Kempen Hochwertige Zucht statt billiger Massenware
Landwirt Jörg Boves geht in St. Hubert neue Wege. Er hat ein spezielles Zuhause für 100 Zuchtschweine geschaffen.
St.Hubert. Mit dem Borstenvieh kennt Jörg Boves sich aus: Seit Generationen werden von seiner Familie zwischen St. Hubert und Hüls hochwertige Schweine produziert. Den „ungebremsten Trend nach billiger Massenware in Discounter-Qualität“ beobachtet der 45-jährige Landwirt vom Krusenhof schon lange mit großem Unbehagen. Weshalb er nun neue Wege beschreitet, um diesem Trend etwas entgegenzusetzen.
Unweit seines Hofes hat Boves einen weiteren Stall angemietet, auf dem seit wenigen Wochen 100 spezielle Zuchttiere unterschiedlichen Alters ihr neues Zuhause gefunden haben. Bisher lebten sie in konventionellen Aufzuchtställen. „Mit relativ geringem Geldaufwand haben wir für sie nun eine Strohhaltung eingerichtet“, berichtet Boves. 3000 Euro habe er bisher hier reingesteckt.
In ihrem neuen Mast-Stall laufen, wühlen und suhlen die Tiere ungehemmt um die Wette. An einigen Stellen haben sie sich auch häuslich im Stroh niedergelassen. Diese Haltung sei gerade im Trend und werde von Metzgern auch gezielt nachgefragt, sagt Boves. Er möchte den Stall noch einmal unterteilen, um je 50 Tiere halten zu können.
In Kürze will er mit dem Direktverkauf an die Metzger beginnen. Denn die Idee ist, ein speziell gezüchtetes Schwein mit hochwertiger Fleischqualität unter dem Namen „Boves“ zu vermarkten. „Die Kunden sollten an die Fleischtheke kommen und speziell nach den Koteletts von Boves verlangen können.“ Diese sollen sich geschmacklich deutlich von der „Massenware“ abheben und auch nur zeitlich begrenzt zu bekommen sein.
Michael Fassbender aus Schiefbahn, Metzger sowie ehemaliger Auszubildender in der Landwirtschaft auf dem Krusenhof, hatte die Idee zu dieser Zucht mit Jörg Boves vor Jahren entwickelt. „Mittlerweile stecken drei Jahre züchterische Arbeit in dem Projekt“, berichtet der Landwirt aus St. Hubert.
Gezüchtet wurde ein Tier aus modernen und alten Rassen. Das Duroc-Schwein sei bei Gourmetköchen wegen seiner hohen Fleischqualität und der einzigartigen Marmorierung sehr beliebt. Die modernen Pietrain-Rassen garantierten dagegen hohe Fleischfülle mit geringer Fettauflage. Als Grundlage diene hier eine französische Linie.
Jörg Boves hofft, dass sich der hohe Aufwand gelohnt hat und er Metzger findet, die diesen Weg weiter mit ihm gehen wollen und auch bereit sind, ihm einen festen Preis zu zahlen. Das erzeugte Fleisch sei natürlich etwas teurer als das aus konventioneller Zucht. Aber ein teures „Gourmet-Schwein“ wolle er auch nicht anbieten. „Mein Ziel ist mehr Geschmack zu einem bezahlbaren Preis.“
Hinter all den Anstrengungen steckt der unternehmerische Versuch, einen neuen Markt zu erschließen. „Wenn es nicht klappt, steigen wir wieder aus“, sagt Boves, der in seinem Betrieb 300 Zuchtsauen hält.
Derzeit, so berichtet er, habe sich der Preis für Schweinefleisch nach schwierigen Jahren zwar etwas erholt. Mit Blick auf die Zukunft müsse er jedoch schauen, womit man am Markt bestehen kann. Die Zucht von Bio-Schweinen ist für den 45-Jährigen kein Thema: „Das ist mir ideologisch zu sehr behaftet.“