St. Hubert: Die Laiendarsteller der Kendel-Bühne in Bestform Akteure der Kendel-Bühne sind tolle Komödianten
St. Hubert · Die Laiendarsteller aus St. Hubert verschmolzen bravourös mit ihren Rollen und begeisterten das Publikum.
Als Bruder von zwei Schwestern hat man es nicht leicht und als Ehemann einer Frau, die nur die Kirche im Sinn hat, auch nicht. Wenn noch Opa und Oma im Haus wohnen, die manches durcheinander bringen, dann lebt man schnell in einer „verrückten Familie“. Und so hieß das neue Lustspiel von Walter G. Pfaus, das im Forum Premiere feierte.
Die Kendel-Bühnen-Akteure zogen wieder alle Register und zeigten ihr komödiantisches Talent. In den 18 Jahren seit der Gründung ihrer Theatertruppe haben sie ihr Können tüchtig erweitern können. Und so nimmt der ganz alltägliche Wahnsinn in einem „bekloppten Hushalt“ wie es Vater Heiner Witzig (Johannes Dicks) auch diesmal wieder auf gut Hüppersch Plott ausdrückt, seinen Lauf: Denn Ehefrau Verena (Sabine Kranen) und die Kinder Kerstin (Miriam Verhoeven), Alex (Jupp Kranen) sowie Teenie-Tochter Uschi (Licia Stickelbrock) halten den begnadeten Handwerker, der laut Aussage seiner Ehefrau jedoch vier linke Hände hat, ganz schön in Trab.
Wenn dann beim Anstreichen noch der Opa (Hartmut Reimer) mitmischen will, der auf seine alten Tage hinter jedem Rock her ist, und die verwirrte Oma (Irmi Lemke) dazwischen funkt, der Pastor (Manfred Schenk) um seine Kollekte besorgt ist und die Nachbarin Grete Wohlrabe (Karin Balters) sowie Verenas beste Freundin Carmen Rost (Sabine Dicks) auftauchen, ist das Chaos perfekt. Zum Eklat kommt es, als Carmen den vernachlässigten Hausherrn trösten will, und beide in verführerischer Pose auf dem Sofa liegend, von Ehefrau Verena erwischt werden. Schließlich sind es die Kinder, die mit einem „Familiengericht“ die Fäden entwirren und so heißt es am Ende: alles gut.
Schon im Frühjahr hatten die Proben begonnen. Besonders das Abrollen auf den Brettern, die die Welt bedeuten, musste gelernt werden. Denn Johannes Dicks als Heiner Witzig ging beim Türenstreichen unter dem Jubel des Publikums mit Opa (Hartmut Reimer) mehrfach zu Boden. Wenn er sich tollpatschig mit dem Hammer auf den Daumen schlug, dann war das ganz großes Kino. Jupp Kranen mit Dreadlock-Perücke und Haremshose, auch ansonsten im Stil der 68er, zeigte als bekiffter Alex, im frechen Dialog mit Schwester Miriam Terhoeven, was er drauf hatte. Wunderbar auch Licia Stickelbrock als pubertierende Uschi, die als Mangamädchen auftrat.
Manfred Schenk war wieder in einer Pfarrer-Rolle zu sehen, die er wahlweise würdig oder in diesem Fall auch mal volltrunken ausfüllte. Überhaupt spielte Bowle als Requisit in diesem Stück eine große Rolle. Und so probierten die Kendel-Bühnen-Komödianten bei jeder Aufführung ein anderes Rezept aus, wie Regisseurin Karin Schenk verriet. Bei der Premiere gab es die Kiwi-Nuance. Irmi Lemke riss als tüdelige Alte die Zuschauer zu Lachstürmen hin. Ob beim ständigen Kostümwechsel oder ihrem Auftritt im Unterhemd, sie fiel nicht einmal aus ihrer Rolle. Aber auch Sabine Kranen als moralinsaure Gattin, Sabine Dicks als verführerische Freundin und Karin Balters als geschwätzige temperamentvolle Nachbarin, gingen in ihren Rollen auf.
Wie immer war das Publikum begeistert und dankte mit lang anhaltendem Applaus. Zum Erfolg haben auch Nelly Pricken als Souffleuse beigetragen, Karin Schenk mit der Regie, Theo Balters mit aufwendiger Technik. Zum ersten Mal kamen Headsets zum Einsatz, die Maskenbildnerin, die für Perücken und Schminke sorgte und natürlich auch Johannes Dicks als Spielleiter und Übersetzer der Komödie in Hüppersch Plott . So ist die Kendel-Bühne mal wieder ihrem Ruf als „Gute-Laune-Truppe“ gerecht geworden und hat ihren Fans, die nicht nur aus St. Hubert, sondern auch aus dem Umland kommen, viel Freude gebracht.