Kempen Licht und Luft gegen Winterblues
Die dunkle Jahreszeit schlägt manchen aufs Gemüt. Die WZ hat bei einer Psychiaterin und einem Lichtplaner nachgefragt, was gegen Trübsal hilft.
Kempen. Bis zum kürzesten Tag des Jahres sind es knapp vier Wochen. Zwar werden ab dem 21. Dezember die Tage wieder länger, aber bis wir das deutlich merken, sind noch viele Stunden ohne all zu viel Tageslicht zu überstehen. Und dieses brauchen wir dringend. Morgens spät hell, abends früh dunkel und dazwischen oft auch düster: Das kann aufs Gemüt schlagen. Doch es gibt Möglichkeiten, den Winterblues zu besiegen. Die WZ hat sich bei einer Ärztin für Psychiatrie und einem Licht-Profi schlaugemacht.
Lichtmangel und eine dadurch gedämpfte Stimmungslage können Müdigkeit, Rückzug in die eigenen vier Wände, aber auch verstärkten Appetit auf meist kohlenhydratlastige Lebensmittel hervorrufen. Gibt man all diesen Dingen nach, ist das Stimmungstief nicht weit weg. Was muss man also tun, damit gar nicht erst eine Winterdepression aufkommt?
Zunächst gehe es darum, was einem gut tut, sagt Dr. Ruth Metten. Das kann ein schöner Tee sein, wie beispielsweise aus Johanniskraut oder Entspannungsübungen. „Es geht darum, Stress abzubauen“, sagt die Psychiaterin. „Denn in der dunklen Jahreszeit dreht sich viel um dunkle Themen. Und auch das wenige Licht bedeutet Stress.“ „Wichtig ist auch ein Achtsamkeitstraining“, sagt die Psychiaterin. Sollte sich der Winterblues in eine Depression verwandeln, gebe es beispielsweise die Lichttherapie. Den Vitamin-D-Spiegel im Auge zu behalten, ist in der lichtarmen Jahreszeit wichtig. Hilfreich seien auch Bewegung an der frischen Luft während des Tages und eine gute Ernährung. „Abends auf dem Sofa, wenn es so gemütlich ist, wird schnell zu Keksen gegriffen. Das ist nicht gut“, sagt die Kempener Medizinerin. „Frisches Obst, Gemüse aus der Region und vollwertige Ernährung tun dem Körper gut und liefern Vitamine und andere Nährstoffe.“
Gibt es denn Möglichkeiten, mit einem besonderen Lichtkonzept die persönliche Stimmung zu heben? „Ja“, ist die Antwort von Holger Hüpen. Der gebürtige Mülhausener hat sich als Lichtplaner auf die Beleuchtung für private Haushalte, aber auch Firmen spezialisiert. „Die einfachste Methode besteht darin, in größeren Räumen mindestens fünf bis sieben unterschiedliche Leuchten einzurichten und verschiedene Lichtinseln zu schaffen“, erläutert der 41-Jährige. „Das gelingt mit Decken- und Wandleuchten, Schienensystemen für die Allgemeinbeleuchtung, Tisch- und Stehleuchten für behagliche Lichtstimmung und für gerichtetes Leselicht sowie Akzentbeleuchtung, die den Blick auf Bilder, Gemälde oder farbige Wände richtet.“
Wichtig sei, so Hüpen, möglichst natürliches Licht zu erzeugen. Dieses sei sehr lebendig und verändere sich ständig im Laufe des Tages und des Jahres — sonnig oder dämmrig, warm oder kalt, diffus oder mit harten Schatten. Hüpen: „Diese Lichtverhältnisse beeinflussen die Hormonproduktion des Menschen. Aktuelle Forschungen beschäftigen sich damit, wie Licht unsere ,innere Uhr’ steuert. Es bestimmt Tag- und Nachtzyklus, lässt uns müde oder aktiv fühlen.“
„Human Centric Lighting“ werden laut Hüpen diese modernen Beleuchtungskonzepte genannt. Sie berücksichtigten diese Erkenntnisse. Er als Lichtplaner nutze das Tageslicht, regele und steuere das künstliche Licht ganz nach Bedarf. „Wir können die Lichtverhältnisse automatisch der Tageszeit und dem Tageslichtanteil anpassen — und damit die ,innere Uhr’ beeinflussen“ sagt Hüpen. Helles, eher kühles Licht sorge dann für den „Frischekick“ am Morgen; warmes, rötlich gefärbtes Licht für Entspannung am Abend.
Aber nicht nur die Lichtinseln sind von Bedeutung, sondern auch die Auswahl von Leuchtmitteln. Hüpen: „Bei LED sollte man auf eine eher warme Lichtfarbe achten, diese wird mit dem Wert Kelvin angegeben und sollte zwischen 2700 bis 3000 Kelvin liegen. Die Farbtemperatur kann man sich so vorstellen, wie einen immer heißer werdenden Metallblock beim Schmied, je höher die Temperatur, desto ,blauer’ wird das Licht.“ Sprich, 2500 Kelvin fühlen sich sehr warm an, 4500 sehr kalt. Hüpens Tipp: Beim Wechsel von herkömmlichen auf LED mache es Sinn, auf dimmbare Leuchtmittel zu achten, bei denen sich während des Dimmvorgangs auch die Farbtemperatur verändert. „Das Licht wird dann wärmer als das einer alten Glühlampe“, erklärt Hüpen.
Und nun möchte die WZ wissen, was Sie, liebe Leserinnen und Leser, gegen Trübsal in der dunklen Jahreszeit tun? Haben Sie ein Geheimrezept? Oder spielt für Ihr Wohlbefinden die Jahreszeit keine Rolle? Ihre Meinung möchte die Redaktion vor Ort am Freitag von 10 bis 11 Uhr auf dem Buttermarkt hören. Sollten Sie keine Zeit haben, vorbeizukommen, so können Sie gerne ein E-Mail schicken:
redaktion.kempen@wz.de