Mehr Kunden und höhere Kosten Nach dem Aufnahme-Stopp: SPD fordert Zuschuss für Kempener Tafel
Kempen · Tafeln kämpfen mit steigenden Kosten. Gleichzeitig gibt es mehr immer Menschen, die Hilfe brauchen.
(biro) Damit die Kempener Tafel bedürftige Menschen in der Stadt versorgen kann, soll ihr die Stadt finanziell unter die Arme greifen. Nach dem Willen der SPD soll die Stadt jährlich einen Zuschuss an den Verein Martinus-Hilfe, der die Tafel in Kempen betreibt, zahlen. Den entsprechenden Antrag dazu brachte die Fraktion jetzt auf den Weg, über das Thema soll im Stadtrat gesprochen werden. Wie hoch der Zuschuss an die örtliche Tafel ausfallen könnte, ist noch nicht klar. Die SPD schlägt vor, spätestens mit dem Beschluss für den Haushalt 2023 einen Betrag von 25 000 Euro als Ansatz zur Verfügung zu stellen, empfiehlt aber auch, mit den Verantwortlichen der Tafel über die Höhe des Zuschusses zu sprechen.
Landesweit haben die örtlichen Tafeln mit vielen Problemen zu kämpfen, die die Versorgung der Menschen erschweren. Die Inflation und die steigenden Lebensmittelpreise machen ihnen ebenso zu schaffen wie steigende Energiepreise: Auch die Tafeln müssen Räume heizen, Lebensmittel kühlen, ihre Transporter betanken. Sie sind auf Spenden angewiesen. Landwirte, Firmen und Supermärkte spenden Lebensmittel, Geldspenden an die Tafeln werden beispielsweise genutzt, um Miete und Treibstoff zahlen zu können. Um das Abholen der Lebensmittel bei Bauern und Supermärkten, das Sortieren und die Ausgabe an die Tafelkunden kümmern sich Ehrenamtler.
Hinzu kommt die steigende Nachfrage, die bei vielen Tafeln landesweit dazu führt, dass sie einen Aufnahmestopp verhängen oder die Lebensmittelausgabe strecken müssen – Kunden erhalten dadurch weniger Lebensmittel. In Kempen gibt es seit Montag, 15. August, einen Aufnahmestopp, der zunächst für zwei Monate gelten soll – Lebensmittelmengen und Kundenanzahl seien nicht mehr anzugleichen, hatte der Vorsitzende der Martinus-Hilfe, Bruno Wrede, dazu erklärt. Die Zahl der Kunden hat in Kempen einen neuen Höchststand erreicht, aktuell versorgt die Tafel dort über 700 Menschen. 32 Prozent von ihnen stammen aus der Ukraine. Gleichzeitig rechnen Tafeln damit, dass die Zahl der Bedürftigen weiter steigen könnte, wenn Lebensmittel- und Energiekosten weiter steigen und für viele Menschen nicht mehr zu bezahlen sind.
„Die Tafeln, nicht nur in Kempen, können die steigenden Zahlen der Hilfesuchenden kaum noch bewältigen“, begründet der Kempener SPD-Fraktionsvorsitzende Andreas Gareißen den Vorstoß seiner Fraktion. Die laufenden Betriebskosten seien nicht mehr zu stemmen. Gareißen: „Bisher konnte diese Aufgabe durch Spenden bewältigt werden. Mit der zunehmenden Zahl der Bedürftigen steigen auch die Kosten. Die Tafeln nehmen eine wichtige gesellschaftliche und eigentlich öffentliche Aufgabe wahr. Auch andere Kommunen denken deshalb darüber nach, die Tafeln finanziell zu unterstützen.“ In Frankreich, so Gareißen, sei diese Aufgabe längst eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe geworden, die mit öffentlichen Mitteln finanziert werde. Aufgrund der gestiegenen Energiekosten und der höheren Zahl der Anspruchssuchenden sei diese Aufgabe so wie bisher nicht mehr zu bewältigen. Aus diesem Grunde sei auch in Kempen „eine Beteiligung der Gesellschaft dringend geboten“, erklärt Gareißen.