Kempen Preiswert, klassisch, schrill

Die WZ-Redaktion hat den Weihnachtsbaum geschmückt — und das gleich in drei verschiedenen Variationen.

Foto: Friedhelm Reimann; Kurt Lübke

Kempen. Der Christbaum ist der schönste Baum — so heißt es in einem alten Weihnachtslied. Doch wie er geschmückt wird, dazu gibt es unzählige Variations-Möglichkeiten. Drei stellt die WZ-Redaktion hier vor. Wer möchte, kann sich die eine oder andere Anregung holen.

Sechs kleine, rot-grüne Äpfel, gekauft auf dem Kempener Wochenmarkt. 1,70 Euro. Eine Hand voll Walnüsse, gerne etwas größere, die fallen zwischen den Tannenzweigen mehr auf. Ein paar Zapfen, gesammelt bei einem Waldspaziergang, dazu die Früchte von Schwarzerlen, die am Hohen Busch in Viersen rund um das Steinlabyrinth wachsen. Aus dem eigenen Garten sind ein paar knallrote Zieräpfel. Sie sind nicht mehr so prall wie im Oktober, aber als Farbtupfer im Grün eignen sie sich noch.

Apropos Farbtupfer: Das sind auch die hellen Strohsterne — leider nicht selbst gebastelt. „Sie habe ich auf dem Trödelmarkt an der Trabrennbahn in Mönchengladbach für kleines Geld erstanden“, sagt Redakteurin Kerstin Reemen. Sie kommen nun noch dazu. Außerdem rote Kerzen, die für das festliche Licht sorgen — das sind sie nun, die „Zutaten“, die Kerstin Reemen für ihre Tannenbaumdekoration mit dem Etikett „preiswert“ zusammengesucht hat.

Parat liegt auch die weiß-rote Metzger-Kordel, mit der sie üblicherweise Rouladen umwickelt. Sie eignet sich auch hervorragend dafür, die Nüsse und Äpfel anzubinden.

Keine 7,50 Euro kostet damit der weihnachtliche Behang, den der WZ-Tannenbaum der Marke „natürlich preiswert“ bekommt. Mit den Materialien aus der Natur sieht der Baum aus, wie die Bäume, die man auf Postkarten von früher sieht. Kein Schnickschnack, kein Plastik, kein Lametta. Das ist und bleibt zeitlos schön. Und duftet gut, wenn man am Baum vorbeigeht.

„Rote Kugeln, rote Wachskerzen, Engelshaar und Lametta. Das waren die Zutaten für den Baum meiner Kindheit“, erzählt Redakteurin Barbara Leesemann. Mit einer Flasche Schampus schlossen sich ihre Eltern am Morgen des 24. Dezembers im Wohnzimmer ein, um den Baum vom Garten ins Haus zu hieven, ihn ins Gestell zu bugsieren und dann zu schmücken. Leise ging dies nie vor sich, die beiden kabbelten sich gepflegt. „Meine Großeltern und ich lauschten an der Tür, bis wir verscheucht wurden.“

Rot war auch über Jahre die Hauptfarbe an Barbara Leesemanns eigenem Baum. Irgendwann wurden die Kugeln aber, weil voll mit Wachs und unansehnlich, entsorgt. Silber, hellblau folgten. Sah nett aus, fühlte sich aber nicht richtig an. Die Konsequenz: Rote Kugeln sind wieder Standard, die Rückkehr zum klassischen Tannenbaum ist vollzogen. „Lametta und Engelshaar kommen mir nicht an den Baum. Leider auch keine Wachskerzen — zu gefährlich. Es ist schon Arbeit genug, die Katzen von Baum und Kugeln fernzuhalten“, erzählt sie. Bei der WZ-Baum-Variante ist das kein Problem, hier dürfen rote Kerzen und Kugeln, Engelshaar und eine dunkelrote Weihnachtsdecke um den Topf nicht fehlen. Sieht richtig edel aus — und so lautete ja auch die Vorgabe.

Bliebe die dritte Baum-Variant: Schön „schrill“ soll sie sein. So ist der Plan. Doch was unter „schrill“ zu verstehen ist, daran scheiden sich schnell die Geister. Der Kollege Peter Korall zum Beispiel schleppt Kugeln und Deko in einem kräftigen Violett-Ton an. Ist kitschig, war vor etlichen Jahren aber mal schwer in Mode. Dem versammelten WZ-Baumschmuck-Team ist das dann doch noch zu klassisch. Also werden besagte Kugel lediglich als Farbtupfer akzeptiert.

Ein Blick in die bekannten Kindergeschichten von Pettersson und Findus liefern dann eine Anregung für richtig schrägen Baumschmuck. Flugs wird allerlei Küchengerät aus den Schubladen geräumt: Glänzende Kuchengabeln, blinkende Löffel, Teesiebe und Flaschenöffner finden ihren Weg an den Baum. Gehalten wird das alles von bunten Wäscheklammern. Für die optische Krönung sorgt eine ebenso alte wie bunte Party-Lichterkette, die bislang ihren Dienst im Sommer unter freiem Himmel tat.

Ein besonders geschmackloser Baumanhänger, der offenbar einen Hund mit großen Ohren zeigt, sowie Mini-Zuckerstangen runden das kunterbunte Ensemble ab. Und eine Puppen-Pudelmütze ersetzt am Ende die klassische Baumspitze. Schräger geht’s nimmer. Und billiger auch nicht: Für den Baumschmuck aus der Küchenschublade legen wir keinen Cent aus, sogar die „preiswerte“ Baumdeko mit Äpfeln und Nüssen kostete mehr.