Kreis Viersen Hilfe aus Kempen für Kinder in Kamerun

Kempen · Am Donnerstag, 1. Juli, wird im Rathaus am Kempener Buttermarkt eine Ausstellung zum Projekt „Haus der Sonne“ eröffnet. Gestaltet hat sie ein Sozialwissenschafts-Kurs der Kempener Gesamtschule.

Die Ausstellung zeigt die Arbeit vor Ort. Bisher mussten die Kinder ihr Trinkwasser mühsam herbeischleppen. Manche tragen die Plastikbehälter mit Wasser kilometerweit.

Foto: Haus der Sonne

Das „Haus der Sonne“ ist ein Heim für Straßenkinder, für Kinder aus sehr armen Familien, für Waisen- und Halbwaisen in Kamerun. Unterhalten wird es von einem gemeinnützigen Verein in Kempen, den im Februar 2017 der Kempener Christian Eloundou gegründet hat. Als er 2003 als Asylbewerber nach Kempen kam, erfuhr Eloundou von vielen Seiten umfangreiche Hilfe. Um die zurückzugeben, startete er ein Projekt in seiner Kameruner Heimatstadt Mbouda: Kinder und Jugendliche, die mittellos sind und auf Hilfe angewiesen, sollen eine Basis für eine gute Zukunft in ihrem Land bekommen – mit Kleidung, Ernährung, medizinischer Versorgung und Ausbildung. Mittlerweile werden dort in einem renovierten Gebäude, eben dem „Maison de Soleil“, 50 Kinder mit einer warmen Mahlzeit täglich und mit Unterricht versorgt.

Und so kam es zu der Ausstellung, die am Donnerstag, 1. Juli, um 16.30 Uhr im Kempener Rathausfoyer eröffnet wird: Um eine optimale Förderung zu erreichen, rieten Experten dem Verein „Haus der Sonne“, mit einer Kempener Schule zusammen zu arbeiten. Da bot sich die Gesamtschule an, die für ihre sozialen Aktivitäten, die Einsatzbereitschaft ihrer Schüler und großzügige Spenden bekannt ist. So spendeten 2019 die Schüler des Jahrgangs 9 insgesamt 2800 Euro an das „Haus der Sonne“ – von dem Erlös, den sie sich an einem Arbeitstag in Kempener Betrieben verdient hatten. Das war am sogenannten „Sozialen Tag“, dem letzten, den die Gesamtschule vor Corona umsetzte. 

Beschäftigung mit fremden Kulturen ist der Schule wichtig

Ein weiterer Grund, das „Haus der Sonne“ zu unterstützen: Die Beschäftigung mit fremden Kulturen ist der Gesamtschule ein wichtiges Anliegen. Auf Anregung des Vereins „Haus der Sonne“ nahm sie Christian Eloundous Projekt in ihren Lehrplan auf und bildete einen Sozialwissenschaftskursus als Unterrichtsplattform. Dort lernen die jungen Leute, andere Kulturen zu verstehen, anderen zu helfen und sich dabei selbst weiter zu entwickeln.

Christian Eloundou hat den Sowi-Kurs 9 mit seiner Leiterin Alissa Schürhoff oft besucht und mit Infos versorgt. Bald wurde der Kameruner den jungen Leuten mit seinem „Haus der Sonne“ ein Vorbild. Aus den Fakten, die sie von Eloundou mitgeteilt bekamen und die sie sich mithilfe ihrer Lehrerin selbst erarbeiteten, haben die Schüler diese Ausstellung zusammengestellt.

Auf den 80 großformatigen Plakaten, auf einfallsreich gestalteten Grafiken und an Beispielen afrikanischer Landestracht bekommt der Besucher einiges zu sehen. Anschaulich dargestellt werden Eloundous Biographie und seine Motivation zu helfen. 1974 in Kamerun geboren, verlor er mit zwölf Jahren durch eine Naturkatastrophe seine Familie und lebte auf der Straße, bis ein katholischer Priester ihm ein Zuhause bot und die Möglichkeit, das Abitur zu machen. Fleißig und engagiert, gründete der junge Mann nach entsprechender Ausbildung eine Druckerei. Aber als er sich für Menschenrechte engagierte, musste er das Land verlassen.

In seiner neuen Heimat Deutschland hat er einiges erreicht: 2003 den Weltmeistertitel in der Taekwondo-Disziplin „Bewegungsformen“; 2016 die Veröffentlichung der Autobiografie „König der Sonne – Flucht vor der Heimat“. 2019 schließlich eine Auszeichnung der Kempener Grünen für besondere Verdienste um ihre Stadt: das „Steckenpferd“.

Plakate zeigen, was alles vor Ort in Kamerun passiert ist

Plakate zeigen die Arbeit vor Ort, im „Haus der Sonne“ in Mbouda. Kinder, die eine warme Mahlzeit verzehren; ohne den Verein blieben sie hungrig. Kinder, die voll Eifer am Unterricht teilnehmen – ohne diese Förderung blieben sie Analphabeten. Neues Unterrichtsmaterial ist beschafft worden, mit dem das Lernen noch mehr Freude machen soll.

Und: Bisher mussten die Kinder ihr Trinkwasser, Plastikbehälter auf dem Kopf balancierend, kilometerweit herbeischleppen. Man sieht, wie jetzt durch die großzügige Spende eines Kempener Bürgers ein Brunnen frisches Wasser spendet und ein zweiter im Bau ist, 32 Meter tief, von Hand ausgehoben und mit Solarstrom betrieben. Eine neue Küche mit Herd und Backofen ersetzt die bisherige offene Feuerstelle.

Man sieht auf Plakaten Vorstand und Mitglieder des Vereins „Haus der Sonne“ in Kempen und in Mbouda, man liest die Beweggründe der Mitarbeit. Man erfährt, wie und woran die Kempener Gesamtschüler gearbeitet haben und wie sie davon profitierten. „Durch das ‚Haus der Sonneՙ habe ich gelernt, dankbarer zu sein für das, was ich habe und die kleinen Dinge wertzuschätzen“, sagt Sowikurs-Teilnehmer Jonathan Stoutz. Und fügt hinzu: „Ich habe gelernt, wie ich durch mein Handeln das Leben anderer verändern kann.“ Schon das erfahren zu haben, ist ein solches Projekt doch wert.