Kempen: Wirbel um Alsdorf-Austritt
Der Wechsel des Ratsherrn zu den „Freien“ löst bei der CDU Ärger und Unverständnis aus.
Kempen. Hoch schlugen am Donnerstag die Wellen in der Kempener Parteienlandschaft nach dem überraschenden Austritt von Georg Alsdorf aus der CDU. Der 34-Jährige hatte am Mittwochabend erklärt, dass er nach 18 Jahren in der Union sein Parteibuch zurückgibt und im Stadtrat zu den Freien Wählern Kempen (FWK) überschwenkt; die WZ berichtete am Donnerstag.
Als Begründung hatte Alsdorf die schlechte Stimmung in der CDU-Fraktion angeführt, die Unerfahrenheit der neu aufgerückten Unions-Ratsmitglieder; außerdem fühle er sich ausgebootet bei Entscheidungsprozessen in der Kempener CDU.
"Ich war völlig überrascht, als Georg Alsdorf mich am Mittwoch um 19.15 Uhr angerufen und über seinen Schritt informiert hat", sagt CDU-Fraktions-Chef Wilfried Bogedain. Für einen Austritt habe es keine Anzeichen gegeben, und die von Alsdorf erhobenen Vorwürfe seien "völlig unbegründet". Von schlechter Stimmung könne keine Rede sein. Von 19 CDU-Ratsmitgliedern seien sechs neu. "Ein normaler Wechsel, man befruchtet sich gegenseitig und die Neuen bringen Ideen mit", sagt Bogedain. Bezüglich Alsdorfs Schritt hat Bogedain eine Vermutung: "Er hat sich um den Vorsitz im Jugendhilfeausschuss beworben. Den hat aber Gerd-Wilhelm Stückemann bekommen."
Vielleicht war aber auch der Vater Vorbild, grübelt Bogedain. Rudi Alsdorf (65) war vor sechs Wochen aus der CDU ausgetreten, weil er sich in Sachen Fraktions-Vorsitz auf Kreisebene mit seiner Partei überworfen hatte. Ärgerlich findet Bogedain, dass Alsdorf nun fast fünf Jahre auf CDU-Ticket in den Ausschüssen sitzt, ohne die Fahnen der CDU hoch zu halten.
"Ich war völlig überrascht. Der Schritt ist für mich nicht nachvollziehbar", sagt Kempens CDU-Partei-Chef Jochen Herbst. Nach dem Austritt des Vaters habe man noch das Gespräch mit Georg Alsdorf gesucht, weil der Junior sachkundiger Bürger im Kreis ist. Die Personalie Alsdorf-Stückemann sei zugunsten des 43-jährigen Berufskolleg-Abteilungsleiters gefallen, weil Stückemann aufgrund seines familiären Hintergrundes mehr Erfahrung hat. "Wir haben Georg Alsdorf immer signalisiert, dass wir hinter ihm stehen. Schließlich haben wir ihn für einen Wahlkreis aufgestellt."
Die Neuen im Rat seien keine Frischlinge, wie von Alsdorf dargestellt. Herbst: "Da muss man fair sein." Den Schritt zu den "Freien" kann Herbst nicht nachvollziehen: "Vor einem Jahr hat er noch Stimmung gegen den Wechsel von Udo Kadagies zu den Freien gemacht- jetzt praktiziert er es selbst."
"Wir sehen es positiv und rufen Georg Alsdorf ein einstimmiges und herzliches Ja entgegen", frohlockt FWK-Sprecher Udo Kadagies. "Wir hoffen, dass das dem guten Klima zwischen allen Ratsfraktionen keinen Abbruch tut", heißt es in einer Presseerklärung der "Freien". akü