Mit dem Pinsel gegen den Terror
„Dunkle Winde“ heißt eine Ausstellung mit Bildern von Ammar Abdal.
Grefrath. Es trägt den schlichten Titel „Die Realität“. Zu sehen ist ein Kind, über dessen Rücken ein Gewehr hängt. Es kniet über einem Grabhügel aus Steinen, der über einem Kleinkind aufgeschichtet ist. Unter den Steinen schaut das Gesichtchen hervor, davor liegt ein Schnuller. Es ist ein Bild, das mehr als 1000 Worte aussagt.
Ein Stückchen weiter ist es eine Mutter, die aus einem Massengrab die Leiche ihres toten Kindes geborgen hat und sie in den Armen hält. Eine andere Szene zeigt die Versklavung von Frauen. Unter dem Titel „Sinjar´s Berge“ ist der Einmarsch der IS in Sinjar zu sehen. Menschen, die gemordet werden und die verzweifelt versuchen, sich und ihre Familien zu retten.
„Mit meinen Bildern möchte ich eine Botschaft übermitteln. Ich möchte zeigen, welches Leid die Jesiden erfahren. Es scheint, als würde sich niemand für unsere Geschichte interessieren. Ich möchte viele Menschen erreichen, um ihnen unsere Geschichte zu erzählen“, sagt Ammar Abdal. Unter dem Titel „Dunkle Winde“ zeigt der Künstler erstmals seine Arbeiten in Deutschland, nachdem ein Teil der Werke bereits in Barcelona zu sehen war. Im Grefrather Jugendheim „Dingens“ eröffnete Bürgermeister und Schirmherr Manfred Lommetz jetzt die Ausstellung.
Die Bilder hat Abdal, der in Mossul Kunst studierte, bis auf eine Ausnahme in den drei Jahren vor seiner Flucht gemalt. Eines der Bilder entstand in Grefrath, wo Abdal seit sechs Monaten lebt, nachdem er im Januar 2017 aus dem Irak geflohen ist.
„Ich habe bis 2014 in meiner Heimat Kinder künstlerisch unterrichtet. Der Krieg begann und die Arbeit war nicht mehr möglich“, berichtet der 34-Jährige. Er fing an, Bilder gegen die Regierung zu malen, was letztendlich zu seiner Flucht führte.
Abdal bannte das Leid der Jesiden in Öl auf Leinwand. Jedes einzelne seiner 14 Bilder ist mehr als nur eindrucksvoll. Es sind Bilder, die den Betrachter nicht mehr loslassen. Die Werke berichten von unendlichem Leid. Aber auch von Hoffnung wie es die „Erschaffung der Welt“ macht.
„Mit dem Pinsel führt Ammar Abdal einen Kampf gegen den Terror und gibt den Menschen eine Stimme“, sagte Rolf Tophoven bei der Eröffnung der Ausstellung. Der Terrorismus-Experte bemerkte, dass jedes dieser Werke ausdrucksstärker als ein dpa-Bild sei. Zu der Ausstellung kam es durch den Grefrather Streetworker Leon Küsters, der aufgrund seiner Arbeit mit jungen Flüchtlingen Abdal kennenlernte.
„Wir würden die Bilder gerne in einem Museum ausstellen, um noch mehr Menschen zu erreichen. Ich habe erste Kontakte mit dem Museum Abteiberg aufgenommen und hoffe, dass es klappen wird“, berichtete Küsters. Ansonsten würde sich der Streetworker freuen, wenn es zu weiteren Präsentationen der Ausstellung im Kreis Viersen und darüber hinaus kommen würde.
“ Die Ausstellung „Dunkle Winde“ im Grefrather Jugendheim „Dingens“, Rathausplatz 2, ist heute noch von 18 bis 20 Uhr geöffnet. Ammar Abdal sowie ein Übersetzer sind vor Ort. Der Eintritt ist frei. bt