Grefrath Gartenschau 1970 war ein Spektakel
Grefrath. · Hunderttausende kamen vor knapp 50 Jahren nach Grefrath zur bis dahin größten Schau, bei der sogar ein Kampfjet abhob.
Jetzt, wo intensiv über eine Bewerbung für die Landesgartenschau 2026 diskutiert wird, blickt so mancher Grefrather nostalgisch zurück. 1970 war die Gemeinde schon einmal Ausrichter, und schöne Erinnerungen werden wach. Ein Blick in alte Zeitungen versetzt zurück in diese Zeit vor fast 50 Jahren: Damals wurde die Dorenburg restauriert, um das heimatkundliche Museum des Kreises, heute das Niederrheinische Freilichtmuseum, aufzunehmen. Das Eisstadion befand sich im Bau. Und vom 12. bis 20. September strömten mehr als 300 000 Besucher in die Gemeinde zur dritten und bis dahin größten Landesgartenschau in Nordrhein-Westfalen.
Die Gemeinde hatte die sumpfigen Wiesen gekauft und rund 1,2 Millionen Mark in die Gestaltung investiert. Mit Planierraupen, fruchtbarem Mutterboden, Blumen und Ziersträuchern ließ die Gemeinde das 265 000 Quadratmeter große Gelände in eine Landschaft verwandeln, „um die sie von den Nachbarn im Kreis Kempen heftig beneidet wird“, hieß es damals in der Zeitung. Der Erholungs- und Sportpark „Im Schwingboden“ entstand.
Grefrath hatte sich gut auf den Ansturm vorbereitet. 100 Privatzimmer hatten Bürger für die Unterbringung von Gästen zur Verfügung gestellt. Eine Großküche stand bereit, 1500 Personen passten in das Festzelt. Dazu hielten sich 14 Gaststätten bereit. 10 000 bewachte Parkplätze gab es.
Das Wetter machte es den Veranstaltern nicht leicht
Ein Sturmtief mit viel Regen und Wind am dritten, vierten und fünften Tag hatte zwar vorübergehend den Optimismus der Aussteller getrübt. Doch in der zweiten Wochenhälfte holte die Sonne das nach, was sie anfangs versäumt hatte.
102 Aussteller boten „geschmackvoll gestaltete Stände und anschauliche Sonderschauen“. In der Ausstellung „Wohnen und Freizeit im Grünen“ zeigten in Ausstellungshallen und auf dem Freigelände Firmen aus Industrie, Handel und Gewerbe ihre Leistungen. Freizeitgestaltung und naturverbundenes Wohnen präsentieren auch die Ausstellungsstände der Kreise Kempen und Geldern sowie der Städte Krefeld, Viersen, Nettetal und der Gemeinde Brüggen.
Ein Highlight war damals – und auch noch viele Jahre danach – der begehbare Teich. Auf Trittsteinen konnte man die prächtigen Blüten der Seerosen aus der Nähe betrachten. Praktische Infos boten die Mustergärten, „lehrreich wie ästhetisch“ zeigte sich die Gemeinschaftsschau der niederrheinischen Gärtner. Bereits im Vorfeld angekündigt wurde die Kopie des Sonnenkalenders des Montezuma auf dem Gelände: Als Wandbrunnen wurde dieser in einem der Atriumgärten aufgestellt.
Neben Gärten standen Sport und Spiel im Vordergrund. Eisschießen auf einer Kunststoffbahn sollte einen Vorgeschmack auf die Eissporthalle geben. Für die Kinder wurde ein Robinsonspielpatz, Rasen zum Raufen und Ballspielen angelegt. „Bubbleplast“ hieß ein damals neuartiger Spaß, bei dem sich Kinder auf aufgeblasenen, durchsichtigen Großspielzeugen austoben könnten. Es gab Tiere, vom Kaninchen über Flamingo bis hin zu Pony und Alpaka. Es wurde Kunst gezeigt: Zwölf Bildhauer unterschiedlicher Richtungen stellten aus.
An den neun Tagen wurde zudem ein buntes viel Programm geboten. Es gab zahlreiche Sportwettbewerbe, Schwimmen, Rhönradturnen und eine WDR-Fußballelf, die gegen Prominente aus dem Kreis antrat, Modenschau der Girmes-Werke und ein Festival „Blumen international“, bei dem es viel zu erleben gab.
Den Höhepunkt bildete der Start eines Harrier-Düsenflugzeugs
Zum Abschluss sahen die Zuschauer auf dem Flugplatz Niershorst eine Bandbreite der Flugkunst von Segelflug bis hin zur „Demonstration des ersten ausgereiften Düsen-Senkrechtstarters“, der 7,2 Tonnen schwere Harrier, lockte. Modellflieger gingen ebenso in die Luft wie die „Red Pitches“, belgische Heeresflieger in ihren Hubschraubern. Unvollendet war zum Start eine besondere Attraktion: der 25 Meter hohe Stahlaussichtsturm. Zur Eröffnung konnten die Besucher gerade einmal auf die erste Ebene steigen. Der Entwurf stammte aus einem Ideenwettbewerb der Krefelder Werkkunstschulen. „Nicht die angespannte Lage auf dem Stahlmarkt war schuld daran, dass der Turm nicht fertig wurde, sondern die schwierige Statik. Kein Zweifel jedoch: Der Plan ist realisierbar“, hieß es damals in der Zeitung. Realisiert wurde der Aussichtsturm mit dem Zeichen der Landesgartenschau tatsächlich. Heute steht er längst unter Denkmalschutz.