Viel Betrieb in Arztpraxen Zahl der Atemwegserkrankungen steigt
Kempen · In vielen Büros, in Betrieben und Kitas schlägt die Krankheitswelle schon voll zu: Viele Menschen sind aktuell von Atemwegserkrankungen betroffen. Dabei muss es sich nicht unbedingt um Corona handeln.
Mit Husten, Schnupfen und Fieber geht es in den Herbst: Die Erkältungssaison ist in vollem Gange. In vielen Einrichtungen sind Mitarbeitende erkrankt. Rundum husten und schniefen Menschen. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts liegt die Aktivität der akuten respiratorischen Erkrankungen, das sind Atemwegserkrankungen, bereits auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Das Geschehen werde weiterhin hauptsächlich durch Rhinoviren und Sars-CoV-2 bestimmt. Die Zahl schwer verlaufender Atemwegsinfektionen sei aber stabil geblieben und liege auf dem Niveau der Vorjahre, heißt es beim Robert-Koch-Institut.
Wie ist die Situation im Kreis Viersen?
Auch im Kreis Viersen sind viele Menschen erkältet. „Unsere Praxis war schon am Montagmorgen brechend voll“, bestätigt Arndt Berson, Vorsitzender der Kreisstelle Viersen der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) und als Hausarzt in Kempen tätig. Obschon die Temperaturen noch angenehm sind, leiden bereits viele Patienten an Atemwegserkrankungen. Dabei muss es sich allerdings nicht unbedingt um Corona handeln. Die Symptome der akuten respiratorischen Erkrankungen sind nämlich ähnlich: Kopfschmerzen, Husten, Abgeschlagenheit und Müdigkeit.
Sollte man denn einen Corona-Test machen?
„Ja, Sie können durchaus noch einen alten Corona-Test, der in der Schublade liegt und noch nicht abgelaufen ist, für einen Schnelltest verwenden“, sagt Berson. Doch für ihn und seine Kollegen sei es gar nicht mehr relevant, um welche Form der Erkrankung es sich handelt. Sind doch die Therapieformen gleich: Schleimlöser für den Husten – dieser kann sich unangenehmerweise wochenlang hinziehen –, Schmerzmittel gegen die Kopf- und Gliederschmerzen sowie viel Ruhe – und Bewegung an der frischen Luft.
Soll man zu Hause bleiben?
Das müsse man nicht, erklärt Berson. Niemand müsse sich mit Corona heute noch isolieren, „aber aus Rücksicht auf andere sollte eine Maske getragen werden, und Arbeit im Großraumbüro oder Shopping im Kaufhaus sollten vermieden werden“, rät der Mediziner. Es sei auch durchaus bei nur leichtem Verlauf möglich, weiter zu arbeiten. „Besonders Patienten im Homeoffice, denen es einigermaßen gut geht, arbeiten weiter“, weiß der Hausarzt. Quarantäne wie zu Hochzeiten der Pandemie gibt es nicht mehr. Aber Rücksicht sollte den Gesunden gegenüber auf jeden Fall genommen werden.
Und wenn man zu krank ist, um arbeiten zu gehen?
„Wenn ein Patient richtig hinfällig ist, schreiben wir natürlich auch eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung aus. Auch am Telefon gibt es von uns die AU für bis zu fünf Tage“, sagt Berson. Sollte die Krankheit anhalten, ist eine längere Krankschreibung über diese Zeit hinaus nach vorheriger Vorstellung in der Praxis auch durchaus möglich. Das machen wir vom Einzelfall abhängig“, sagt Berson.
Zum Glück komme es kaum noch zu schweren Fällen, die intensivmedizinisch in der Klinik behandelt erden müssten, sagt der Vorsitzende der KVNO-Kreisstelle Viersen. Berson stellt eine Corona-Grundimmunisierung fest. Selbst die Ungeimpften hätten in den vergangenen Jahren einmal Corona durchgemacht und verfügten dadurch über einen Schutz.
Wann sollte man sich impfen lassen?
Mit Beginn des Herbstes können sich Menschen jetzt auch gegen Grippe und Corona impfen lassen. In der Praxis von Berson und seinen Kollegen in Kempen beispielsweise startete man am 1. Oktober mit der Grippeschutz- und der Coronaimpfung. „Wir gehen aktiv auf Patienten über 60 Jahre und chronisch Kranke zu und bieten die Impfungen an“, sagt der Mediziner, der gemeinsam mit seinen Kollegen auch die Patienten in Alten- und Pflegeeinrichtungen medizinisch betreut und impft. Laut ständiger Impfkommission (Stiko) ist eine gleichzeitige Impfung gegen Corona und Grippe möglich. „Wir raten den Patienten, die schon einmal Probleme mit einer Impfung hatten, aber zu zwei Terminen, das ist verträglicher“, sagt Berson.