Pläne für Girmesgelände: „Das sieht später cool aus“

Die GVE hat Ratsmitglieder zu einer Besichtigung des Industrie-Areals eingeladen.

Foto: Kurt Lübke

Oedt. „Hereinspaziert“ hieß es am Donnerstag bei Girmes. Die Hausherren Helmut Pasch und Jürgen Hamelmann von der Girmes Vermarktungs- und Entwicklungs-GmbH (GVE) und ihr leitender Bauingenieur Wolfgang Fennen hatten Mitglieder des Grefrather Rates und Bürgermeister Manfred Lommetz eingeladen, verschiedene Hallen auf dem Girmesgelände zu besichtigen. Der Hintergrund: Das Angebot der GVE an die Gemeinde, dort einen Fest- und Bürgersaal einzurichten als Ersatz für die stark sanierungsbedürftige Albert-Mooren-Halle.

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Viele Ratsmitglieder aller Parteien, aber beispielsweise auch der Vorsitzende des Oedter Heimatvereins, Karl A. Willmen, haben das Angebot angenommen. Gut geschützt mit einem weißen Bauhelm begutachteten sie neugierig die Turbinenhalle — aussgeleuchtet mit lila LED-Lampen — , Kesselhaus, Strangfärberei, Schlosserei und Schornsteinraum. Alles Räume, die sich für Veranstaltungen unterschiedlichster Art und Gastronomie eignen, wie Fennen erläuterte.

Die 401 Quadratmeter große und zwölf Meter hohe Turbinenhalle mit ihrem frühindustriellen Charme und der gut erhaltenen, denkmalgeschützten Fassade könnte Veranstaltungsraum werden. So böte sich zum Beispiel eine Art Wintergarten innerhalb des Raums an, um seine Größe im Ganzen zu erhalten, so Pasch.

In der ehemaligen Strangfärberei mit 1627 Quadratmetern nutzten einige der Gäste die alte Waage, die ihren Platz behalten hat. Aus den Gruben im Boden, wo früher Maschinen standen, wächst noch Farn. Künftig, so Wolfgang Fennen, könnten in dieser Halle Oldtimer restauriert und präsentiert werden. Pasch: „Ein historischer Rahmen passt gut zu historischen Fahrzeugen.“

Zwischen Färberei und Turbinenhalle liegt die ehemalige Schlosserei (982 Quadratmeter). Ein idealer Standort für eine Gastronomie, so Fennen. Wohingegen sich eine Bar im sogenannten Schornsteinraum (198 ) gut machen würde. Die Theke könnte um den runden Fuß des 67 Meter hohen Ziegelturms gebaut werden. „Und in die Fächer der Schraubenregale kommen die Gläser“, lautete der Vorschlag eines Besuchers.

Das Kesselhaus eignet sich dagegen für den großen Auftritt: 1289 Quadratmeter — inklusive eines Blickes durch das Glasdach in den Sternenhimmel. Der Raum sei groß genug für eine Bühne. Mit dem Ausbau der beiden Kessel werde demnächst begonnen, berichtete Pasch. Und Fennen ergänzte, dass der Kohlebunker bleiben werde. „Das sieht später cool aus“, so seine Prognose.

Zum Abschluss des Rundgangs führten Pasch, Fennen und Hamelmann ihre Gäste noch durch die später mögliche „Mall, wie im Centro Oberhausen“ (Fennen). Der überdachte Wandelgang, der die zwei etwa 350 Meter langen Hauptschiffe trennt und gleichzeitig verbindet, könnte diese Funktion beibehalten. Kleinere Betriebe mit Bedarf an Ausstellungsfläche und Gastronomie wären die idealen Nutzer. Durch den Gang gelangte der Besichtungstrupp noch in den Grimes-Verwaltungstrakt und die alte Musterhalle. Auch dafür hatte Fennen schon mögliche Nutzer: ein Fitness-Studio.

Parkplätze, Straßen und Energieversorgung waren Themen, bei denen die Politiker besonders nachhakten. So plant die GVE für das ganze Areal eine unabhängige Energie- und und Wasserversorgung, beispielsweise mit einem Blockheizkraftwerk, der Biogasanlage in der unmittelbaren Nachbarschaft und den vier Brunnen auf dem Grundstück.

Durch den Abriss einiger Hallen werden zusätzliche Wege entstehen. Kunden, beispielsweise des Nettomarktes, der im Frühjahr eröffnen will, sollen laut Pasch keinem Lkw begegnen. „Wir müssen nicht eng denken und können entsprechend planen“, sagte Pasch. Und zu den Parkplätzen: „Jeder, der ein Objekt kauft, muss Stellplätze einplanen.“ In einem WZ-Gespräch hatte Pasch gesagt, dass 500 Parkplätze auf dem Gelände möglich sind.

Eine weitere Frage galt dem Wasserturm, der momentan noch für die Feuerlöschtechnik als Wasserspeicher fungiert. „Ob das in Zukunft auch noch so sein wird, ist fraglich, da er bautechnisch nicht in einem guten Zustand ist. Grundsätzlich ist der Turm als Gebäude ein Industriedenkmal, was auch ohne Funktion grundsätzlich erhalten bleiben soll“, so die Antwort.

„Was erwarten Sie von uns?“, wurde Helmut Pasch gefragt. „Wir haben Ihnen ein Angebot gemacht“, antwortete der GVE-Geschäftsführer. Und eine alternative zur sanierungsbedürftigen Albert-Mooren-Halle (Kosten von knapp 800 00 Euro, Anm. d. Red.) geboten. Die Vermarktung der Hallen sei jedoch auch ohne die Mitwirkung der Gemeinde möglich.

Bürgermeister Lommetz bedankte sich bei den Gastgebern mit einem Lob für deren Engagement, Visionen und Mut: „Wir unterstützen Sie gerne, haben kein Geld, aber Forderungen.“