Kempen: Rosa Pinsel für barockes Schätzlein

Ein Prachthaus im Schatten der Burg wird geliftet. Ferner: Ein noch nicht geborenes Kind wird umgetauft, Peters legt letzten Waschgang ein, Röder bleibt Herd treu.

Kempen. Eines der schönsten Häuser in Kempen ist eingerüstet: Burgring 41. Am Barockgiebel des 109 Jahre alten Schätzleins ist das Dach undicht geworden. "Da ohnehin ein Gerüst aufgestellt werden musste, haben wir bei Werner Vohwinkel gleich noch einen Fassadenanstrich in Auftrag gegeben", sagt Besitzer Josef Teilmans (80). "Die Farbgebung bleibt aber gleich mit Rosa, Braun und Weiß im Stuckbereich", fügt seine Ehefrau Anneliese (70) hinzu. Das Denkmal, das es bei einem städtischen Fassaden-Wettbewerb vor einigen Jahren mal auf Platz 3 geschafft hat, hat der Kempener Bürgermeister Klos im Jahre 1900 gebaut und bezogen. Bevor die Teilmans die Villa anno 1962 erwarben, lebte dort lange der Studienrat Strüder mit seinen fünf Kindern. Dank der fürsorglichen Pflege durch Teilmans ist das Haus mit vielen historischen Details (Fliesen, Treppenhaus, Tür, Stuckelemente) bis heute weitgehend unverändert erhalten geblieben.

Pst, heute Abend beim Sommerfest von Rot-Weiss am Entenweiher wird ein Geheimnis gelüftet. Dann verkündet Vorsitzender Heinz Börsch, dass Anja und Markus Berg ab Ostermontag die neuen Wirte des Tennisklubs sind. "Die Alte Schulstraße verwaist aber nicht", betont die 39-Jährige. Will sagen: Das erst im Februar eröffnete Deko-Geschäft der seit 1991 bestehenden Firma MProduction im 400 Jahre alten Fachwerkhaus Nr. 18 betreibt die Familie - dazu gehören noch die Mädchen Julia (10) und Nina (9) - weiter. "Beide Jobs sind gut miteinander kombinierbar", versichert Markus Berg (43). Bereits seit Jahren sorgt das Berg-Händchen für außergewöhnliche Kulissen auf den Courts am Waldschlösschen. Und so rückt der Traum von einer Espresso-Bar näher...

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Die Traditions-Gaststätte Haus Platen mit 130-jähriger Gastro-Tradition haben Karl-Heinz und Annerose Lange am 20.Juni nach fünfjährigem Altstadt-Gastspiel verlassen und sich in die Eifel abgesetzt. Dort, in Bad Münstereifel, betreiben die 60-Jährigen seit Juli das Lokal "Zur Post". "Hallo Heino!", heißt es dort, wenn der blonde Volkssänger mal wieder von seinem benachbarten Café auf einen Plausch reinschneit. Kurzum: Die Langes fühlen sich wohl. Fühlen sich aber noch der Kempener Altstadt-Gastronomie verbunden. "Wir wünschen unseren Freunden von Monte Castello einen schönen Urlaub", ist Karl-Heinz Lange stets bestens im Bilde. Denn Anna und Gert Blum schließen ab Dienstag bis einschließlich 17.September ihre Pizzeria an der Klosterstraße6.

Bleiben wir bei Monte Castello: Dahinter steht eine beachtliche Italo-Gastro-Tradition, die mit dem Namen Rosa Vitale verbunden ist. Die 90-jährige Linnerin ist mit ihren sechs Kindern vor 50 Jahren aus Santa Lucia an der Küstenstraße von Amalfi an den Niederrhein gekommen. Eines der Kinder ist Giovanna Siani, geb. Vitale. Mit ihrem Mann Angelo (71) begründete die heute 69-Jährige ab 1967 den Kempener Gastro-Strang. Dazu gehören die Altstadt-Lokale Monte Castello an der Klosterstraße6 und Osteria Campunni an der Kirchstraße 6. Monte Castello betreibt Giovannas Tochter Anna Blum (47) mit ihrem Mann Gert. Die Osteria liegt in den Händen von Sohn Andrea Siani (45) und dessen Frau Domenica. Am Niederrhein hat der vitale Italo-Charme die fünf weiteren Restaurants Santa Lucia und Da Capo in Hüls, La Seta in Linn, Da Nico im Krefelder Stadtwald sowie Osteria Grappa Toni in St.Tönis hervorgebracht. In Rom gibt es eine siebte Bella-Italia-Cucina aus Rosas Spross, betrieben von Tochter Genoveva (54). Feinschmecker dürften sich auf weitere gute Adressen mit Amalfi-Flair freuen: Rosa hat 21 Enkel und 23 Urenkel...

Aller guten Speise-Stationen sind drei: Inga Röder kann nun auf 20 Jahre Gastronomie in der Thomasstadt zurückblicken. Damit zählt die Chefin des altdeutschen Restaurants Traberklause an der Peterstraße 41 zu den langjährigsten Bewirtern in der Altstadt. Sie begann ihre Kempen-Karriere der gut-bürgerlichen Küche vor zwei Jahrzehnten an der Peterstraße 18: Damals übernahm Inga Röder mit ihrem vor zwei Jahren verstorbenen Ehemann Freimut das Haus Platen. Nach fünf Jahren wechselte das Paar kurz zu Casino. Dann kam die Chance: Die Röders konnten Albert Weinforths Traditionshaus Traberklause pachten - wo die Patronin nun schon seit 14Jahren die Fäden schmackhafter Bewirtung zieht.

Blicken wir noch mal auf den Altstadtlauf vorigen Sonntag: Die Party, die Berg & Co. auf der Alten Schulstraße veranstalteten, hat den 1700 Läufern Beine gemacht. Da konnten nur noch zwei Kneipengassen mithalten: Auf der Peterstraße feuerten die Gäste von Comix und NT-News die Athleten frenetisch an. Und auf der Zielgeraden Ellenstraße machten die Ellen-Poort-Treppchen-Gäste aus den Trabern förmlich Rennpferde. Das wurde nur noch durch die unermüdliche Wasserversorgung getopt, die den Sportlern auf den südlichen Wällen durch Annenhof, Prinzengarde und einige Private zuteil wurde. Klasse!

Fast hätte Günter Peters mit seiner Wäscherei an der Vorster Straße 55 50-jähriges Bestehen feiern können. Doch zum Ende des Jahres schließt der 55-Jährige den Betrieb, den seine Eltern 1960 gegründet haben. "Ich nehme mir erst mal eine Auszeit, und danach mache ich irgendetwas anderes", plant der gebürtige Kempener, der die Wäscherei seit 27 Jahren führt. Wie es mit der Wäscherei und den drei Mitarbeitern weitergeht, steht noch in den Sternen: Es wird ein Nachfolger gesucht, der die Waschsalon-Tradition ab Januar 2010 fortführt.

Das Kind heißt Klosterhof. Basta. Der Volksmund hat das geplante Geschäftszentrum neben dem Kulturforum längst in Orsay-Center getauft. Das klingt der Stadtverwaltung aber nicht mondän genug. Schließlich sucht das Rathaus jetzt fieberhaft einen Reichen (im Amtsdeutsch: Investor), der für den Block an der Burgstraße 30 Millionen Euro locker macht. Also haben die Spitzenbeamten am Buttermarkt1 diese Woche hinter verschlossener Tür Nägel mit Köpfen gemacht. Die offizielle Version liest sich so, dass die meisten Kempener den neuen Titel "Klosterhof" gutheißen. Das kennen wir doch schon von den neuen Pflanzkübeln...