Pauschale fürs Mittagessen
Die Stadt ändert die Art der Abrechnungen. Bei Eltern sorgte das für Verwirrung.
Kempen. Da staunten viele Eltern von Kindern in Kempener Kindertagesstätten nicht schlecht, als ihnen eine Kündigung des Betreuungsvertrags ins Haus flatterte. Nicht für alle war der Hintergrund gleich zu erkennen. „Völlig verwirrend“, berichtet ein Vater der WZ.
Ab dem 1. August werden neue Betreuungsverträge notwendig. Der Grund dafür ist eine neue Abrechnung des Mittagessens. Statt einzeln für jedes Kind aufgelistet sollen in Zukunft die Mittagessen, die die Kinder in den Einrichtungen bekommen, pauschal bezahlt werden. Einige Eltern, die nun mehr bezahlen müssen, zeigten sich verärgert und wendeten sich an die Kindergartenleitungen und auch an die Parteien.
Von „Irritationen“ sprach Dezernent Michael Klee nun und erklärte im Haupt- und Finanzausschuss, was es mit dieser Änderung auf sich hat. Bisher sei die Zahl der Mittagessen individuell erfasst und abgerechnet worden. Das seien allein im Monat Mai 8377 Essen gewesen, erklärte Klee. Rund 550 Rechnungen fallen so jeden Monat an. Und das ist ein hoher Aufwand — nicht nur in der Verwaltung, sondern auch in den Kindertagesstätten. Daher sollen Eltern, deren Kinder jeden Tag ein Mittagessen bekommen, pauschal 55 Euro bezahlen. In der Offenen Ganztagsschule ändert sich dadurch nichts, weil die Kinder diese Einrichtung fünf Tage in der Woche besuchen sollen.
In den Kindertagesstätten sieht das etwas anders aus. Dort werden zwar 45 Betreuungsstunden gebucht, das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass die Kinder auch an fünf Tagen über Mittag und damit zum Mittagessen in der Einrichtung sind.
Nach Protesten von Eltern wurden die Regelungen geändert. „Wir haben die Anregungen der Eltern aufgenommen“, sagt Klee. Nun können die Eltern für ein halbes Jahr im Voraus die Anzahl der Mittagessen festlegen. „Ab fünf Tagen Fehlzeit gibt es eine Rückerstattung“, so Klee. Das gehe auch ganz unbürokratisch.
Von Stelleneinsparung durch diese Maßnahme könne keine Rede sein. Denn die Zahl der Mittagessen steigt. Durch die Änderungen könne man auch in Zukunft den Aufwand mit dem vorhandenen Personal bewältigen. Den Vorwurf, die Stadt wolle mit höheren Kosten ihre Verwaltungsaufwand decken, weist Klee zurück. Das Mittagessen sei für die Stadt „weiterhin defizitär. Damit decken wir nicht annähernd den Verwaltungsaufwand“.
Die Kindertagesstätten waren dann auch noch in einem weiteren Punkt Thema im Haupt- und Finanzausschuss. In der Kindertagesstätte Spatznest müssen zwei Fachkraftstellen zusätzlich geschaffen werden, dafür entfällt eine Ergänzungskraftstelle. Für die Stadt sind das Mehrkosten von 52 600 Euro. Hintergrund ist, dass die Stadt Plätze für Kinder unter drei Jahren in den Einrichtungen anbieten muss, die mit Bundes- und Landesmitteln ausgebaut wurden. Sonst droht eine Rückzahlung. Bisher war das Jugendamt davon ausgegangen, dass man U-3-Plätze dort einrichten könne, wo die Eltern das wünschen.
Die Politiker stimmten zu, zeigten sich aber wenig begeistert von den Vorgaben des Landes. „Wir haben kein Verständnis, dass die Kommunen hier an die Kette gelegt werden“, so Wilfried Bogedain (CDU). „Das ist praxisfern. Da muss sich was ändern“, sagte Andreas Gareißen (SPD).