Nasser Auftakt fürs Altstadtfest
Am Inhalt war nichts auszusetzen — nur das Wetter sorgte für Unmut.
Kempen. Der bange Blick in den Himmel verheißt nichts Gutes. Freitagabend, kurz nach 20 Uhr auf dem Buttermarkt: Seit einer Stunde sorgt die Live-Band „Push Up“ für feinsten Soul — allein das Publikum fehlt. Wenige Wetterfeste stehen eng an eng unter den Markisen und Vordächern der Bierpilze und Cocktailbars. Maibowle, Holzkohleduft und heiße Rhythmen wollen nicht so recht zum Wetter beim Auftakt des Altstadtfestes passen: Gewitter und Wind bestimmen die Szenerie. „Schade“ findet das nicht nur Werbering-Chef Armin Horst, der sich gut beschirmt von der Qualität der Soulband überzeugt.
Alle Hoffnung ruht zu diesem Zeitpunkt auf den kommenden 48 Stunden. Zumal es für die Düsseldorfer Eventagentur Orion die Premiere als Veranstalter des Altstadtfestes ist. Nach einer stürmischen Nacht beginnt am Samstagvormittag dann das rege Händlertreiben auf den Straßen und Gassen der Altstadt. Einige Händler, so ist zu erfahren, haben ihr Kommen des Wetters wegen kurzfristig abgesagt. Die verbleibenden Kräfte scheinen fest entschlossen zu sein, das Festmotto „Shoppen, Spiel und Spaß und heiße Sounds“ mit Leben füllen zu wollen.
Da blitzt es wieder — diesmal jedoch nicht vom Himmel herab, sondern aus dem Fotostudio Dörkes am Buttermarkt. Gegenüber, bei „Die Cravatte“, kann man(n) das geeignete Outfit mit Halstuch und wasserfesten Schuhen komplettieren. Am benachbarten Stand des SV Thomasstadt werben Vereinschef Oliver Wolfgart und sein Team um Spenden für Kunstrasen. Während dort Regenjacken mit Vereinslogo erhältlich sind, ist das Topthema der drohende Abstieg der 1. Mannschaft aus der Kreisliga A. „Drei Punkte brauchen wir noch“, sagt Wolfgart — bei drei ausstehenden Spielen dürfte das machbar sein.
„Sobald es zu heiß ist oder regnet, kommt keiner“, bemerkt Modeschmuck-Händlerin Petra Schäfer beim Drapieren ihrer „Perlkönig“-Auslegeware an der Ellenstraße. Die Mainzerin sagt dies aus jahrelanger Erfahrung. In der Tat finden auch am Nachmittag nur wenige Gäste den Weg in die Altstadt — höchstens, um anstehende Einkäufe gezielt zu erledigen. Farbe ins graue Spiel bringt Ursula Bruns aus Rees, deren bunten Acrylbilder direkt gute Laune machen. Schweine, Frösche und Hühner sind die Protagonisten auf der Leinwand.
Ebenfalls mit viel Farbe sorgt der Kempener Künstler Markus Feist am Viehmarkt für Aufsehen. Dort steht der von ihm mit Acryl und Edding bemalte „märchenhafte Kempen-Porsche“, den Marcel Meyer für diesen Zweck mit 22 Quadratmetern weiß foliert hat. Die Idee von Autohändler und Christo-Fan Michael Scharfenberg war es, einen flotten Flitzer „einzupacken“ und bunt gestalten zu lassen. Gesagt, getan: Zwei Wochen arbeitete Feist an dem 42 000 Euro teuren, 355 PS starken 997er-Porsche, Baujahr 2007.
Beim Porsche-Treffen in Dinslaken am 1. Mai gewann das fahrende Wimmelbild einen Sonderpokal, der auf dem Autodach thront. „Stark“ findet das Ergebnis Michael Kilian, der mit seiner Frau übers Stadtfest schlendert und den märchenhaften Sportwagen bestaunt. Als eine weitere dunkle Wolke aufzieht, spannt Kilian seinen Regenschirm auf, dessen Schriftzug „Mistwetter“ die Überschrift des Wochenendes hätte sein können.
Obwohl: Samstagabend — die norddeutsche Top 40-Coverband „Impuls“ spielt auf — trübt den blauen Himmel überm Buttermarkt nichts. Das nutzen zahlreiche Menschen für ein paar schöne Stunden. Auch der verkaufsoffene Sonntag ist recht ordentlich besucht. Da verheißt der Blick in den Himmel zumindest etwas Gutes.
Fazit: Der Einstand der Agentur Orion ist inhaltlich vollkommen gelungen, einzig es hapert an den äußeren Bedingungen. Bleibt abzuwarten, in welche Richtung Orion das Altstadtfest zukünftig bewegen wird.