Interview mit Uwe Kießling „Ziel ist der Erhalt des Verlagshauses“

Kempen. · Der Geschäftsführer des Kempener Verlagshauses „te Neues“ zur Sanierung des Unternehmens.

Das Flussdelta der Þjórsá, dem mit 230 Kilometern längsten Fluss Islands, aus einem bei te Neues 2018 erschienenen Bildband. Auch in Zukunft will sich das Verlagshaus aus Kempen auf hochwertige Bücher mit eindrucksvollen Fotografien spezialisieren.

Foto: Jürgen Wettke

(akü) Das Verlagshaus „te Neues“ in Kempen hat – wie berichtet – Insolvenzantrag beim Amtsgericht Krefeld gestellt. Die „te Neues Media GmbH & Co. KG“ als Kerngesellschaft der „te Neues Media“-Gruppe will bis Ende dieses Jahres das Unternehmen in Eigenverwaltung finanziell sanieren. Geschäftsführer Uwe Kießling spricht über die Lage des traditionsreichen Kempener Unternehmens.

Herr Kießling, was genau ist ein Eigenverwaltungsverfahren?

Uwe Kießling ist Geschäftsführer der te-Neues-Verlagsgruppe.

Foto: te Neues

Uwe Kießling: Ein Eigenverwaltungsverfahren ist eine Form des Insolvenzverfahrens, bei der, anders als in einem normalen Insolvenzverfahren, die bisherige Geschäftsführung weiterhin die Entscheidung trifft, allerdings unter der Aufsicht eines gerichtlich bestellten sogenannten Sachwalters.

Sie sagen „während des Sanierungsverfahrens geht es ganz normal weiter“. Wie sieht das aus?

Kießling: Unsere laufenden Projekte werden fortgeführt. Außerdem arbeiten wir bereits mit Hochdruck an der Finalisierung unseres tollen Herbstprogramms.

Sind die 35 Mitarbeiter in Kempen zurzeit in Kurzarbeit oder arbeiten sie gar nicht?

Kießling: Wir waren Corona-bedingt in Kurzarbeit, aber jetzt sind wieder alle Mitarbeiter an Bord.

Wie hätte die Restrukturierung, die im Dezember 2019 eingeleitet wurde, ohne Corona ausgesehen?

Kießling: Wegen des geringeren Finanzierungsbedarfs hätte vermutlich ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung vermieden werden können. Die Richtung des Prozesses war aber ergebnisoffen, da wir uns damals erst in einem sehr frühen Stadium der Restrukturierung befanden.

Im vergangenen Herbst nach dem Tod von Verleger Hendrik te Neues hieß es, „sein unternehmerisches Erbe wird weitergeführt“. Wie sieht es nun damit aus?

Kießling: Das ist weiterhin unser Ziel. Gerade deshalb haben wir die Restrukturierung eingeleitet, die wir jetzt – unter den dramatisch veränderten Bedingungen der Corona-Pandemie – mit dem Eigenverwaltungsverfahren zum Erfolg führen wollen.

Was würde eine Investorenlösung mit sich bringen, was ein Vergleich mit den Gläubigern über einen Insolvenzplan?

Kießling: Das ist noch offen. Wir sind erst am Beginn eines Prozesses, der einige Monate andauern wird.

Wie wird das Verlagshaus te Neues in dieser schwierigen Phase beraten?

Kießling: Wir haben zwei sehr erfahrene und renommierte Berater hinzugezogen, die auf die Neuaufstellung mittelständischer Unternehmen spezialisiert sind: Peer Jung von der auf insolvenznahe Restrukturierung spezialisierten Kanzlei Henningsmeier sowie Thorsten Holland von der Unternehmensberatung Angermann Consult GmbH.

Und wie sähe Ihr Favorit in der Sanierung aus?

Kießling: Ich habe im Moment keinen Favoriten. Mein Ziel ist die bestmögliche Lösung für alle Beteiligten und der Erhalt des Verlagshauses.

te Neues-Bildbände waren in vielen Museumsshops der Welt präsent. Wird das so bleiben?

Kießling: Wir werden sicherlich im Markt für hochwertige Bildbände weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Daran hat sich durch die aktuelle Situation nichts geändert – und es soll sich auch nichts
ändern.

Glauben Sie, dass es in fünf Jahren noch te Neues-Bildbände in den Buchhandlungen gibt?

Kießling: Davon bin ich fest überzeugt.

Wie hat sich generell das Geschäft mit Bildbänden im digitalen Zeitalter entwickelt? Gab es Einbrüche in den vergangenen zehn
Jahren?

Kießling: Der Markt für Bildbände ist im letzten Jahrzehnt geschrumpft. Hauptgründe sind die geringeren Margen im Buchhandel und die digitale Verfügbarkeit von einfachem Content. Allerdings wird es für hochwertige Bildbände, wie te Neues sie verlegt, immer einen Markt geben.