Ramadan So feiern Muslime das Fastenbrechen in diesem Jahr
Kempen · Am Mittwochabend beginnt auch für die Kempener Muslime das Ramadan-Fest nach einem Monat Fasten. Doch das muss aufgrund der Pandemie auch in diesem Jahr anders gestaltet werden.
Der muslimische Fastenmonat Ramadan endet in diesem Jahr – so wie im vergangenen Jahr – anders als sonst. So müssen Zusammenkünfte und gemeinsame Gebete aufgrund der Corona-Regelungen auch in diesem Jahr ausfallen. Das Ramadan-Fest wird erneut im kleinen Kreise in der Familie gefeiert.
In nicht-Pandemie-Zeiten stehen die Gebetsräume der türkisch-islamischen Gemeinde in Kempen rund um die Uhr zur Verfügung. Denn während des Fastenmonats kommen Muslime täglich nach dem Nachtgebet für die sogenannten Tarawih-Gebete zusammen. Innerhalb des islamischen Monats Ramadan wird der gesamte Koran rezitiert. Mit noch geltender Ausgangsbeschränkung und zu Beginn des Monats steigenden Inzidenzzahlen hat die Gemeinde aber beschlossen, auf die Tarawih-Gebete zu verzichten und die Moschee weitgehend zu schließen. Lediglich Freitags- Mittags- und Nachmittags-Gebete finden unter strengen Hygienemaßnahmen im Ramadan 2021 in der Moschee statt. „Als Gemeinde versuchen wir als Vorbild zu agieren“, erklärt Sahabettin Kalkan, der seit wenigen Monaten hier Imam ist. „In dieser Zeit ist es wichtig, dass wir zusammenhalten.“
Deshalb kommen die Muslime in Kempen in diesem Jahr nicht traditionell nach dem großen Fastenbrechen am Mittwochabend zum Beten zusammen. Coronabedingt feiern sie stattdessen zuhause. Die wenigen, die während der vergangenen Wochen in der Moschee beteten, mussten ihren eigenen Gebetsteppich mitbringen, Abstand halten und mit Maske beten.
Das Fasten gehört zu den abrahamitischen Religionen
Normalerweise sind vor allem die letzten zehn Tage des Ramadans von großer Bedeutung. Viele Muslime weltweit verbringen diese Tage betend in der Moschee. Es heißt auch, dass der Koran in einer dieser Nächte herabgesandt wurde. Deshalb ist der Monat Ramadan der wichtigste im Islam, erklärt Imam Kalkan. „Wir fasten, weil Allah es uns auferlegt hat“, so Kalkan. „Damit wir uns fürchten, Sünden zu begehen.“ Durch das Fasten erkennen Muslime aber auch, wie es Menschen geht, die nicht jeden Tag Essen und Trinken haben. Das Fasten, sowie die Gebete aber auch Spenden (Zakat) sind die wichtigsten Bestandteile des Islams.
Auch im Christentum und Judentum spielt das Fasten eine wichtige Rolle. Der Kempener Imam beschreibt, dass der Islam auch das übermittelt: „Wir sind nicht die einzigen, die fasten.“ Seit den ersten Propheten gebe es Traditionen im Fasten. „Da ist eine Parallele, dass man sich durch eine Art von Enthaltsamkeit Zeit gibt, um über den eigenen Glauben nachzudenken“, meint auch Pfarrer Roland Kühne von der Evangelischen Kirchengemeinde Kempen. Zu den jeweiligen Festtagen der anderen Religionsgemeinschaften ist es in Kempen üblich, dass sich die Gemeinden gegenseitig gratulieren. Eine Grußbotschaft an die islamische Gemeinschaft werde es auch in diesem Jahr zum Ramadan-Fest geben. Generell liegt es den Gemeinden am Herzen, auf Gemeinsamkeiten zu pochen. Auch in der Forschung spreche man mittlerweile von einem Trialog. „Wir dürfen nicht immer auf das gucken, was uns trennt“, so Kühne. „Unsere Aufgabe ist jetzt zu schauen, wo haben wir gemeinsame Wurzeln auf die wir uns besinnen können?“
2021 beginnt das Ramadan-Fest mit dem Festgebet am Donnerstagmorgen und endet am Samstag. Unter normalen Umständen kommen die Muslime zum Morgengebet nach dem Sonnenaufgang in der Moschee zusammen. Hier wird Essen und Trinken angeboten. Einige bringen Gebäck mit. Dann folgt eigentlich der Verwandten- und Bekanntenbesuch. „Diese Dinge sind gerade nicht möglich“, so Kalkan. „Aber wir nutzen natürlich auch die Vorteile der Technologie.“ Anstelle von Besuchen finden Video-Anrufe statt. Ansonsten sollen keine Feiern zuhause stattfinden. Das diesjährige Ramadan-Fest werde leider wie ein normaler Tag sein.