Mensch & Stadt Der Frühjahrsschnitt ist Teamarbeit
St. Hubert. · Nabu-Mitglieder haben sich im Naturschutzgebiet Schadbruch in St. Hubert um die Obstbaumpflege gekümmert.
Vorsichtig zieht Peter Kunz die Schutzhülle über der Klinge vom Hochentaster ab und setzt den Kopf auf den Teleskopstab. „Den Teleskoparm können wir bis zu drei Meter ausfahren. Damit kommen wir hier überall problemlos ran“, sagt der Vorsitzende vom Naturschutzbund (Nabu) Kempen und packt als nächstes die Bügelsäge aus, die genau wie die Schneidgiraffen zu den Werkzeugen gehört, die an diesem Morgen zum Einsatz kommen. Auf der so genannten Zwölf-Morgen-Fläche in St. Hubert steht der Erhaltungs- und Verjüngungsschnitt der dortigen Obstbäume an.
Auf der insgesamt drei Hektar großen Wiese, die größtenteils von Totholzhecken eingerahmt wird, stehen die verschiedenen Apfel- und Birnensorten sowie Quittenbäume. „Dabei geht es hinter der Totholzhecke, die man von hier aus sieht, noch weiter. Dahinter befindet sich nochmals die gleiche Fläche mit Obstbäumen“, sagt Michael Coenen, der stellvertretende Nabu-Ortsgruppenleiter, der sich ebenfalls eingefunden hat. Es gilt, auf jeder der beiden Flächen insgesamt 22 Obstbäume zu schneiden. Die Streuobstwiese befindet sich im Besitz des Nabu-Bezirksverbandes Krefeld-Viersen und wurde bislang immer vom Nabu Obstwiesenschutz-Team betreut. „In diesem Jahr kümmern wir uns erstmals um die Rückschnitte“, berichtet Kunz. Inzwischen sind die Arbeitsgeräte einsatzbereit.
Stefan Molkenthin und Uta van Ouwerkerk, die die Nabu-Kindergruppe leitet, greifen wie Kunz und Coenen zu den Werkzeugen. Am ersten Baum erklären Kunz und Coenen nochmals die Aspekte, die beim Obstbaumschnitt zu berücksichtigen sind. Wie bei allen Arbeiten im Garten kommt es in erster Linie auf das richtige Werkzeug und den korrekten Umgang damit an. Das machen die beiden in einem theoretischen Einführungsteil schnell klar. „Der Satz, man soll einen Hut durch einen Obstbaum werfen können, gilt eigentlich noch immer“, sagt Kunz. Es gilt, Licht in den Baum zu bringen. Dafür müssen die Wassertriebe entfernt werden. Auch die Triebe am unteren Stamm kommen weg. Wichtig sind glatte Schnitte, bei denen es nicht zu Quetschungen kommt.
Arbeitssicherheit
steht an erster Stelle
Wie der Sicherheitsschnitt aussieht, demonstrieren Kunz und Coenen. „Damit ein größerer zu schneidender Ast nicht durch sein Gewicht abknickt, wird je ein Schnitt von oben und unten angesetzt, bevor endgültig durchtrennt wird“, erklärt Coenen. Durch den Schnitt soll auch eine vernünftige Krone mit der Kegelform nach oben entstehen. Wobei die Krone des Baumes möglichst durch einen mittigen Ast gebildet werden soll. Liegen viele Äste übereinander, muss entschieden werden, was weg kommen soll. Hier gilt: Übung macht den Meister. Das praktische Arbeiten stellt den besten Lehrmeister dar.
Arbeitssicherheit steht an erster Stelle, wie die beiden Nabu-Experten verdeutlichen. „Und dann noch etwas: Sollte an einem Baum Pilz festgestellt werden, muss das Werkzeug kurz desinfiziert werden, bevor am nächsten Baum weitergearbeitet wird. Über die Gerätschaften können wir sonst den Pilz von Baum zu Baum übertragen“, erklärt Kunz.
Dann geht es los. An einem Tag ist die Arbeit nicht zu schaffen, zumal die abgesägten Äste auch noch von der Wiese entfernt werden müssen. „Ein Landwirt schneidet das Gras der Fläche und er wäre nicht erbaut, wenn er später durch das hohe Gras fährt und Äste seine Maschine blockieren oder gar außer Gefecht setzen“, sagt Kunz. Zumal das Schnittgut noch weitere wichtige Aufgaben erfüllt. Er wird dort, wo die Totholzhecken bereits kräftig nachgesackt sind, wieder verfüllt. „Vielleicht reicht es auch, dass wir noch eine weitere Ecke mit einer solchen Hecke bestücken können“, meint Coenen.