Klavierkonzert mit Michael Endres Grandiose Technik und sicheres Stilgefühl
Kempen. · Pianist Michael Endres brachte Mozart, Schubert und Liszt in die Kempener Paterskirche.
Leicht und locker begann der zweite „Klavier-extra“-Abend mit Glucks Thema „Unser dummer Pöbel meint“. Nun, gepöbelt wurde erwartungsgemäß überhaupt nicht. Weder vom Komponisten Mozart in seinen Variationen über dieses Thema, noch von den zahlreich erschienenen Zuhörern, noch vom souveränen Pianisten Michael Endres.
Wie bei Variationen üblich, wird das Thema unter sehr unterschiedlichen Blickwinkeln immer neu beleuchtet. So auch hier. Mal perlten virtuose Läufe, mal ging es dramatisch und hart zur Sache. Endres bestach von Anfang an durch grandiose Technik, vielseitige Ausdrucksmöglichkeiten und sicheres Stilgefühl.
Eine musikalische
Hymne an die Liebe
„Hymne à l‘amour“, die zwölfte Etüde des 1938 in Seattle geborenen amerikanischen Pianisten und Komponisten William Bolcom, beruht auf dem Zusammenfügen einer ruhigen, gleichmäßigen Tonfolge mit harten Schlägen. Zwei verschiedene Musikwelten gehören genauso zueinander, wie sie gegeneinander antreten. Endres brachte diese Verschiedenheit in der Einheit plastisch zur Geltung, er schuf gewissermaßen eine Stereo-Wirkung. Wie schon bei Mozart machte der Pianist auch bei Schubert deutlich, dass beide Komponisten mitunter etwas einseitig in die Schublade der idyllisch-heiteren Musikschaffenden gesteckt werden. Das sind sie zwar auch, sie können beide aber auch ganz anders. Beide verstehen sich auf Dramatik und lassen ihre Musik auch in tiefe Abgründe blicken. Endres lotete in Schuberts „Wanderer-Fantasie“ die unterschiedlichsten Emotionen aus: empfindsam-zart, unruhig, dramatisch und kraftvoll.
Das Beethoven-Jahr anlässlich des 250. Geburtstags wird wahrscheinlich eine Fülle von Aufführungen seiner fünften Sinfonie mit sich bringen. Davon gab es in der Paterskirche in Kempen schon einen Vorgeschmack, allerdings anders, unter veränderten Vorzeichen. Zu hören war eine Klavierbearbeitung, nicht irgendeine, sondern aus der Feder von Franz Liszt. Es klang überzeugend, die Bearbeitung ebenso wie die Wiedergabe. Auch wenn Liszt es nicht an Gelegenheiten zu wirkungsvoller Virtuosität fehlen ließ – der Charakter des Werkes blieb erhalten. Markant durchzog das Kopfthema immer wieder alle Stimmen.
Als Zugabe spielte Endres
den Kupelwieser-Walzer
Für den langen und lebhaften Beifall bedankte sich der Pianist mit einer charmanten Zugabe, dem Kupelwieser-Walzer von Franz Schubert. Der wurde lange nur nach Gehör weitergegeben, bis schließlich Richard Strauss („Also sprach Zarathustra“) sich entschloss, ihn aufzuschreiben.