Lobberich: Leise Töne von Tommy Engel
Der ehemalige Frontmann der Bläck Fööss zeigte auf Burg Bocholt ein breites Spektrum seines Könnens.
Lobberich. "Ich han leever wenn et Sommer is" - mit diesem Song begrüßte Tommy Engel das Publikum auf der Bühne im Innenhof der Burg Bocholt und sprach damit wohl vielen der rund 400 Besuchern aus dem Herzen. Denn zwar war der Innenhof mit einem großen Schirm vor Regen geschützt, aber das Konzert war aufgrund des Wetters doch eher ein herbstliches als ein sommerliches Vergnügen.
Doch Tommy Engel versteht es, wohlige Wärme zu verströmen. Der ehemalige Bläck-Fööss-Frontmann legte von Anfang an richtig los, zu Songs seiner Formation LSE, Bläck-Fööss-Hits wie "Drink doch ene met", "Meiers Kättchen" oder "Katrin" schunkelte sich das Publikum warm.
So ganz wollte sich Engel nicht nur auf die Wirkung seiner alten Klassiker verlassen, streute mit Hilfe seiner routinierten sechsköpfigen Band immer mal wieder Jazz-, Reggae- oder Country-Töne in seine Songs ein, ohne diese dabei zu sehr zu entfremden. Auch die Beatles würdigte er, in dem er Hits der Fab Four fast originalgetreu wiedergab.
Das Ambiente der Burg Bocholt tat ihr übriges und verzauberte nicht nur das Publikum, sondern auch den Künstler. "Isch find et schön he", bekannte er, "hier kann man et ushalte."
Tommy Engel steht seit 50Jahren auf der Bühne, hat viel erlebt und will sein Publikum daran teilhaben lassen. So berichtete er von seiner großen Familie, seiner Zeit mit den Bläck Fööss, in der "war nicht alles schön, aber das Schöne überwiegt". Oder auch wie es war, mit Trude Herr auf der Bühne zu stehen.
Engel stimmte in der Burg Bocholt lieber die leiseren Töne an. So berichtete er von der Anteilnahme in Köln nach dem Einsturz des Stadtarchivs, bei dem zwei junge Männer starben. Aus diesem Anlass hat er das Lied "Un dann es et widder keiner jewäse" geschrieben.
Nicht von allen Seiten wurden diese ruhigen Töne immer gewürdigt. Die Mischung aus Sitz- und Steh-Gelegenheiten sorgte gerade im hinteren Publikumsbereich immer wieder für Unruhe, sodass sich ein Zuhörer gezwungen sah, lautstark um Ruhe zu bitten.
Doch spätestens zum großen Finale konnte sich Engel der Aufmerksamkeit gewiss sein. Denn er fuhr die großen Geschütze auf, gab den Elvis Presley mit einer kölschen Version von "In the Ghetto", nämlich "Alles netto" mit der er die kölsche Neigung zur Schwarzarbeit aufs Korn nahm. Gab sich fast klassisch, indem er das Volkslied "Funiculì, Funiculà" mit "Estrich, Estrich, Super-Laminat" übersetzte und besang mit der Melodie der Arie "Nessun Dorma" ein "Tässchen Doornkaat". Engel zeigte gerade bei Letzterem, welche gesanglichen Qualitäten er hat.
Die letzten Töne waren noch nicht verklungen, da sprangen die ersten begeisterten Zuhörer auf und forderten eine Zugabe. Die gab es dann auch in Form von "En unserem Veedel" und "Niemals geht man so ganz".