Grefrath Kinder lauschen Märchen von Frau Holle
Der Heimatverein Oedt lud zur Vorlesestunde ein. Rund 30 Kinder und 20 Erwachsene kamen dazu in die Burg Uda.
Oedt. Pech gehabt, dies trifft auf das Mädchen zu, das nicht arbeiten wollte und anstelle des erhofften Goldregens mit Pech überschüttet wurde. Das andere Mädchen hatte Glück, wurde von Frau Holle für seine Dienste reich beschenkt. Glück hatten auch die Kinder, die sich jetzt in der Burg Uda das Märchen von den Gebrüdern Grimm anhörten. Kurz, bevor die Märchenstunde losging, stellten Henriette Hilgers, Karl A. Willmen und Wolfgang Bertges draußen an der Burg viele große Teelichter auf.
Willmen, Vorsitzender des Heimatvereins Oedt, war etwas nervös. „Hoffentlich kommen viele Kinder“, sagte er. 20 Minuten später war seine Sorge verflogen: etwa 30 Kinder und 20 Erwachsene waren es, die erst einmal die 59 Stufen nach oben gingen und sich dann eng aneinander sitzend im Trauzimmer oder auf einigen Treppenstufen der Burg das Märchen der zwei unterschiedlichen Töchter anhörten.
„Märchentante“ war einmal mehr Henriette Hilgers. Eine erfahrene Museumspädagogin, die schon einmal dort vor etwa zwei Jahren „Die Schneekönigin“ vorgelesen hatte. In dem abgedunkelten Raum wirkte Henriette Hilgers mit ihren weißen Haaren wirklich wie eine „Märchentante“ aus einer anderen Zeit.
„Sonst lesen wir selbst unseren jüngeren Geschwistern was vor“, sagten Hannah (12) und Luisa (9). Diesmal gehörten sie selbst mit ihrer Mutter Kathi und ihrer jüngsten Schwester Luzie (2) zu den Zuhörern. Eine Familie war sogar aus Krefeld gekommen, eine andere aus einer benachbarten Flüchtlingsunterkunft.
So brachte der Syrer Ahmad Kutiny seine Ehefrau und die vier Kinder im Alter von zwei bis sieben Jahren mit. Seine älteren Kinder können schon gut Deutsch. Als es zum Abschluss einige kleine Überraschungen für alle Kinder gab, darunter Äpfel, Schokolade und kleine Geschicklichkeitsspiele, bedankten sie sich artig und in deutscher Sprache dafür. Die Oedter Filiale der Sparkasse Krefeld hatte diese Märchenstunde zusammen mit dem Heimatverein ermöglicht.
Hilgers hatte sich ein Märchen ausgesucht, das in die Weihnachtszeit passt und bei dem die Kinder auch mit dem Spinnen ein altes Handwerk kennenlernen konnten. Das Märchen beginnt ja damit, dass einem Mädchen die Webspule in den Brunnen fällt. Die Märchenerzählerin hatte einige Spindeln dabei. Der vierjährige Phil traute sich: nahm sich eine Spindel, die man früher zum Drehen des Fadens brauchte, und probierte das aus. Es war im Burgzimmer in etwa zwölf Metern Höhe mucksmäuschenstill. Ein Zeichen dafür, dass die Kinder gut zuhörten, die Geschichte gut ankam und spannend erzählt wurde.
„So ein Glühweinstand wäre auch nicht schlecht gewesen, während die Kinder bei der Märchenstunde sind“, sagte schmunzelnd ein Vater, der mit seinem achtjährigen Sohn Maik und mit der Nachbarstochter Mia (7) gekommen war. „Die beiden sind schon fast wie ein Ehepaar“, kalauerte der Oedter Volker Skeip. Worauf sofort der Kommentar von Maik kam: „Papa, das ist doch ein totaler Quatsch…“
Hinterher sah man sich noch einige Brunnen an der Burg an, zumal diese auch im Märchen eine Rolle spielen. Die Erwachsenen erhielten das Büchlein „Niederrheinisches Brauchtum im Glas“, in dem unter anderem die großen Fenster der Kirche St. Vitus zu sehen sind.