Kempen Pendler warten fast drei Stunden

Zirka 70 Fahrgäste wurden nach einem Suizid von Helfern der Feuerwehr aus dem Zug geholt. Es gab keine Verletzten.

Foto: Günter Jungmann

Kempen. Viel Frust gab es am Montagabend bei Fahrgästen des Niers-Express (RE 10). Auslöser dafür war ein schlimmer Hintergrund: ein Suizid. Eine Person hatte sich gegen 17.50 Uhr in Fahrtrichtung Krefeld vor der B 509 auf die Gleise gestellt und wurde von dem Zug überrollt. Die Bahnstrecke wurde komplett gesperrt. Die Fahrgäste wurden von Feuerwehrleuten aus Kempen aus den Waggons geholt. Es wurde niemand verletzt. Feuerwehrleute waren rund drei Stunden vor Ort und versorgten die Bahngäste unter anderem mit Getränken.

Zum Ärger unter den Fahrgästen führte dann, dass die rund 70 Reisenden knapp drei Stunden im Freien warten mussten, bevor sie von einem Bus abgeholt wurden. Maik Seete, Sprecher der zuständigen Nordwestbahn, bestätigte gegenüber der WZ den Sachverhalt. „Der Bus sollte nach 40 Minuten bereitstehen. Der Ärger der Fahrgäste ist natürlich vollkommen verständlich“, sagt er. Der Bus sei aber erst gegen 20.40 Uhr eingetroffen, also knapp drei Stunden nach dem Unfall. Die Nordwestbahn arbeitet in solchen Fällen mit einem Busunternehmen vor Ort zusammen. Einen Grund für die Verspätung nannte Seete auf WZ-Anfrage nicht.

Augenzeugen berichteten der WZ, dass viele Fahrgäste bereits mit einem Taxi nach Hause gefahren seien oder sich von Angehörigen abholen ließen, bevor der Bus eintraf. Zuginsassen hätten sich auch beschwert, weil sie stundenlang warten mussten.

Pendler sagten weiter, dass einige Leute noch immer herumgestanden hätten, als die Bahnstrecke schon wieder freigegeben war. Auch zwei Rettungswagen sollen vorsorglich vor Ort gewesen sein, um sich um Kinder und ältere Personen zu kümmern, die stundenlang stehen mussten. Die Zugfahrgäste hätten in der Zeit, bis der Bus sie abholte, zu Fuß zum Bahnhof laufen können und dort mit einem anderen Zug oder Bus weiterfahren können, so Augenzeugen. „Der Bahn ist der Taxiverkehr zum Bahnhof anscheinend zu teuer gewesen“, berichtet ein Augenzeuge.

Der RE 10 steht seit Jahren in den Negativ-Schlagzeilen. Über mangelnde Kundeninformation, Unpünktlichkeit und Zugausfälle muss die WZ regelmäßig berichten. Anfang des Jahres hatte die Geschäftsführung der Nordwestbahn Verständnis für die Verärgerung der Fahrgäste geäußert. Damals hieß es, man habe das Personal bezüglich der Information der Fahrgäste nochmals geschult.

Bei einer Kundenumfrage des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) im April hatte der Niersexpress ebenfalls schlecht abgeschnitten. Die Nordwestbahn landete auf Platz 46 unter 48 aufgelisteten Linien insgesamt. Die Befragten bemängelten besonders die Pünktlichkeit, den Zustand der technischen Einrichtungen im Zug und die Fahrgastinformation im Störungsfall.

In den vergangenen Jahren gab es verschiedene Initiativen, um die Situation zu verbessern. Unter anderem stockte die Nordwestbahn ihre Fahrzeugflotte auf, um bei möglichen Defekten schneller reagieren zu können.