Maurer-Hilfe für Haiti

Berufsschüler vom Niederrhein opfern ihren Urlaub und legen stattdessen im Erdbebengebiet kräftig Hand an.

Kempen/ Liancourt. „Wir haben kein Geld, aber wir können mauern.“ So reagierten die Schüler einer Klasse des Berufskollegs Kempen, als sie im Januar 2010 im Religionsunterricht über das am Vortag von einem verheerenden Erdbeben zerstörte Haiti sprachen.

Für die Maurerlehrlinge war sofort klar, dass sie helfen wollen. Anfang April dieses Jahres besuchten sie den Inselstaat und arbeiteten drei Wochen am Bau eines Ausbildungszentrums für Lehrer. Am Freitag landeten sie erschöpft, aber glücklich wieder in Düsseldorf.

Nachdem die Schüler beschlossen hatten auf Haiti anzupacken, suchte ihr Lehrer Pfarrer Roland Kühne nach einem passenden Projekt. Durch Zufall stieß er dabei auf die Erkrather Peter-Hesse-Stiftung, die sich seit 30 Jahren in dem Karibikstaat engagiert und dort vor allem Lehrer für frühkindliche Erziehung ausbildet.

„Ich fand das irre und toll, dass diese Jungs unbedingt etwas für Haiti machen wollten“, sagt Vorsitzender Peter Hesse. Da bei dem Erdbeben ein Ausbildungszentrum für Lehrer zerstört worden war, plante die Stiftung einen dringend benötigten Neubau im Ort Liancourt, nördlich der Hauptstadt Port-au-Prince.

Anfang April dieses Jahres machten sich die Kempener Helfer auf den Weg in die Karibik: Kühne und die sieben Maurerlehrlinge, Französischlehrerin Bärbel Trappmann und Englischlehrerin Katrin Schubert als Dolmetscher sowie Mathematiklehrer Arno Schnickels-Frieters, der als Bauleiter eingesetzt wurde.

„Es sah auf Haiti noch schlimmer aus, als auf den Bildern im Fernsehen“, erinnert sich Berufsschüler Jörg Tappiser (21) aus Viersen. „Es war schockierend, all diese Trümmer und die Armut zu sehen“, ergänzt Mitschüler Dominik Klokow (19) aus Grefrath.

Bei Temperaturen von bis zu 36 Grad hoben die Mauererlehrlinge mit Unterstützung einheimischer Arbeiter Fundamente für das neue Ausbildungszentrum aus und füllten sie mit Zement.

Da der Neubau der Ausbildungsstätte ursprünglich rund 120.000 Euro kosten sollte, kam die Hilfe der Kempener Maurerlehrlinge zur richtigen Zeit. Dank ihres Einsatzes reduzierten sich die Kosten auf 40.000 Euro. In Kempen wurden unterdessen Spenden gesammelt, um die Reisekosten zu finanzieren.

Für den weiteren Bau der Gebäude ist die Peter-Hesse-Stiftung nun auf weitere Unterstützung angewiesen. „Es gibt viel gespendetes Geld für Haiti, das noch auf Konten liegt, weil man nicht weiß, wie man es vernünftig einsetzen soll“, erklärt Hesse.

Er hofft nun darauf, dass das Projekt in Liancourt damit finanziert werden kann. Auch die Berufsschüler aus Kempen würden keinen Moment zögern, sollte ihre Hilfe noch einmal benötigt werden: „Wir wären sofort dabei.“