Kempen Anwohner sind in großer Sorge

Die geplante Flüchtlingsunterkunft am Schmeddersweg beunruhigt einige Kempener. Das wurde bei einer Versammlung deutlich.

Foto: Kurt Lübke

Kempen. Nach etwa 90 Minuten hatte Joachim Lasch anscheinend genügend Ängste und Sorgen gehört. Der St. Huberter, der sich ehrenamtlich für Flüchtlinge engagiert, richtete das Wort an die rund 120 Besucher einer Bürgerversammlung zur geplanten Flüchtlingsunterkunft am Schmeddersweg. „Aus meinen Erfahrungen in St. Huberter Unterkünften kann ich Ihnen sagen: Haben Sie keine Angst. Gehen Sie zu den Menschen und lernen Sie diese kennen! Es werden Menschen kommen, keine Monster.“

Der flammende Appell ergab sich am Donnerstagabend aus der Tatsache, dass viele Bürger und Anwohner von Berliner Allee und Schmeddersweg ihre Sorgen äußerten. Welche Menschen werden kommen? Wie lange soll das Containerdorf zur Unterbringung von Flüchtlingen dienen? Ist für die Sicherheit der Anwohner und auch der Flüchtlinge gesorgt? Die Stadt hatte zur Bürgerversammlung geladen, um diese und andere Fragen zu beantworten. Und um Ängste und Sorgen zu nehmen. Sozialdezernent Michael Klee, Erster Beigeordneter Hans Ferber und Bernd Klein für die Polizei im Kreis Viersen stellten sich den Fragen.

Zunächst erklärte Klee die Planungen für die Unterkunft. Ähnlich dem Flüchtlingsdorf in Willich an der Moltkestraße sollen Container mit Platz für maximal 250 Menschen entstehen. Der Platz zwischen Sporthotel und Reithalle sei in Abwägung mit vier anderen Grundstücken die ideale Fläche, um die Pläne bis Ende September zu realisieren.

„Wir stehen unter Zeitdruck“, so Klee. In dieser Woche seien bereits 110 Menschen in Kempen angekommen, nächste Woche kämen 110 weitere. Diese könne man unter anderem im ehemaligen Volksbank-Gebäude im Industriegebiet unterbringen. „Dann sind unsere Kapazitäten ausgeschöpft.“ Da die Bezirksregierung angekündigt hat, dass weitere Flüchtlinge nach den Sommerferien aufzunehmen sind, sei Eile geboten (siehe Info-Kasten).

Die Meldung eines Anwohners gleich zu Beginn der Fragerunde machte deutlich, dass es im Bereich der Berliner Allee ein großes Unbehagen gegenüber der Einrichtung herrscht. Der Mann erklärte, dass die Stadt bereits von den Anwohnern einen Fragenkatalog bekommen habe — unterschrieben von „40 Familien“. „Wir sind entsetzt, dass wir hier vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Wir sind keine Rassisten. Wir wollen lediglich, dass unsere Ängste und Nöte Ernst genommen werden.“

Zwei Fragen des Anwohners: Wird es Ansprechpartner oder ein Bürgertelefon geben? Und: Wird das Gelände eingezäunt? Zur ersten Frage erklärten die Verwaltungsspitze, dass man da nach einer Lösung suche. Zudem würden sämtliche Infos im Internet unter www.kempen.de und www.kempen-hilft.de veröffentlicht.

Eine Einzäunung werde es auch geben, wie Klee bestätigte. Zudem gebe es einen privaten Sicherheitsdienst. Und auch Polizei und kommunaler Ordnungsdienst sollen das Gelände im Auge haben. Dabei gehe es keineswegs um eine „Zurschaustellung“ der Flüchtlinge. Diese Kritik kam mit Blick auf den Zaun auf. „Der Zaun dient dazu, Einlasskontrollen durchzuführen. Und somit auch die Flüchtlinge zu schützen“, machte Hans Ferber deutlich.

Auf die Frage nach einem möglichen Anstieg der Kriminalität sagte Polizist Klein, dass es „im Kreis Viersen keinen signifikanten Anstieg“ der Kriminalitätsraten gebe. Aus den Erfahrungen mit anderen Unterkünften im Kreisgebiet, dass es sowohl in als auch rund um die Standorte keine Auffälligkeiten gegeben habe. „Zum Beispiel läuft der Betrieb der Unterkunft im ehemaligen Willicher Katharinen-Hospital reibungslos“, so Klein.

Das Containerdorf ist zunächst für fünf Jahre am Schmeddersweg vorgesehen, antwortete Klee auf eine entsprechende Frage. Diese Langfristigkeit habe damit zu tun, dass keine Kommune wisse, wie viele Flüchtlinge in den nächsten Jahren kommen werden. Außerdem sei der Wohnungsmarkt in Kempen schwierig. Anerkannte Asylbewerber würden sich Wohnungen suchen. „Und günstige Wohnungen gibt es derzeit in Kempen so gut wie gar nicht“, sagte Klee.

Einen konstruktiven Vorschlag aus der Bürgerrunde will die Verwaltung aufnehmen. Ein Anwohner schlug einen Runden Tisch mit Bürgern, Stadt, Polizei und Vereinen vor — unter der Frage: „Was können wir tun, um die Integration der Menschen zu fördern?“ Michael Klee hielt das für eine gute Idee und fügte an: „Es geht um den Abbau von Ängsten. Diese Menschen sind nicht zum Camping hier. Sie sind auf der Flucht aus Kriegsgebieten.“