Museumstag: Unterirdisch Kultur erleben
Kulturfreunde hatten am Sonntag die Wahl: Grabkammern besichtigen, auf traditionelle Weise Waffeln backen oder von Museum zu Museum radeln.
Kempen/Grefrath/Nettetal. Die Grabkammern der Mönche im Keller des Kempener Kramer-Museums sind hinter dicken Mauern gut verborgen. Normalerweise haben Besucher keinen Zutritt zu dem Gewölbekeller, in dem dicke Lüftungsrohre laufen und die Decke niedrig ist. Eine Ausnahme ist der Internationale Museumstag, zu dem am Sonntag zahlreiche Museen eingeladen hatten.
Im Kramer-Museum gab es für Groß und Klein einiges zu entdecken. Petra Zilken erklärte den kleinen Besuchern in einer Führung, wie die vielen Gegenstände ins Museum kommen und erzählte vom Namensgeber Konrad Kramer, der auf Dachböden, Schuppen und Kellern nach wertvollen Stücken gesucht hatte. Hatte er ein Objekt ins Auge gefasst, verfolgte er es hartnäckig. Wie das Gemälde "Anbetung der Könige", für das er sich sogar mit der Haushälterin eines verstorbenen Pfarrers verlobte, um in seinen Besitz zu gelangen - die Verlobung löste er dann aber schnell wieder auf.
"Ich finde interessant, wie viel der gesammelt hat", staunte die siebenjährige Caroline aus Kempen, die mit rund einem Dutzend anderer Kinder aufmerksam zugehört hat. Das Museum bekommt heute noch Stücke geschenkt oder geliehen. Manchmal finden sich alte Schätzchen bei Grabungen in der Erde.
Die Krabler-Werkstatt, der Original-Nachbau der Bau- und Kunstschlosserei von Wilhelm Krabler, früher auf der Peterstraße in Kempen, war an diesem Tag zum Ansehen und Anfassen geöffnet. "Viele ältere Besucher kennen den Krabler noch", berichtet Klaus Edelhagen über die positive Resonanz. Die kleinen Besucher sind hingegen neugierig darauf, selbst einmal einen schweren Hammer in die Hand zu nehmen.
Vom schönen Wetter profitierte das Niederrheinische Freilichtmuseum Dorenburg in Grefrath, über dessen Gelände zahlreiche Besucher schlenderten. Sie warfen einen Blick ins Backhaus, wo ein Feuer prasselte, oder ins Bienenhaus, wo die fleißigen Tierchen summten. "Wir haben den Museumstag zum Anlass genommen, einmal herzukommen", erzählte Eva Seidel, die mit Mann Martin und den Kindern David (7), Jonas (5) und Sarah (2) von Kempen nach Grefrath gefahren war. Für die Kinder sei es interessant zu sehen, dass es einmal eine Zeit gab, als der Strom nicht aus der Steckdose und das Wasser nicht aus dem Hahn kam. David und Jonas hatten besonderen Spaß an der Modelleisenbahn, die ihre Runden im Spielzeugmuseum drehte.
Passend zum Ambiente der Dorenburg hatte Märchenerzählerin Ingeborg Bitterer Geschichten von Bauern und heimischen Tieren mitgebracht.
Durch Nettetal führte eine Fahrrad-Rallye mit Quiz rund ums Feuerwehrmuseum in Breyell, das Textilmuseum "Die Scheune" und Dorfmuseum in Hinsbeck. Wie zum Beispiel der große Webstuhl in der Scheune heißt? "Einige Besucher fragen einfach danach, andere hören interessiert zu und werden besonders aufmerksam, wenn der Name fällt", sagte Brigitte Heitzer. Der Schnellschützen-Webstuhl heißt so, weil er das Schiffchen, Schütze genannt, mit dem Garn geradezu durch die längs gezogenen Kettfäden schießt.
Beim Feuerwehrmuseum in Breyell mussten die Teilnehmer fünf Länder nennen, aus denen Feuerwehrhelme kommen, die in einer großen Glasvitrine ausgestellt sind. "Die 160 Helme kommen aus 25 verschiedenen Ländern", sagte Reinhold Heußen stolz. Im kleinen, aber feinen Feuerwehrmuseum gibt es einige Raritäten zu entdecken, wie eine alte Breyeller Feuerwehrspritze aus dem Jahr 1886, als das Wasser zum Löschen noch mit Muskelkraft bewegt werden musste.
Auch unabhängig von der Rallye kamen viele Besucher zufällig an den geöffneten Nettetaler Museen vorbei und freuten sich über unerwartete Einblicke.