Insolvenz ist beantragt — eine Chance für Draftex?

Der Grefrather Hersteller von Gummidichtungen ist zahlungsunfähig. Überraschend kommt das für den Betriebsrat nicht: „Darauf sind wir vorbereitet.“

Grefrath. Der Geschäftsführer hat die Notbremse gezogen: Mandeep Khaira hat beim Amtsgericht Krefeld Insolvenz für Draftex angemeldet.

Es ist die zweite Zahlungsunfähigkeit: Die erste hatte im November 2008 der damalige Besitzer, der US-Investor Wynnchurch, beantragt. Da hieß das Unternehmen Henniges.

Doch der Betriebsrat (BR) der Firma an der Bahnstraße reagiert auf die Nachricht von der Insolvenz relativ gelassen. „Das überrascht uns nicht, darauf sind wir vorbereitet“, sagte der stellvertretende BR-Vorsitzende Stefan Winter am Mittwochnachmittag im Gespräch mit der WZ. Und: „Ein Insolvenzverfahren zum jetzigen Zeitpunkt bietet durchaus eine fundierte Chance.“

Denn die Ausgangslage des Herstellers von Gummidichtungen für namhafte deutsche Auto-Hersteller sei gut. Winter: „Wir haben ein tolles Produkt, eine sehr kundenorientierte Mannschaft und eine nachhaltig gute Auftragslage.“

Deshalb werde auch „selbstverständlich“ weiter produziert. Und dank des beantragten Verfahrens könnten die Mitarbeiter bald Insolvenzausfall-Geld bekommen.

Die vergangenen Monate waren turbulent bei Draftex. Ende 2011 übernahm die indische Ruia-Gruppe (Kalkutta) die Anteile der anderen Teilhaber: 25 Prozent vom ehemaligen Insolvenzverwalter Wolf von der Fecht und 15 Prozent von Jürgen Hein, der als Geschäftsführer im Amt blieb.

Seitdem gab es Probleme bei der Bezahlung der insgesamt 550 Beschäftigten. Die Arbeiter warten noch auf den Januar-Lohn und die Angestellten aufs Geld für Februar. Jürgen Hein forderte in WZ-Interviews eine Finanzspritze des Eigentümers. Ruia hielt dagegen: 2,2 Millionen Euro seien 2012 nach Grefrath geflossen. „Das Geld war aber nicht für die Mitarbeiter“, sagt der Betriebsrat.

Am 27. Februar beorderte die Ruia-Gruppe dann Mandeep Khaira, bisher Chef beim Reifen-Hersteller „Gumasol Rubber Tec.“ in Germersheim südlich von Speyer, in die Grefrather Geschäftsleitung. Zwei Tage später wurde Hein „von seinen Pflichten als Geschäftsführer“ entbunden, wie es in der Ruia-Pressemitteilung hieß. Und: „Mandeep Khaira wird die Leitung des Unternehmens alleine fortführen.“

Keine Woche später, am Dienstagabend, hat Khaira einen vorläufigen Antrag auf Insolvenz für Draftex gestellt. „Der Weg zum Amtsgericht war gemäß Insolvenzgesetz verpflichtend.

Das Management von Draftex wie auch der Eigentümer arbeiten mit Hochdruck und in ständigem Dialog mit allen relevanten beteiligten Parteien an einer für das Unternehmen nachhaltigen Lösung“, heißt es in der Pressemitteilung der Ruia-Gruppe. Weitere Angaben, wie es konkret weitergeht, waren am Mittwoch vom Geschäftsführer oder dem Eigentümer nicht zu bekommen.