Kempen Letzte Ruhe unter Bäumen

In Kempen soll es neue Urnengräber geben. Einen Beschluss gab es allerdings nicht. Die Friedhofsgärtner sind noch unzufrieden.

Foto: Kurt Lübke

Kempen. Die Zahl der Urnenbestattungen steigt, die Bereitschaft Gräber zu pflegen sinkt — die Anforderungen an die Friedhöfe verändern sich immer mehr. Nun stellte die Stadtverwaltung mit dem Beratungsbüro Plan-Rat aus Kassel die konkreteren Ideen für ein neues Konzept und eine neue Gebührensatzung vor. Einen Beschluss wollte der Technische Beigeordnete Stephan Kahl allerdings noch nicht herbeiführen. Weil sowohl der Landesverband Gartenbau als auch die Kirche Informations- und Erörterungsbedarf angemeldet habe, wolle man zu einem Runden Tisch einladen, an dem auch Vertreter der Ratsfraktionen teilnehmen.

Besonders auf dem Friedhof an der Berliner Allee soll es in Zukunft drei neue Formen der Bestattung geben. Eine Möglichkeit ist ein „pflegevereinfachtes Grab mit Gestaltungsoption“. Sarg oder Urne werden in ein Grab gelassen, das zu einem großen Teil mit Rasen bewächst. Ein Streifen kann individuell bepflanzt oder mit Stein oder Tafel gestattet werden. Für Urnen soll es hochwertig gestaltete Gemeinschaftsanlagen geben, an denen der Name des Verstorbenen auf einer Tafel angebracht werden kann. Zudem soll dann die Möglichkeit bestehen, seine Urne unter Bäumen bestatten zu lassen. Auf einer Natursteinstele werden die Namen eingraviert.

Durch die neuen Grabarten soll es möglich sein, die Lücken, die sich vermehrt zwischen den Wahlgräbern auftun, zu schließen. Diese mit Rasen bewachsenen Flächen seien sehr pflegeintensiv, so Grünflächenamtsleiterin Patricia Schürmann. Um die Gebühren auf Dauer im Rahmen zu halten, sollen diese Lücken geschlossen werden. Daher sollen im westlichen Bereich des Friedhofs keine neuen Gräber mehr vergeben werden. In den bestehenden Gräbern darf weiterhin bestattet werden.

Man habe bereits viele intensive Gespräche mit Friedhofsgärtnern dazu geführt, erklärte Schürmann. Dem widerspricht aber ein Kempener Friedhofsgärtner. Man habe zwar immer wieder telefoniert. „Richtige Gespräche hat es aber nie gegeben“, erklärt er auf WZ-Nachfrage. Man habe noch viele Idee, die man gerne in die Planungen einbringen wolle. Den Friedhofsgärtnern gefalle es nicht, dass die Stadt mit den neuen Grabarten die Pflege in den eigenen Händen behalten will. „Wir lassen uns ungern die Arbeit wegnehmen.“

Dazu haben die Planer eine neue Gebührensatzung aufgestellt. Diese setzt sich nun nach einer Vielzahl von Faktoren zusammen. Das führt dazu, dass sich fast alle Beträge — mal mehr, mal weniger — verändern (Beispiele siehe Info-Kasten). Die Gesamtsumme der Kosten, die auf die Nutzer umgelegt werden, sinkt auf jeden Fall.

Klaus Güß vom Beratungsbüro Plan-Rat erläuterte im Planungsausschuss, dass laut Rechtsprechung der Ansatz eines Kostenumfangs für öffentliche Funktionen eines Friedhofs erforderlich ist, der nicht in die Gebühren einfließen darf. Sprich: Weil die Anlagen auch einen so genannten „grünpolitischer Wert“ haben, muss die Stadt auch aus der eigenen Tasche einen Teil der Kosten stemmen. Für Kempen ist das nach den neuen Berechnungen ein Mittelwert von 10,15 Prozent, für 2016 also rund 53 000 Euro, die aus dem städtischen Haushalt getragen werden müssen.

Auch über die Gebäude und wie man diese aufwerten könnte, haben sich die Planer Gedanken gemacht. Dazu sollen auch noch Gespräche mit den Bestattern vor Ort geführt werden.

Das Konzept für die neuen Bestattungsformen konzentriert sich zunächst auf den Friedhof Berliner Allee. Der Friedhof St. Hubert wurde bereits vermessen, um einen „Zielbelegungsplan“ erstellen zu können. Für den Friedhof Tönisberg soll das auch noch folgen.

Nun soll der Entwurf also Anfang 2016 noch einmal zur Beratung und zum Beschluss vorgelegt werden. Die Stadt würde ihre Pläne gerne schnell umsetzen. „Wir stehen unter Zeitdruck die neuen Angebote schaffen zu müssen“, so Kahl. Schon jetzt ist eine große Nachfrage nach den pflegeleichten Angeboten groß. Und wenn es diese nicht in Kempen gibt, lassen die Menschen ihre Angehörigen dann vielleicht woanders bestatten.