Kempener entzünden Licht für den Frieden auf dem Buttermarkt 1200 Menschen setzen ein Zeichen

Kempen · Hunderte Teilnehmer entzündeten am Mittwochabend auf dem Kempener Buttermarkt ein Licht für den Frieden. Viele Kempener wollen den Menschen in der Ukraine helfen. Die Stadt will die Plattform „Kempen hilft“ wieder aktivieren.

Rund 1200 Menschen, junge wie alte, kamen am Mittwochabend zum Buttermarkt, um ein Licht für den Frieden zu entzünden.

Foto: Norbert Prümen

Es war „ein Zeichen des Zusammenhalts in diesen ungewissen Zeiten“, das hunderte Menschen am Mittwochabend in Kempen setzten: Menschen jeden Alters – vom Baby im Kinderwagen bis zum Senior am Rollator – hatten sich auf dem Buttermarkt eingefunden, um ein Licht für den Frieden zu entzünden. Mitarbeiter des Ordnungsamts zählten aus den Fenstern des Rathauses rund 1200 Teilnehmer, die aufgrund der Enge auf dem Marktplatz Masken trugen und Kerzen in der Hand hielten, auch Friedenslichter in den Farben der ukrainischen Flagge in Blau und Gelb, dekoriert mit einer Friedenstaube. Kinder hatten Plakate gemalt und beschriftet, die Flagge der Ukraine zierte Mund-Nasen-Masken, umhüllte manche Teilnehmer wie ein Mantel, und die Fenster des Rathauses leuchteten bis zum späten Abend in Blau und Gelb.

Von einem „Zeichen des Zusammenhalts“ sprach Bürgermeister Christoph Dellmans (parteilos), der gemeinsam mit der Kempener Politik zu der Friedensaktion eingeladen hatte, von einem „Symbol, dass wir in schweren Zeiten zusammenstehen.“ Er erinnerte daran, dass an diesem Altweiberdonnerstag 2022 alles anders wurde als zunächst erhofft – durch den Einmarsch Russlands in die Ukraine. „Mein und unser aller Mitgefühl gilt in diesen Tagen den Menschen in der Ukraine, vor allem der Zivilbevölkerung“, so Dellmans, der hinzufügte: „Wir sind aber auch bei all den Menschen, die sich in Russland für den Frieden einsetzen, auf den Straßen demonstrieren und festgenommen werden.“

Pfarrer machte deutlich, welche konkrete Hilfe man leisten kann

Als Mitglied von „Mayors for Peace“, einer Organisation, die zur Abschaffung von Nuklearwaffen aufruft und sich der Friedensarbeit verschrieben hat, machte Dellmans deutlich, dass er, wie Politik und Verwaltung, „ausdrücklich und mit aller Entschiedenheit für den Frieden“ einstehe. Er rief den Teilnehmern auf dem Buttermarkt die Bilder vor Augen, die sie aus den Nachrichten kennen: die Bilder von Menschen, die vor den Bomben flüchten, von Männern, die kämpfen müssen, von Frauen und Kindern, die flüchten, oder sich russischen Militärfahrzeugen in den Weg stellen. „Stellen Sie sich vor, dass unsere Kinder in Kellern übernachten müssen, weil ein Putin Krieg will“, so Dellmans. „Stellen Sie sich vor, dass wir kein Wasser, keinen Strom haben, dass unsere Kinder an die Front müssen.“ Er rief diejenigen, die es wollten, dazu auf, einander die Hand zu reichen – ein „Zeichen des Friedens“, wie man es aus der Kirche kennt.

Ingrid Schmale von Amnesty International sprach auch persönliche Worte. Sie erinnerte an die Gastfreundschaft ukrainischer Familien, die sie 2010 bei einer Konzertreise selbst erlebte. Heute bewundere sie den Mut und die Stärke des ukrainischen Volkes und seiner Führer, und wünsche ihnen „aus tiefstem Herzen allen Erfolg bei der Verteidigung ihrer Heimat und all dessen, was ihnen Wert ist. Sie sollen nicht auch zu Märtyrern bei der Verteidigung ihres Landes werden.“ Man sei nicht hier, um „den Stab über ,die Russen‘ zu brechen“, sondern um Despoten etwas entgegenzusetzen: Licht, sagte Pfarrer Roland Kühne. Die Angriffe erfolgten im Dunkeln – hier und heute wolle man die Dunkelheit vertreiben und ein Licht für den Frieden anzünden. Er machte auch deutlich, welche konkrete Hilfe man leisten kann: Transporter mit Lebensmitteln füllen und in die Ukraine bringen, Busse zur Grenze fahren und Frauen und Kinder in Sicherheit bringen.

Die Stadt will die Plattform „Kempen hilft“ wieder aktivieren

Konkrete Hilfe sieht auch die Stadt Kempen vor. Viele Bürger wollen helfen, und um Sachspenden koordinieren zu können, will die Stadt die Plattform „Kempen hilft“ wieder aktivieren, kündigte Bürgermeister Dellmans an. Er freute sich sichtlich über eine Spende von vier Kempener Sportvereinen – Kempener Turnverein, Segel- und Surfclub Kempen, SV Thomasstadt und Vereinigte Turnerschaft –, die ihm 4000 Euro überreichten. Gleichzeitig stellt sich die Stadt darauf ein, Flüchtlinge aus der Ukraine aufzunehmen. Die Möglichkeiten der Unterkunft sollen in den nächsten Tagen sondiert werden, nach Auskunft von Stadtsprecherin Johanna Muschalik-Jaskolka stehen aktuell 34 Plätze zur Verfügung.

Das Friedensgebet, das sonst mittwochs an der Heilig-Geist-Kapelle stattfindet, war zum Buttermarkt verlegt worden. Dort sprachen Vertreter der evangelischen, katholischen und freikirchlichen Gemeinde gemeinsam Fürbitten – für die Menschen in der Ukraine, aber auch für die Machthaber, „denen der Maßstab des Menschlichen abhanden gekommen ist“, und für die mutigen Menschen in allen Ländern, die sich der Gewalt in den Weg stellen und „eine Stimme bekommen, die deinen Frieden bringt.“ Der Buttermarkt war erfüllt wie von einer Stimme, als die Teilnehmer gemeinsam das „Vater unser“ und zuvor das Friedensgebet, sprachen, in dem es heißt: „Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens ... dass ich ein Licht entzünde, wo die Finsternis regiert.“

(biro)