Mensch & Stadt Perfekter Klang in der Paterskirche

Kempen. · Die Kempener Organistin Ute Gremmel-Geuchen spielt nach 20 Jahren wieder eine Aufnahme mit Bach-Werken ein. Begleitet wird sie auf der Orgelbühne der Kempener Paterskirche von der Violinistin Annegret Siedel.

Die Organistin Ute Gremmel-Geuchen hat jetzt an der von dem Kölner Orgelbauer Ludwig König 1752 erbauten Barockorgel der Kempener Paterskirche geprobt. Im Juni und Juli sollen die gemeinsamen Aufnahmen für die neue CD stattfinden.

Foto: Emily Senf

Der Abstand zwischen der Konzertorganistin und der Violinistin auf der Orgelbühne wird eingehalten, die Töne dagegen, die die beiden Musikerinnen erklingen lassen, finden ihre Grenzen erst an den Mauern der Kirche: Sie dehnen sich in der gesamten Kempener Paterskirche aus und erfüllen aufs Schönste den Raum.

Dabei ist das erst „nur“ eine Probe von Annegret Siedel an der Violine und Ute Gremmel-Geuchen an der Orgel. Und es klingt schon so perfekt. „Ich würde noch einmal über die Registrierung nachdenken und an dieser Stelle waren wir nicht ganz zusammen, an dieser Stelle müsste ich etwas leiser spielen“, so tauschen sich die beiden erfahrenen Musikerinnen Siedel und Gremmel-Geuchen nach dem ersten Stück, „Nun komm, der Heiden Heiland“, Bach-Werke-Verzeichnis (BWV) 659, aus.

Aber der Reihe nach: Vor einem Jahr hatte die Kempener Musikerin Ute Gremmel-Geuchen die Idee, dass es nach 20 Jahren an der Zeit sei, eine neue CD aufzunehmen. Die letzte, auf der Musik zu hören ist, die an der Kempener Barockorgel aufgenommen wurde, ist längst ausverkauft. Und der Ruf der Musikinteressierten nach einer weiteren Aufnahme wurde lauter. Also begann Ute Gremmel-Geuchen zu planen: „Ich wollte ein neues Projekt, ich wollte inhaltlich anders denken.“ In der Violinistin Annegret Siedel fand sie eine gute Mitstreiterin: „Es macht ganz viel Spaß, mit Annegret Musik zu machen“, beteuert Gremmel-Geuchen begeistert.

Die beiden Musikerinnen haben sich vor etwa zehn Jahren während eines gemeinsamen Auftritts des Ensembles Bell’arte im Wiener Waldviertel gehört, kennen- und schätzen gelernt.

Folgende Idee begann sich in Ute Gremmel-Geuchen für die neue CD-Aufnahme zu formen: „Es erklingen ausschließlich Bach’sche Werke, die in verschiedener Weise eine Transkription darstellen.“ Unter einer Transkription wird die Umarbeitung eines Werkes für eine andere Besetzung verstanden. Darin war Johann Sebastian Bach ein Meister. Er bearbeitete häufig fremde, aber auch eigene Werke für neue Besetzungen. „Ihm fiel ein Streichkonzert von Vivaldi in die Hände und er war so genial, es für Orgel umzuschreiben“, erklärt die Musikerin.

„Wir denken weiter“, fügt sie hinzu. Sie hat Stücke erneut transkribiert, von Bach für Orgel beziehungsweise Cembalo umgeschriebene Stücke wurden nun für Violine und Orgel gesetzt. Dazu gehören die Triosonate e-Moll, der Schüblerchoral und das Marcellokonzert. Zu den von Bach selbst transkribierten Werken, die auf dem Programm für die CD-Aufnahme stehen, gehören neben dem Streichkonzert von Vivaldi das Praeludium und die Fuge d-moll BWV 539, ein Stück für Violine, das Bach für die Orgel umschrieb. Die CD wird den Titel „Copright Bach“ tragen.

Die Proben sollten schon früher stattfinden – doch durch die Corona-Pandemie mussten sie verschoben werden. In Abstimmung mit der Leiterin des Kramer-Museums, Elisabeth Friese, wurde der spätere Termin festgelegt. Und Ute Gremmel-Geuchen konnte vorab auf der Orgel die geplanten Stücke proben. Jede für sich bereitete sich also auf die gemeinsame Probe vor. „Aber man muss vor Ort üben, damit die Intonationen aufeinander abgestimmt werden können“, erklärt Gremmel-Geuchen.

„Es tut so gut, dass wir in der für Musiker schwierigen Zeit wenigstens die Gelegenheit zu einer CD-Aufnahme haben“, schwärmen die Musikerinnen.

Annegret Siedel ist mit dem Zug aus Hamburg angereist. Im Gepäck ihre beiden kostbaren Violinen: die eine ist eine Violine aus der Werkstatt des Tiroler Geigenbauers Jakob Stainer aus dem Jahr 1670. „Er war ein Trendsetter für den Geigenbau“, erklärt Siedel und beschreibt fachmännisch die Besonderheiten wie die hohe Wölbung von Decke und Boden und die fast unsichtbare Verbindung zwischen dem Geigenkörper und Geigenhals und schwärmt von der musikalischen Qualität dieser Violine.

Die zweite Violine ist unwesentlich jünger. Im Jahr 1741 wurde sie von Leopold Widhalm aus Nürnberg gebaut, für den Stainer ein großes Vorbild war. Ein barockes Gesamtbild bilden also die Violinen von Siedel mit der Ludwig-König-Orgel in der Kempener Paterskirche aus dem Jahr 1752.

Die Aufnahmen für die Musik-CD, die Ende dieses Jahres erscheinen soll, werden vom 22. Juni bis etwa 25. Juni stattfinden. Die CD entsteht für das Label Aeolus unter der Leitung des versierten Toningenieurs Christoph Frommen. „Wir werden für die Aufnahme die Stühle und Teppiche aus der Kirche nehmen, um den optimalen Klang zu bekommen“, erläutert Gremmel-Geuchen. Mit dem Label Aeolus gewann Ute Gremmel-Geuchen im Jahr 2013 einen „Echo Klassik“ für eine Bachaufnahme.