St. Martin in Kempen St. Martin kommt nicht auf dem Pferd, aber er kommt

Kempen · Auch wenn es in diesem Jahr keinen St.-Martinszug durch Kempen gibt, bereiten sich die Schüler in den weiterführenden Schulen mit Aktionen auf das Martinsfest vor. Der Grundgedanke des Teilens spielt dabei eine große Rolle.

Der Martinsdarsteller Franz-Josef „Jüppi“ Trienekens (Mitte) reitet mit seinen Herolden diesmal nicht durch die Kempener Altstadt. Der St.-Martinszug fällt aus. Trienekens soll aber die Gesamtschule besuchen.

Foto: Norbert Prümen

. Er wird nicht mit dem Pferd kommen, aber er kommt. Die Rede ist vom St. Martin. Besser gesagt vom bekannten Kempener Martinsdarsteller Franz-Josef „Jüppi“ Trienekens. Um 10 Uhr soll er am 10. November die Gesamtschule Kempen besuchen und den Schülern einen Willkommensgruß zuwinken. Damit aber nicht genug. Statt Martinszug gibt es in der Gesamtschule am 10. November einen Projekttag. „Die Jahrgänge fünf und sechs erhalten ein Alternativprogramm in der Aula, da diese Jahrgänge vom Ausfall besonders betroffen sind“, sagt Schulleiter Uwe Hötter. Dort wird es für jeweils zwei Klassen im Wechsel eine Martinsaktion geben.

Eine Ausstellung mit den an der Schule gebastelten Laternen gehört zum Programm. Außerdem wird die Martinsgeschichte vorgelesen, und es gibt die passende Musik dazu. Eine Martinsgabe rundet das Ganze ab. Zusätzlich basteln die Schüler in ihren Klassenverbänden von der Stufe fünf bis zehn kleine Tischlaternen. Unter dem Titel „Wir teilen ein Licht“ sollen die Laternen im Anschluss an jemanden verschenkt werden, der in diesen Zeiten ein kleines Licht als Hoffnungsträger brauchen kann. „Wir denken an Großeltern, Freunde oder Nachbarn, wo die Laternen vor die Tür gesetzt werden können“, sagt Hötter.

Die Stufe elf schreibt indes Martinsbriefe. Sie sind an Menschen gerichtet, die in diesen Zeiten besonders gelitten haben und auch weiterhin durch die strengen Coronavorschriften unter Einsamkeit leiden. Eine weitere Aktion der Gesamtschule trägt den Titel „Zeit teilen“. Durch den Wegfall des Umzugs erhalten die Schüler mehrere Stunden Zeit, die sie eigentlich dort verbracht hätten. Diese Zeit kann nun mit jemandem bewusst geteilt werden. Ein Anruf bei der Oma, Hilfe daheim oder für jemanden einkaufen – die Möglichkeiten sind vielfältig.

Am Luise-von-Duesberg-Gymnasium (LvD) in Kempen ist ebenfalls ein Projekttag zum Martinsfest angesetzt – speziell für die fünften und sechsten Klassen. Die Themen St. Martin und Teilen stehen bei verschiedenen Aktionen im Mittelpunkt, wobei jede Klasse allerdings unter sich bleibt. „Am späten Nachmittag werden wir zudem mit den Fünft- und Sechstklässlern einen Zug mit den selbst gebastelten Laternen über unser Schulgelände und durch die dunkle Schule machen. Wir wollen ein bisschen St. Martin spüren“, sagt Schulleiter Benedikt Waerder. Alles findet mit viel Abstand und ohne Eltern statt. Draußen sollen Big Band und Chor für musikalische Begleitung sorgen.

Das gesamte Gymnasium Thomaeum verwandelt sich – wie bereits berichtet – ab dem 10. November für vier Tage in eine einzige große Fackel. Dazu zieht der Gedanke des Teilens weitere Kreise, wobei es in diesem Jahr heißt: Flyer statt Spendendose. Seit 30 Jahren ist es eine Tradition, dass sich Schüler des Gymnasiums am Martinstag für bedürftige Kinder und Jugendliche einsetzen.

Jugendliche ab der Jahrgangsstufe acht gehen normalerweise in Kleingruppen von Haus zu Haus, um Spenden zu sammeln, und lassen damit die Idee vom Teilen und Helfen konkret werden.

Da dies aktuell aufgrund der Kontaktbeschränkungen aber nicht möglich ist, setzen die Gymnasiasten auf Flyer, die von den Oberstufenschülern entworfen wurden. Diese werden mit der Bitte um eine Spendenüberweisung in die Briefkästen verteilt. Die Aktion läuft in diesem Jahr für das Nazaret-Kinderdorf in Léogâne auf Haiti. Dort leben 80 Mädchen im Alter von zwei bis zwölf Jahren. Sie stammen aus armen Familien oder sind Waisen. Viele von ihnen sind unterernährt und haben weitere gesundheitliche als auch psychologische Probleme.

Im Kinderdorf stehen Baumaßnahmen an, darunter die Erweiterung der sanitären Einrichtungen, die Gestaltung einer Spielfläche und die Erneuerung der Trinkwasseranlage. „Priorität hat allerdings die psychologische, medizinische und pädagogische Hilfe für die Kinder“, sagt Petra Wacker, die Beauftragte der Martinsaktion am Thomaeum. Alle Beteiligten hoffen, dass die Kempener trotz der ungewohnten Form der Spendenaktion das Projekt unterstützen und sich die Mühe machen, eine Überweisung zu tätigen.