Stadtsportverband steckt in der Krise
Die komplette Führung zieht sich zurück. Nachfolger für die Positionen sind nicht in Sicht.
Kempen. Der Stadtsportverband (SSV) steht vor einem personellen Scherbenhaufen: Kein Vorstandsmitglied ist bereit, seine Arbeit fortzusetzen. Deshalb wurde die Mitgliederversammlung, die für den 15. März angesetzt war, bis auf weiteres gestrichen. Die Vereine werden dazu Post erhalten.
Das bestätigte am Mittwoch der amtierende Vorsitzende Hans Janßen gegenüber der WZ. „Ich habe bereits 2010 angekündigt, dass ich 2012 nicht mehr antreten möchte. Dabei bleibt es“, so Janßen. Der 74-Jährige will aus Altersgründen passen. Auch die Geschäftsführerin Renate Palm hatte bereits 2010 ihren Rückzug angekündigt.
Im Dezember 2011 folgten weitere Rückzugsankündigungen: Hans-Gerd Schoofs (2. Vorsitzender), Werner Krause (Fachschaftsobmann) und Franz-Josef Hülster (Beisitzer Tönisberg) erklärten bei einer Vorstandssitzung ihren Verzicht. Das brachte Hans Janßen dazu, die Vereine anzuschreiben.
„Ich habe die Mitglieder aufgefordert, sich darüber Gedanken zu machen, wer künftig im Vorstand mitarbeiten könnte“, sagt Janßen. Ohne Erfolg: Es habe keinen einzigen Vorschlag gegeben.
Doch damit nicht genug: Jetzt haben auch die restlichen Vorstandsmitglieder erklärt, dass sie kein Interesse mehr an einer Arbeit im Verband haben: Rolf Beckers (2. Vorsitzender), Peter Kother (Schatzmeister), Friedrich Nusselein-Heynen (Beisitzer St. Hubert) und Franz-Josef Schmitz (Beisitzer Kempen).
Zu den Gründen des Komplettrückzugs geben sich die Beteiligten zugeknöpft. Hans Janßen wollte dazu keine Stellungnahme abgeben.
Nach WZ-Informationen aus Vorstandskreisen wird vor allem bemängelt, dass der Verband kaum Einfluss auf Entscheidungen rund um den Sport in Kempen hat. Der SSV gilt als Bindeglied zwischen Vereinen und Stadt — zum Beispiel mit Blick auf die Betreuung und Weiterentwicklung der Sportstätten. Unterm Strich sei das Ergebnis der Zusammenarbeit aber sehr dürftig.
Diese Auffassung teilt Bürgermeister Volker Rübo nicht. „Diese Kritik ist bei mir nicht angekommen. Aus meiner Sicht war die Zusammenarbeit immer durch ein gutes Miteinander geprägt“, sagte Rübo am Mittwoch zur WZ. Deswegen findet er es „sehr schade“, dass der Verband nun in dieser schwierigen Lage ist.
Der Bürgermeister will sich bemühen, dass es auch künftig Personal für den SSV-Vorstand gibt. Für den 23. April lädt er alle Vertreter der Vereine ins Rathaus ein. „Dann soll geklärt werden, wer bereit ist, im Vorstand mitzuarbeiten.“
Sollte sich niemand finden, steht der Verband, der sich um die Verteilung der Hallenzeiten und die Organisation der Sportlerehrung kümmert, nach 40 Jahren vor der Auflösung. Rübo: „Soweit wird es hoffentlich nicht kommen.“