Klosterhof: Trafo-Station sorgt für Ärger

Die Anwohner Gertrud und Klaus Helbig kritisieren die Baumfällungen am Propsteigarten: Die Planung der Stadt sei chaotisch.

Kempen. Eine im Verhältnis zum Klosterhof-Bau eher kleine Trafo-Station, Am Propsteigarten, bereitet den Eheleuten Gertrud und Klaus Helbig großen Ärger. Weil diese Station zur Stromversorgung des neuen Wohn- und Geschäftszentrums an Orsay- und Burgstraße errichtet wurde, musste nun auch der letzte Baum auf der (ehemaligen) Grünfläche hinter ihrem Haus an der Burgstraße 11 (Sanitätshaus Kaatz) gefällt werden.

Bereits im September 2011 sind dort drei Bäume gefällt worden: Damals musste die bestehende Trafo-Station mit einer anderen am Burgparkplatz verbunden werden. Und auch damals waren die Helbigs verärgert, weil sie — entgegen der Absprache mit der Stadt — nicht über die Fällung informiert worden waren (die WZ berichtete).

In einem offenen Brief an Bürgermeister Volker Rübo und den Technischen Beigeordneten Stephan Kahl bezeichnen die Helbigs die Planung rund um die Großbaustelle Klosterhof als chaotisch. „Erst 2006 war an dieser Stelle ein neuer Transformator zur Sicherung der Stromversorgung der Altstadt errichtet worden. Und schon damals hatte es einen erheblichen Eingriff in den Grünbestand gegeben“, schreibt das Ehepaar.

Aus Sicht der Helbigs muss der Stadt schon damals klar gewesen sein, dass es anstelle des ehemaligen Kreishauses einmal ein großes Gebäude geben könnte. Klaus Helbig, der früher für die SPD im Stadtrat saß und heute noch sachkundiger Bürger ist, erinnert in diesem Zusammenhang unter anderem an Hotel-Pläne der damaligen Firma Heckmann.

2011 folgte schließlich die schon erwähnte Verbindung der Trafo-Stationen. Und jetzt der Bau einer komplett neuen Anlage Am Propsteigarten. „Ende Mai wurde uns von Herrn Kahl der Austausch der Trafo-Anlagen bestätigt: Die Fällung des letzten großen Baumes müsse sein, da der Standort alternativlos und nicht diskutierbar sei“, berichtet Anwohner Klaus Helbig.

Das bestätigte auch Kahl am Donnerstag gegenüber der WZ: „Ich habe die Eheleute Helbig über die anstehenden Arbeiten informiert.“ Der Beigeordnete ergänzt, dass es sich bei der Fläche Am Propsteigarten um eine städtische Fläche handelt: „Und diese Fläche ist in die gesamte Umgestaltung des Bereiches rund um den Klosterhof integriert.“ Bedeutet, dass nach Fertigstellung der Straßen und Plätze dieser Bereich wieder begrünt werden soll. „Gehölze und Vegetation sind dort geplant“, so Stephan Kahl, der noch nicht sagen kann, ob dort wieder „ein großkroniger Baum“ wachsen wird.

Die Notwendigkeit zum Trafo-Tausch, der in der vergangenen Woche abgeschlossen wurde, hat sich laut Kahl erst während der Bauphase des Klosterhofes ergeben. „Die Stadtwerke haben festgestellt, dass zur Sicherstellung der Stromversorgung von Klosterhof und der gesamten Altstadt eine neue Anlage gebraucht wird“, so der Dezernent. Dies habe unter anderem mit der Vermietung der Ladenlokale im Klosterhof zu tun: „Eine Bäckerei und ein Friseur verbrauchen wesentlich mehr Strom als beispielsweise ein Textilgeschäft.“

Friseur Hartmut Höninger verkündete bereits Ende April 2012, dass sein Laden von der Orsaystraße in den Klosterhof umzieht. Die Bäckerei Stinges steht offiziell seit Ende September 2012 als Mieter fest.

Das Ehepaar Helbig verschweigt nicht, dass der Ärger über die gefällten Bäume aus einem gewissen Eigennutz resultiert. „Schließlich war unsere Terrasse früher von Grün umgeben und geschützt“, sagt Gertrud Helbig. Allerdings sorgen sich die beiden um den allgemeinen Zustand der Grünflächen in der Altstadt — speziell am Klosterhof. „Für dieses Projekt sind schon viele Bäume gefällt worden — zum Beispiel entlang der Burgstraße“, ergänzt Klaus Helbig. Er ist sich sicher: „So grün wie es dort früher war, wird es nach Fertigstellung des Klosterhofes nicht mehr sein.“