Kempen Kunst, Mode — und Liebe vom Land

Im Altstadtgeflüster geht es um leere Läden im Kunstzentrum an der Ellenstraße. Doch wir besuchen auch Cafés und den Wochenmarkt.

Kempen. Jetzt gibt es doch wieder einige leere Schaufenster an der Ellenstraße. Als der Künstler Wijo Heinen im Frühjahr 2014 mit dem Fahrrad über die Ellenstraße fuhr und die vielen Leerstände sah, wollte er etwas tun. Die Idee zum „Kunstzentrum Kempen“ war geboren. Aus den leeren Geschäften an der Von-Broich-Passage wurden Ateliers und Galerien. Nun war der Mietvertrag zwischenzeitig ausgelaufen und ein Teil der Künstler ist ausgezogen. Drei der fünf Ladenlokale stehen leer. So organisieren zurzeit Günter und Silvia Heimbucher sowie Max Bachschuster eine neue Bleibe für ihre Kunst. Wahrscheinlich sind sie bald am Industriering Ost zu finden. Zurzeit sei an der Ellenstraße zu vieles offen, so Günter Heimbucher. Eine Zukunft sieht der Künstler an der Ellenstraße nicht. Die Stadt hat bei ihren Planungen für neue Gebäude an der Ecke Ellenstraße/Hessenwall auch schon die Passage mit in den Blick genommen und hofft, dass dort langfristig etwas Neues entsteht.

Das Ende des Kunstzentrums ist das aber noch nicht. Denn Initiator Wijo Heinen macht weiter — und sucht nach Künstlern, die nun einziehen wollen. „Am Montag war der Hausverwalter da und hat uns die Zusage gegeben, dass wir alle bleiben können“, so Heinen. Das gelte auch für die anderen Geschäfte in der Passage, wie die Pizzeria und das Musik-Geschäft. Heinen ist wichtig, einen Jahresvertrag zu haben mit einer dreimonatigen Kündigungsfrist. Wenn sich dort etwas tun sollte, will er einer Entwicklung nicht im Wege stehen. Nun hofft Heinen, dass sich viele Interessenten finden, die das Kunstzentrum wiederbeleben wollen. Auch wenn er etwas sorgenvoll in die nahe Zukunft sieht. „Im Dezember soll der Abbruch losgehen“, berichtet Heinen mit Blick auf die Neubaupläne an der Ecke Ellenstraße/Hessenwall. „Das ist schon eine Sache, die uns bekümmert.“

Apropos Kunst: Eine Umstrukturierung steht im Geschäft „Kunst und Mode Helmrath“ an der Judenstraße 1 bevor. Wie Wolfgang Helmrath dem Flüsterer verriet, wird es künftig mehr Kunst und weniger Mode geben. Derzeit läuft der Ausverkauf der Kollektion des Wachtendonker Unternehmens Rundholz zum halben Preis. „Danach wird die Auftragsmalerei ausgebaut“, so Wolfgang Helmrath, der das Geschäft mit Ehefrau Gudrun betreibt. Porträts, künstlerische Blickfänge fürs Wohnzimmer — all dies wird es verstärkt geben. Auch Schmuckartikel bleiben aber im Angebot.

Foto: Kurt Lübke

Altstadtgeflüster

Er kann es nicht lassen. Erwin Falk steht auch nach 50 Jahren noch immer von morgens bis abends in seinem Burgcafé an der Thomasstraße 27. Und wird auch noch weitermachen, versicherte er dem Flüsterer, nachdem das ein oder andere Gerücht kursierte, Falk würde in den Ruhestand gehen. Verdient hätte es der 75-Jährige ganz sicher. Aber ein geeigneter Nachfolger konnte bisher nicht gefunden werden, und ehe Falk sein Café aufgibt, macht er eben lieber selbst weiter. Das gilt natürlich auch für sein gesamtes Team, das teilweise schon seit 15 Jahren für ihn arbeitet. Auch sonst bleibt alles beim Alten. Von montags bis samstags stehen jeden Tag 13 verschiedene Frühstücke zur Auswahl, sonntags gibt es von 9.30 bis 13 Uhr ein Frühstücks-Buffet für die Gäste. Kleiner Tipp: Sonntags am besten einen Tisch reservieren. Es könnte eng werden.

