Im Einsatz für Bedürftige Tafel in Kempen versorgt immer mehr Rentner
Kempen · Für die Tafeln wird es immer schwieriger, genügend Lebensmittel für ihre Kunden zu erhalten: Supermärkte kalkulieren knapper, für die Tafeln bleibt weniger übrig. Dabei steigt auch in Kempen die Zahl der Bedürftigen.
Der Verein Martinus-Hilfe, der die Tafel in Kempen betreibt, hat das Jahr 2023 gut überstanden. Allerdings sind immer mehr Menschen zu versorgen. Das berichtet der Vorsitzende der Kempener Tafel, Bruno Wrede. Aktuell sind bei der Tafel in Kempen 300 Kunden gemeldet. Sie erhalten Lebensmittel für sich, aber auch für ihre Familie – so werden über die Tafel bis zu 750 Menschen versorgt. Sie stammen aus vielen verschiedenen Ländern, aus 22 Nationen, wie Wrede erzählt. Unter den Tafel-Kunden sind derzeit auch viele Geflüchtete aus der Ukraine, sie machen rund 34 Prozent der Kunden aus, so Wrede. Auffällig: Im Vergleich zu den vergangenen Jahren versorgt die Tafel immer mehr Ein- oder Zwei-Personen-Haushalte. Das liegt unter anderem daran, dass immer mehr Rentner kommen, die eine Unterstützung benötigen.
Für die Tafel wird es jedoch immer schwieriger, Lebensmittel zu bekommen, um die Menschen versorgen zu können. Inflationsbedingt kalkulieren viele Supermärkte knapper, dadurch bleibt weniger übrig, was an die Tafel gespendet werden kann. „Je besser kalkuliert wird, desto weniger bleibt übrig“, sagt Wrede: „Das ist natürlich besser für die Betriebe, aber schlechter für uns.“ Insbesondere die Menge der gespendeten Molkereiprodukte sei in den vergangenen zehn Jahren stark zurückgegangen. Doch auch bei anderen Waren gibt es weniger: Frische Waren vom Vortag werden in vielen Supermärkten zu niedrigeren Preisen verkauft, statt an die Tafel gespendet zu werden. Insofern sei man in Kempen sehr froh über die Unterstützung der örtlichen Landwirte, betont Wrede: „Wir sind froh, dass wir die Landwirte haben in unserer Region, die können vor allem mit frischen Sachen gut aushelfen.“
Neben der Landwirtschaft sind weiterhin Supermärkte, Großbäckereien und private Spender wichtig für die Tafel. Alles werde gebraucht, sagt der Vorsitzende, insbesondere haltbare Lebensmittel. Diese könne man aufbewahren und dann ausgeben, wenn es knapp werde. Auch sei der Kontakt zu den Tafeln in der Umgebung gut, so Wrede, man helfe einander mit Lebensmitteln je nach Bedarf aus. Durch die Inventuren, die zum Jahreswechsel in vielen Betrieben stattfanden, habe man noch einiges dazubekommen. Im Moment sehe es gut aus, man sei sogar in der Lage, besondere Ernährungswünsche zu berücksichtigen, etwa für Menschen, die Veganer oder Vegetarier sind oder den muslimischen Speisevorschriften folgen.
Aktuell sei die Tafel in Kempen gut aufgestellt, sagt Wrede: Das Verhältnis von Waren und Kunden stimme größtenteils überein, die Menge an Lebensmitteln könne gut an die Zahl der Kunden angepasst werden. „Das ist nicht immer einfach“, sagt er aber auch, „denn man kann am Anfang des Tages nie ganz genau sagen, wie viele Kunden kommen werden und ob die vorhandenen Lebensmittel den ganzen Tag über ausreichen.“ Doch die meisten Kunden kämen regelmäßig, was dem Verein die Organisation erleichtere.
Um die Ausgabe kümmern sich Ehrenamtliche. Derzeit sind 50 aktive Freiwillige bei der Kempener Tafel im Einsatz, pro Tag sind es etwa 15 Männer und Frauen, die dafür sorgen, dass alles glatt läuft, dass Lebensmittel geholt, sortiert, für die Ausgabe vorbereitet werden. Meistens komme man zurecht, sagt Wrede, allerdings seien viele der Aktiven im Rentenalter, hätten mitunter gesundheitliche Probleme und fielen dann aus. „Tagesaktuell versuchen wir, uns immer gut durchzuschlagen“, sagt er augenzwinkernd.
Für zupackende Hilfe und für Spenden ist der Verein weiterhin dankbar, Im vergangenen Jahr habe die Zahl der Hilfesuchenden zugenommen, einen längeren Aufnahmestopp habe man aber vermeiden können, so Wrede. Den entsprechenden Mehrbedarf habe man aber auch nur durch die große Unterstützung der Bürger in Kempen und Wachtendonk auffangen können, macht der Vorsitzende deutlich: „Da kann ich nur ein großes Dankeschön an alle aussprechen, dass wir das so gut geschafft haben.“ Der Verein sei zuversichtlich, dass man auch im neuen Jahr mit dieser Hilfe die großen Aufgaben leisten könne.