Pusten und Kreiseln an der frischen Luft

„Raus ins Grüne“ — dieses Motto kann man über Ostern umsetzen. Über Spiele im Freien wissen die Experten im Dorenburg-Museum Bescheid.

Grefrath. Heute sind wir outdoor aktiv. Tragen atmungsaktive Funktionskleidung. Sind als Globetrotter unterwegs, wandern, walken, skaten, um open air frische Luft zu atmen.

Als Kinder gingen wir einfach raus ins Grüne. Im besten Fall voller Spielfreude, weil die Nachbarskinder schon mit dem Gummi-Twist an der nächsten Straßenlaterne warteten.

Foto: Kurt Lübke

Raus ins Grüne — das werden viele an diesem Oster-Wochenende anstreben. Spazierengehen ist bei Kindern nicht immer angesagt. Deshalb haben wir uns im Niederrheinischen Freilichtmuseum in Grefrath mit Kevin Gröwig getroffen.

Den Museumspädagogen haben wir direkt vor der Tür zum Spielzeugmuseum gefragt: „Was hat man früher eigentlich draußen im Grünen gespielt?“ Er muss es schließlich wissen.

Gröwig hat erst einmal tief Luft geholt. Denn er hat sich bestens aufs Gespräch im Grünen vorbereitet. Und extra am Morgen eine Seifenlauge angesetzt. Dazu hat er Kernseife in warmes Wasser geraspelt und die Flüssigkeit eine Weile gut umgerührt, bis die Masse eine sämige Konsistenz bekam. Die ist wichtig für das Glück in diesem Spiel.

Grüne Ostern

„Ich nehme einen Strohhalm, den ich unten aufgespalten habe, halte ihn in die Masse, nehme etwas davon auf und puste vorsichtig in den Strohhalm hinein, so dass unten. . .“ Ja, so dass sich — jedenfalls nach einigen emsigen Versuchen — eine zarte Seifenblase bildet, die größer und größer wird, am Halm zittert und schließlich zerplatzt. Wunderbar!

Weiter geht’s. „Zum Hinkeln“, sagt Gröwig und steuert ausnahmsweise drinnen im Museum eine asphaltierte Ecke an, auf der man mit Straßenkreide herummalen kann.

Hüpfekästchen beispielsweise — oder wie man auch sagt: Hinkelkästchen. „Die Kinder nahmen Steine oder Tonscherben und warfen sie zunächst in eines der Kästchen. Das Feld, in dem der Stein liegenblieb, durfte man nicht mehr mit den Füßen betreten, musste drumherum hüpfen. Und auf dem Rückweg den Stein einbeinig balancierend wieder aufnehmen und zurück hüpfen.“

Gröwig macht hierbei nicht die Probe aufs Exempel. Er spart Kräfte, schließlich hat er noch anderes vor(bereitet).

In der Hand hält er einen Stock, daran ist ein etwa 30 Zentimeter langes Seil befestigt. Das wickelt Gröwig um einen hölzernen Kegel, der dafür extra gespurt ist. Mit Schwung und einer ausladenden Handbewegung schwingt er den Stock und katapultiert den Kegel damit einen Meter weiter auf den Boden. Da er das Peitschenkreiseln schon von Berufs wegen vor Museumsführungen mit Kindern trainiert hat, kommt der Kegel auf seiner Spitze auf und wirbelt sich wie eine Pirouetten drehende Eisprinzessin auf dem Boden. Lässt die Kreisel-Bewegung nach, kann man mit der Peitsche, also mit dem Seil und einer schnellen Schlagbewegung gegen den Kegel nachhelfen — doch das will Gröwig noch nicht immer gelingen.

Kreisel, erzählt Gröwig, kenne man seit der Antike. „Es gibt viele Abbildungen aus dem Mittelalter.“

„Wenn wir Senioren unsere alten Spiele präsentieren, dann zeigen sie uns Museumsleuten, wie man damit umzugehen hat“, sagt Gröwig lachend.

Die hölzernen Museums-Stelzen bleiben in der Ecke stehen. Könnte man aber auch draußen kleine und große, schnelle und gemächliche Schritte mit machen.

Gröwigs nächste Schritte führen an eine Tafel mit Dutzenden von Niederländischen Kacheln aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Eine historische Bilder-Reise in die Vergangenheit. Die Kacheln zeigen Kinder und Erwachsenen beim Spiel. Sie wurden dem Niederheinischen Freilichtmuseum einst von dem Krefelder Sammler Eugen Gerritz gestiftet.

Darauf zu sehen sind schaukelnde und Seilchen springende Kinder, Jungs mit dem beschriebenen Peitschenkreisel.

Glas- und Ton-Murmeln sind seit jeher beliebt. „Mit den Absätzen der Schuhe wurden Mulden in den Boden gedrückt, in die man dann die Kugeln zielen musste. Das war, weil es um etwas ging, ein Spiel, das bei den Jungen sehr beliebt war.“

Der surrende Knopf wird eher die Mädchen interessiert haben. Auch das hat Gröwig vorbereitet — mit einem großen Knopf und einem festen Faden. „Der muss tatsächlich reißfest sein“, sagt er. Den Faden hat er durch zwei Löcher des Knopfs gezogen und dann verknotet. Den Faden nimmt man in beide Hände, der Knopf liegt in der Mitte. Dann zwirbelt man mit Schwung den Faden auf und zieht ihn dann mit den Händen auseinander und wieder zusammen. Dabei gibt der Knopf ein schmatzendes Surren von sich. Klingt fast so, als ziehe man seine Schuhe aus lehmigem Matsch.

Draußen spielen, das war auch für Gröwig in seiner Kindheit ein Spaß. „Verstecken spielen“ war sein Lieblingsspiel. „Ich war gut. Bin oft erst als Letzter gefunden worden. Ich hatte die Geduld, lange im Gebüsch zu bleiben.“ Das Erfolgs-Motto ist klar: Rein ins Grüne — und erst wieder raus, wenn die Luft rein ist.

“ Das Museum hat über Ostern geöffnet. Morgen werden Eier gesucht. Am Montag zahlen die Besucher den Eintritt, den Sie wollen.

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