www.burgcafe-falk.de

Na endlich: Heute eröffnet an der Judenstraße 5 „Café Fiedler — Kuchen und Kohlrabi“. Nach einigen Verzögerungen bei den notwendigen Genehmigungen werden ab sofort Frühstück, ein kleiner Mittagstisch sowie Kuchen und Waffeln serviert. Die Öffnungszeiten: In der Woche von 8.30 bis 18 Uhr, am Wochenende 9.30 bis 18 Uhr. Mittwoch ist Ruhetag.

Bereits gestern hat ein neues Blumengeschäft an der Peterstraße 34 eröffnet. „Land Liebe “ heißt der Laden von Kirsten und Anna-Lena Schmetter. Mutter und Tochter sind beide ausgebildete Floristinnen und stammen aus Geldern. Bisher hat Kirsten Schmetter ein Blumengeschäft in Krefeld gehabt, ihre Tochter arbeitete in Düsseldorf. Dann kam die Idee auf, gemeinsam weiterzumachen — „und meine Tochter wollte unbedingt nach Kempen“, so Schmetter. In das Ladenlokal an der Ecke Heilig-Geist-Straße hatten sich beide dann sofort verliebt. Die Räume wurden komplett renoviert und lebendig gestaltet, „damit die Blumen sich entfalten können“. Zur Gestaltung tragen unter anderem großformatige Bilder der ebenfalls aus Geldern stammenden Künsterin Sabine Zilleckens bei. Und warum heißt das Geschäft „Land Liebe“? „Weil wir vom Land kommen und alles mit Liebe machen“, verrät Kirsten Schmetter augenzwinkernd.

Quizfrage: Wo gibt’s freitags in der Kempener Altstadt die längsten Warteschlangen zu bewundern? Na klar, auf dem Wochenmarkt. Und noch genauer: Am Stand mit den schlesischen Wurstwaren. Die Fleischerei R&H Pierzina aus Duisburg-Homberg scheint mit ihrer Ware den Geschmack der Thomasstädter zu treffen.

Vor der Kempener Landesburg stand jetzt eine Gruppe Krefelder Besucher. Raubritter? Belagerer? Weit gefehlt: Es handelte sich um eine Gruppe Ex-Pennäler, zwischen 68 und 70 Jahre alt. Vor genau 50 Jahren, am 3. November 1966, hatten die Herren am Arndt-Gymnasium ihr Abitur gemacht und wollten das Ereignis mit einem Rundgang durch die Altstadt begehen. Also: Ein Kompliment der Seiden- an die Thomasstadt. Geführt wurden die Arndtianer von ihrem Klassenkameraden, dem Kempener Historiker Hans Kaiser, der in Willich aufwuchs, mittlerweile aber in Kempen lebt. Zwischendurch kehrte man auf ein gepflegtes Helles im Treppchen ein und abends im Montecastello, wo Kaiser Bilder aus den Höhen und Tiefen des vormaligen Schülerdaseins zeigte, dazu einen Film vom letzten Jubiläums-Treffen.

Ob die Besucher aus Krefeld mit dem Auto angereist sind, weiß der Flüsterer nicht. Klar ist nur: Auf dem Kirchplatz werden sie nicht geparkt haben. Denn dort ist seit kurzem die neue beampeltePoller-Anlage in Betrieb. Sicher nur ein Gerücht ist es, dass ortskundige Kempener die Anlage umfahren wollten, indem sie mit ihrem Pkw durch die Arkaden des benachbarten Wohn- und Geschäftshauses schlüpften. Wer nicht gerade einen dicken Geländewagen nutzt, dem könnte das zwar tatsächlich gelingen. Ob aber tatsächlich jemand diese Dreistigkeit besessen hat, ist eine ganz andere Frage.