Kinder-Betreuung: Stadt Kempen vollzieht die nächste Kehrtwende

Aus der Pavillon-Lösung zur Großtagespflege wird nichts. Stattdessen soll nun doch die Hubertus-Schule entwickelt werden. Insgesamt ist die Lage angespannt.

Foto: Lübke/Reimann

Kempen. Um den Betreuungsbedarf im Bereich von Kitas und Tagespflege zu decken, wird im Rathaus weiterhin rotiert. Das zuständige Dezernat von Michael Klee vollzieht nun eine weitere Kehrtwende. Nach Informationen der WZ ist die angestrebte Container-Lösung auf einem Parkplatz an der Bendenstraße in St. Hubert schon wieder gestorben. Aus Kreisen der Politik erfuhr die Redaktion, dass die kurzfristige Übergangslösung in Pavillons für zwei sogenannte Großtagespflegen (zwei mal neun Kinder) zu teuer sei.

Foto: Lübke/Reimann

Nun will die Stadt offenbar doch wieder in der leerstehenden Johannes-Hubertus-Schule Platz für Großtagespflegen schaffen. Dies wiederum hatte die Verwaltung erst vor wenigen Wochen verworfen. Ein Umbau sei mit Blick auf das Thema Brandschutz zu aufwendig und teuer. Außerdem sei nicht gewährleistet, dass der Umbau der Schule rechtzeitig zu Beginn des Kita-Jahres im August über die Bühne gehen wird (die WZ berichtete Mitte Mai).

Bei dieser Einschätzung bleibt die Stadt Kempen auch jetzt. Intern plant die Verwaltung nach WZ-Informationen damit, dass die Räumlichkeiten in der ehemaligen St. Huberter Förderschule erst im Januar 2019 zur Betreuung von Kindern unter drei Jahren (U 3) zur Verfügung stehen. Wie der Betreuungsbedarf bis dahin gedeckt werden soll, scheint noch offen zu sein.

Auch bei einem Blick in die Vorlage für den Jugendhilfeausschuss am 19. Juni wird man nicht wirklich schlauer. Das Projekt Container auf dem Parkplatz neben der Kita Bärenstark beziehungsweise eine Lösung in der Hubertus-Schule wird gar nicht erst erwähnt. Die Verwaltung gibt lediglich an, dass der Betreuungsbedarf von Kempener Familien zum 1. August 2018, insbesondere der Kinder ab dem ersten Lebensjahr, erneut gestiegen sei. Dem Bedarf könne aber „annähernd Rechnung getragen werden“. Was so viel heißt, dass nicht alle Eltern einen Kita- oder Tagespflegeplatz bekommen werden.

Die annähernde Bedarfsdeckung sei unter anderem durch die Erweiterungen der Kitas Spatzennest (Kempen) und St. Antonius (Tönisberg) sowie durch Notgruppen in Kempen (Mullewapp, Regenbogen und Hermann-Josef) möglich gemacht worden. Zudem gebe es eine veränderte Nutzung von räumlichen Gegebenheiten in den Kitas Tabaluga (St. Hubert) und Schlösschen (Tönisberg). Ferner habe man mehr Tagespflegepersonen akquiriert und gezielt auf die Einrichtung von Großtagespflegestellen gesetzt — zum Beispiel im Gemeindezentrum von St. Josef in Kamperlings.

Laut Vorlage könne man so die Bedarfe in Kempen und St. Hubert decken. Für Tönisberg bezeichnet die Verwaltung die Lage aber weiterhin als „angespannt“. Das liege zum einen daran, dass die Erweiterung von St. Antonius kleiner ausgefallen sei — unter Berücksichtigung der Auflagen des Landesjugendamtes. Zum anderen habe man aber das Ziel, aus dem städtischen Quartiersbüro am Wartsberg eine Tagespflegegruppe zu machen, nicht umsetzen können. Aus Brandschutzgründen könne dort keine Nutzungsänderung erreicht werden.

Wie schon von der WZ berichtet, wird die Lage im Betreuungsbereich in den kommenden Jahren noch angespannter. Schon fürs kommende Kita-Jahr 2018/19 kalkuliert die Stadt mit einer Unterdeckung von sieben Gruppen (zirka 140 Kinder). Diese können nun durch die oben beschriebenen Maßnahmen weitgehend aufgefangen werden. 2019/20 könnten es aber in der Spitze schon 22,5 Gruppen sein. Allerdings nur dann, wenn man davon ausgeht, dass für 80 Prozent der Kinder ein Platz beansprucht wird. Derzeit liegt die Quote zwischen 46 (St. Hubert) und 58,5 Prozent (Kempen-Süd). Eine steigende Tendenz hatte Dezernent Klee aber schon Angang Mai gegenüber der WZ prognostiziert.

Um der Lage langfristig Herr zu werden, schlägt das Jugendamt verschiedene Maßnahmen vor. Zum einen sollten zwei neue Einrichtung im Rahmen der Erschließung des Kempener Westens gebaut werden. Dieses Gebiet steckt aber bekanntlich noch in der frühen Planungsphase. Ferner hält das Jugendamt eine Zusammenlegung der St. Huberter Kitas Bärenstark und Tabaluga für sinnvoll — in zwei neuen Einrichtungen und unter Berücksichtigung entsprechender Ausweitungen. Zudem brauche auch Tönisberg den Neubau einer Kita.

Im Bereich der Tagespflege müssen laut Jugendamt neue Konzepte her. Dazu gehört auch eine bessere Bezahlung der Tagesmütter und -väter. Diese Erfahrung habe die jüngste Akquise von Tagespflegepersonen gezeigt.

Ein konkretes Raum- und Neubauprogramm soll in Kooperation mit dem technischen Dezernat erstellt werden. Die Abstimmung soll unmittelbar nach den Sommerferien beginnen.

Eine Anfrage der WZ zur gesamten Thematik konnte von Dezernent Michael Klee bis Mittwochabend aus zeitlichen Gründen nicht beantwortet werden.