jetzt im Rathaus präsentiert. Und das ohne erhobenen Zeigefinger. Da wird erklärt, welche Folgen der Kauf immer neuer Dinge in einer Wegwerf-Gesellschaft hat – für die Umwelt, aber auch für die Menschen. Gleichzeitig liefert sie Ideen für den Alltag und nennt Alternativen.
Da ist beispielsweise die saisonale, regionale Küche. An der Mitmach-Station können Besucher überlegen, welches Gericht zu welcher Jahreszeit idealerweise auf den Teller kommt, weil die Lebensmittel dann eben frisch vor Ort zu bekommen sind. Auf der Rückseite der Station folgt der Vergleich. Wie weit haben es Lebensmittel aus anderen Ländern bis zu uns? Beim Spargel ist der Unterschied enorm: Kommt er vom Niederrhein, sind es vielleicht bis zu 100 Kilometer, bis er auf dem Teller landet. Kauft man im Supermarkt Spargel aus Peru, hat er 10 700 Kilometer hinter sich.
Im Themenbereich Wohnen wird gleich die ganze Wohnung begutachtet. Es geht um den Einsatz von LED-Leuchten, das richtige Lüften, um die aufmerksame Auswahl bei Farben und Lacken. Und um den Trend Upcycling: An der Rückwand der Station sind Ideen notiert, wie sich aus dem alten Gegenstand etwas Neues zaubern lässt. Da wird das alte Skateboard zur neuen Schaukel, die alte Leiter zum schicken Regal, das alte Fahrrad zum Hingucker an der Wand.
Die Kleidung nimmt einen weiteren Bereich ein, das „Unterwegs sein“, ebenso das Themenfeld „Arbeiten und Lernen“. Einfache Tipps, die man hier mitnehmen kann: Computer in den Energiespar-Modus versetzen, wenn man gerade nicht am Rechner sitzt, ihn abends ausschalten. Und fürs Getränk „to go“ eben nicht den Wegwerf-Becher nehmen, sondern ein wiederverwendbares Exemplar.
Es geht darum, Dinge möglichst lange benutzen zu können. Sie nicht wegzuwerfen, nur weil sie schon etwas älter sind, nicht mehr gefallen oder vielleicht beschädigt sind. Die Ausstellung präsentiert Ideen, was man mit solchen Dingen machen kann. Man kann sie beispielsweise tauschen: In der Ausstellung steht ein Tauschregal aus alten Weinkisten, das von Kempenerinnen und Kempenern für die Dauer der Ausstellung benutzt werden kann.
Wer etwas Altes hat, was er selbst nicht mehr braucht, was aber zu schade zum Wegwerfen ist, kann es hier reinstellen. Und wer im Tauschregal etwas Schönes sieht, was er brauchen kann, kann es einfach mitnehmen. Man kann Dinge weitergeben – im Rathaus-Foyer steht auch eine Handybox, in die alte Handys geworfen werden können. Sie beziehungsweise die Rohstoffe können wiederverwertet werden.
Zu Ausstellungseröffnung am Dienstagmittag haben sich Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Thomaeum eingefunden, dort wird für die Neunt- und Zehntklässler der Kursus „Mensch und Umwelt“ angeboten. Die Schüler erkunden die Stationen, drehen hier, ziehen da, lesen die kurzen Texte – langweilig ist diese Mitmach-Ausstellung nicht. Nachhaltigen Konsum, den kennen sie von zu Hause: „Wir schmeißen wenig weg“, sagt etwas Sophia, „wir haben auch schon mal Sachen auf dem Trödelmarkt verkauft. Und Kleidungsstücke kann man erst mal nähen, man muss nicht alles sofort wegschmeißen.“ Bei Katharina zu Hause kommen Obst und Gemüse auch aus dem heimischen Garten auf den Teller, „Erdbeeren im Winter gibt’s bei uns nicht.“
Die brauche man auch nicht, sagt der Technische Beigeordnete der Stadt, Torsten Schröder, der die Ausstellung eröffnet. Zum Klimaschutz gehöre eben nicht nur die Solarthermie, die Photovoltaik, das Radfahren, es gehe auch um die „alltäglichen Entscheidungen, die wir als Verbraucher treffen“. Und Hilfen bei diesen Entscheidungen liefert diese Ausstellung wirklich reichlich.