Prozess: Die ungleichen Brüder

Possenspiel beim Krefelder Prozess: Der Angeklagte bleibt stumm, dafür führt sein Bruder das Wort. Der Anlass: Eine Lappalie.

<strong>St.Hubert/Krefeld. "Ich verstehe die Welt nicht mehr", stöhnt Hubert K. (alle Namen geändert) laut im Gerichtssaal 218. Der recht korpulente Mann wandert kopfschüttelnd durch den Saal des Krefelder Amtsgerichts. Es geht um Grünabfälle, die sein Bruder unrechtmäßig in einem Landschaftsschutzgebiet deponierte. Während Hubert K. sich immer mehr über das verhängte Bußgeld des Kreises Viersen ärgert, hockt sein Bruder seelenruhig und stumm auf der Anklagebank.

Egon K. legte gegen das Bußgeld in Höhe von 500 Euro einen Widerspruch ein - doch zu Wort kam er kaum. Dafür ließ ihm sein großer Bruder auch kaum eine Chance.

"Das ist auch aus dem Wald", gibt Hubert K. vor dem Richter stehend zu. "Er hat sich also nicht an die Genehmigung gehalten", stellt der Richter fest. "Wo soll ich denn mit dem Zeug hin", fragt Hubert K. wiederum.

Von der Anklagebank: Schweigen. Nebenbei erklärt der Richter, dass Hubert K.’s Anwalt ihn auf die Ordnungswidrigkeit vorab hingewiesen habe. Es solle dort kein Material lagern, sonst riskiere er ein Bußgeld. "Dafür haben Sie ihren Anwalt bezahlt."

Zwischendurch fragt der Richter den "Herrn des Verfahrens", wie es denn nun weitergehen soll? Der Richter rät ihm, den Einspruch zurückzuziehen - aus Kostengründen. Als der große Bruder nickt, zieht Egon K. zurück.