Kempener wollen helfen Arzt-Familie in Kabul in Gefahr
Kempen · Der Kempener Martin Kamp ist in großer Sorge um die afghanische Familie.
(biro) Kempener wollen dazu beitragen, dass eine fünfköpfige Familie die afghanische Hauptstadt Kabul verlassen kann. Die Familie sei vor den Taliban aus Masar-e Sharif nach Kabul geflüchtet, berichtet der Kempener Mediziner Martin Kamp, der die Familie durch seine Tätigkeit als Leiter des Projekts Tajik Aid kennt. Die Eltern gehörten zu den afghanischen Ärzten, die im Rahmen des Projekts Tajik Aid über zehn Jahre begleitet und weitergebildet wurden, berichtet Kamp: „Wir kennen uns seit fast elf Jahren und haben gemeinsam mit unserem Projekt in Tadschikistan und der Deutschen Cleft-Kinder-Hilfe ein Netzwerk für Kinder mit Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalten aufgebaut und haben auch gemeinsam afghanische Kinder in Tadschikistan operieren können“, sagt Kamp.
Doch nun sitze die Familie in Kabul fest. „Zwei Tage nach ihrer Ankunft übernahmen die Taliban Kabul. Für den kleinen Raum, den sie seit Tagen nicht verlassen können, haben sie ihr letztes Geld gegeben“, berichtet Kamp. Die Familie gehöre der schiitischen Minderheit der Hazara an, die von den Taliban als ungläubig angesehen und verfolgt werde.
Hinzu komme die Angst, dass ihre minderjährigen Töchter an die Taliban zwangsverheiratet werden könnten. „Ich erinnere mich an den Stolz, mit dem sie ihr Land auf der internationalen Konferenz im tadschikischen Duschanbe vorstellten und von ihren Fortschritten in der Medizin berichteten“, sagt Kamp. „In dem ewigen Nachkriegsland Afghanistan, das voller furchtbarer innerer und äußerer Verwüstungen war, schien es Frühling geworden zu sein und der Stolz der reichen Kultur an Boden zu gewinnen.“ Sicherheit, so ist Kamp überzeugt, werde es unter den Taliban nicht geben. So bleibe als einziger Ausweg, das Land zu verlassen.
Gemeinsam mit dem SPD-Bundestagsabgeordneten Udo Schiefner aus Kempen, der Mitglied der Kontaktgruppe für Zentralasien des Bundestags ist, setzt sich Kamp nun dafür ein, die Familie auf die Liste der durch die Bundeswehr zu rettenden Personen zu bekommen. Wie das Vorhaben gelingen soll, kann auch Kamp nicht sagen, „der Weg zum Flughafen wird für die Familie kaum zu schaffen sein“, fürchtet er.
Er stehe mit Kamp in ständigem Kontakt, berichtet Schiefner im Gespräch mit unserer Redaktion, und versuche zu helfen. Er begrüße es auch, wenn Städte erklärten, sie würden nun Flüchtlinge aus Afghanistan aufnehmen wollen. Allerdings gebe es bei Bund und Land auch entsprechende Szenarien, Flüchtlinge aufzunehmen und dann den Kommunen zuzuweisen. Mit Blick auf die aktuelle Lage in Afghanistan betont Schiefner: „Wir haben viele Menschen, die da zu retten sind. Insbesondere sind Frauen besonders gefährdet sowie Menschen, die in diesem System tätig waren.“