Sendemast auf dem Saelhuyser Berg in Rheurdt Amateurfunker errichten neue Relaisstation

Kempen/Rheurdt · Als das Ahrtal überschwemmt wurde und Mobilfunk ausfiel, lief ein Teil der Kommunikation über ein Amateurfunkrelais. Solch eine Station gibt es jetzt auch in Schaephuysen.

Kurt Hanisch und Hanno Vogels von den Kempener Amateurfunkern an der neuen Relaisstation.

Foto: Norbert Prümen

(got) „Amateurfunker nehmen am weltweiten Funkverkehr teil, überwinden Sprachbarrieren“, beschreibt Peter Kern die Faszination des Funkens. „Zum Beispiel steht die Zahl 73 weltweit für „Viele Grüße“. Der Schwalmtaler ist Vorsitzender des 1200 Mitglieder zählenden Distriktes Nordrhein im Bundesverband für Amateurfunk. Nun gehörte er zu den Ersten, die dem Ortsverband Kempen zur neuen Relaisfunkstelle in Schaephuysen gratulierte, die den Namen DBOLNR trägt. Die Funkstelle liegt auf dem Saelhuyser Berg im Rheurdter Gemeindeteil Schaephuysen. „Wanderer und Fahrradfahrer hatten am schönen Niederrhein keinen Empfang mit ihren Funkgeräten, weil immer ein Berg dazwischenlag“, blickte Ortsverbandsvorsitzender Hanno Vogels zurück. „Wir haben einen Standort gesucht und sind schnell beim Wasserhochbehälter in Schaephuysen hängen geblieben. Der Berg ist 98 Meter hoch, mit Sendemast jetzt 108. Bislang sind das Gelderland und der Raum Kempen ein weißer Fleck. Die nächste Relaisfunkstellen liegen in Viersen, Krefeld und Kleve.“

Der Straelener fand in Markus Neuhaus, leitender Mitarbeiter beim Wasserverbund Niederrhein, einen Mitstreiter. Er überließ den Amateurfunkern im Gebäude am Wasserhochbehälter Platz für einen Schaltschrank und daneben für einen Sendemast. Mit dem Standort suchten die Amateurfunker eine passende Frequenz. Schließlich hatten die Funker Glück, weil in Belgien eine Relaisfunkstelle außer Dienst ging. Als die Funker die Frequenz im Ultrakurzwellenbereich aus Belgien übernehmen durften, stand für sie plötzlich die Frage im Raum, ob der geplante Standort auf dem Saelhuyser Berg weit genug von der Funkmessstelle der Bundesnetzagentur entfernt ist, die postalisch in Lind 55 nahe der Grenze von Tönisberg und Schaephuysen liegt. „Vorgeschrieben ist eine Entfernung von mindestens zwei Kilometer“, berichtete Hanno Vogels bei der Eröffnung vor 40 Funkern. „Zum Glück sind es etwas mehr, genau 2640 Meter.“

Im Frühjahr 2021 begann ein Team von Amateurfunkern, die Funkrelaisstation vorzufertigen, um sie im Herbst zu installieren und den sechsmonatigen Probebetrieb zu starten. Herzstücke sind der Sendemast, der zehn Meter hoch ist, und ein Schaltschrank, der etwas größer als ein Tiefkühlschrank ist. Darin befinden sich ein Sender und ein Empfänger, die jeweils etwas größer als ein Autoradio sind. Dazu kommen andere Teile, zum Beispiel eine Fritzbox. Im Schaltschrank stehen zwei Batterien, die über zwei Solarpanels mit Sonnenstrom gespeist werden. „Die Anlage ist damit autark, unabhängig vom Stromnetz“, sagte Peter Kern, dessen Distrikt Nordrhein die beiden Batterien sponsorte. „Das ist wichtig für die Notfallkommunikation.“ Nach der Flutkatastrophe an der Ahr vom 14. Juli 2021 lief viel Notfallkommunikation über die Relaisfunkstelle am Drachenfels in Königswinter südöstlich von Bonn. Die Kommunikation mit Mobiltelefonen ist auf feste Stromversorgung in den Zellbereichen angewiesen.

Weil Relaisfunkstellen wenig Strom verbrauchen, lassen sie sich leicht autark einrichten, etwa über Strom aus einer Photovoltaikanlage mit einer Batterie als Reserve. Die Anlage auf dem Saelhuyser Berg hat eine Leistung von nur 9,5 Watt. Die Reichweite für guten Empfang bei Ultrakurzwelle liegt bei 50 Kilometern Umkreis. Bis über 100 Kilometer ist Empfang möglich, aber nicht in der höchsten Qualität, zum Beispiel bis Münster oder Bonn.