Sportstättenentwicklung in Kempen Kempener Sportvereine wollen bei Planungen stärker einbezogen werden
Kempen · Wenn es um die Zukunft der Sportstätten in Kempen geht, wollen die Vereine in der Thomasstadt mitgenommen werden. Das wurde auf einer Versammlung von Vereinsvertretern und Stadtsportverband in St. Hubert deutlich.
(uewo) Das Institut IKPS aus Stuttgart hat im April dem Kempener Sportausschuss seinen Abschlussbericht für den Sport- und Bewegungsentwicklungsplan präsentiert. Das Ergebnis der Bestandsaufnahme und gleichsam Zukunftskonzept 2035 nahm der Stadtsportverband Kempen (SSV) auf seiner Versammlung im St. Huberter Forum nun zum Anlass, mit den 15 anwesenden Vereinsvertretern darüber zu diskutierten, inwieweit sich der SSV angesichts vielfältiger künftiger Herausforderungen neu aufstellen muss.
Wesentliche Grundlage war neben dem Bericht selbst die 54 Punkte umfassende Handlungsempfehlung von IKPS. „Wenn wir Teile davon umsetzen wollen, können wir das mit der derzeitigen Struktur nicht. Was kann der SSV auf ehrenamtlicher Basis leisten?“, stellte SSV-Vorsitzender Winand Lange eine Professionalisierung in Zeiten schwindender ehrenamtlicher Kräfte in den Vereinen in den Raum.
Vereine wurden nicht
angemessen miteinbezogen
So weit wollten die Vereinsvertreter zum jetzigen Zeitpunkt nicht gehen. Vielmehr trieb sie um, nicht zeitnah und angemessen an den Entscheidungsprozessen beteiligt zu sein, die den Bedarf der Vereine unmittelbar betreffen. Im Fokus stand die von der Stadt Kempen auf Basis der Handlungsempfehlung erstellte eigene Vorschlagsliste der Verwaltung zur Priorisierung der Sportförderung und Sportentwicklung. „Das ist keine Kritik an der handwerklichen Arbeit, eher an der Partizipation“, sagte Detlev Schürmann, Vorsitzender der Vereinigten Turnerschaft (VT). „Mir fällt direkt ein Beispiel aus der Vergangenheit ein: Es wurde eine Dreifachturnhalle benötigt und daraus wurde letztlich eine Zweifachturnhalle“, so Schürmann mit Verweis auf die Sporthalle an der Straelener Straße.
In die gleiche Kerbe schlug Jens Grundei. Der Vorsitzende des VfL Tönisberg bekräftigte, dass sich die Vereine selbst organisieren und in dieser Hinsicht kein Handlungsbedarf für eine vereinsübergreifende Organisation bestehe. Letztlich gehe es immer um Bauten, Anlagen und Instandhaltung. Das sei das, was die Vereine bewege und wofür sie eine Stimme benötigten. „Wir als Vereine müssen dafür gemeinsam auftreten“, sagte Michael Beenen, Vorsitzende des SV Thomasstadt Kempen, „und da ist der Stadtsportverband als unser Vertreter sehr wichtig.“
Lange will den Vereinen, die die detaillierte Vorschlagsliste der Stadt bisher nicht einsehen konnten, diese kurzfristig zur Verfügung stellen. Vereinsintern soll das Dokument gesichtet werden, um im Nachgang mit dem SSV eine eigene Prioritätenliste zu entwickeln, die im Ergebnis möglichst nah an den Bedürfnissen der Vereine ausgerichtet ist.
Ziel soll es sein, über die Dachorganisation SSV als Vertretung einer großen Interessengemeinschaft eine Empfehlung der weiteren Vorgehensweise abgeben zu können – und zwar aus Sicht der Sportler. „Die Vereine müssen mitgenommen werden“, so Lange.
Weiterer Schwerpunkt der Versammlung war das Thema „Sexualisierte Gewalt im Sport“. Auf Initiative des Landessportbundes NRW sollen Vereine sensibilisiert werden, in ihrem Umfeld präventiv für mehr Aufklärung zu sorgen und die Blicke auch auf unterschwellige Übergriffe zu schärfen.
In Zusammenarbeit mit dem SSV und dem Kreissportbund Viersen startet der SV Thomasstadt Kempen dazu ein Pilotprojekt. Im Herbst ist geplant, dass eine Theatergruppe von „Zornröschen“, einer Kontakt- und Informationsstelle gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen, vor C-Jugendlichen auftritt. Im Anschluss daran sollen die Inhalte in einem Workshop mit den Jugendlichen und Fachleuten aufgearbeitet werden.
Aktuell liegt die Geschäftsführung in Händen einer 450-Euro-Kraft
Bezüglich der Entwicklung des SSV blieb der SSV-Vorsitzende Winand Lange standhaft und sagte: „Es ist ein essentieller Zeitpunkt. Professionalisierung ja oder nein – wir werden in Zukunft andere Strukturen haben“. Aktuell liegt die Geschäftsführung in Händen einer 450-Euro-Kraft.