Thomaeum Thomaeum bietet neue IHK-Ausbildung neben der Schule

Kempen. · Die Schüler können neben ihren Abschlüssen die Prüfung zum Fremdsprachenkorrespondenten in Englisch machen.

Julia Dietz (links) Kristine Prussas (hinten) mit dem Kursus der angehenden Fremdsprachenkorespondenten. Konrad und Johanna (vorne) sind mit 13 Jahren die Jüngsten und könnten mit 15 eine abgeschlossene Lehre „in der Tasche“ haben.

Foto: Norbert Prümen

„Wir fangen mit einer kleinen Übersetzung an“, sagt Kristina Prussas und gibt die Seitenzahl vor, auf der der zu übersetzende Text steht. Seiten rascheln; als die Schüler die Blätter in ihren Ordnern umdrehen, dann kehrt wieder Stille ein. Antonia beginnt mit dem ersten Satz des englischen Business-Textes, der sich um „The European Union“ dreht. Fließend liest sie ihn vor. „Unbekannte Vokabeln?“, möchte Prussas wissen. Die Zehntklässlerin schüttelt den Kopf und übersetzt den Satz genauso flüssig ins Deutsche, wie sie ihn in Englisch vorgelesen hat.

Es könnte sich um ganz normalen Englischunterricht am Thomaeum handeln. Das ist aber nicht der Fall. Kristina Prussas gehört nämlich nicht zum Lehrerkollegium des Kempener Gymnasiums, sondern kommt einmal in der Woche von der Language Academy Rheinland in Monheim an die Kempener Schule. Die Geschäftsleiterin der Academy unterrichtet Business-Englisch und bereitet die Schüler auf die Prüfung „Fremdsprachenkorrespondent Englisch“ nach den Vorgaben der Industrie- und Handelskammer (IHK) vor. Seit diesem Schuljahr bietet das Thomaeum nämlich einen zusätzlichen Abschluss neben den normalen Schulabschlüssen Mittlere Reife, Fachabitur und Abitur an. Die Schüler können gleichzeitig eine Ausbildung zum Fremdsprachenkorrespondenten in Englisch durchlaufen. „Ich bin im September vergangenen Jahres von der Language Academy angeschrieben worden, ob an unserer Schule Interesse bestünde, diese Ausbildung anzubieten“, berichtet Julia Dietz. Die Fachvorsitzende Englisch im Lehrerkollegium trug die Anfrage an die Schulleitung heran und stieß auf Begeisterung. „Ein solches Angebot passt hervorragend in unser Fremdsprachenprogramm. Wir haben Schüler, die Lernkapazitäten frei haben und gerne zusätzlich lernen möchten. Englisch ist eine Weltsprache, die wir zudem stärken möchten“, sagt Schulleiterin Agnes Regh.

Von vornherein war klar, dass Acht- bis Zehntklässler angesprochen werden sollten. Es gab eine entsprechende Elterninformation. Bei Schülern und Eltern stieß das Angebot auf großes Interesse. Es kam zu einem ersten Elternabend, bei dem das gesamte Konzept vorgestellt wurde. 14 Jugendliche meldeten sich an und mit dem neuen Schuljahr 2019/20 startete der Unterricht. Wobei der Kurs nicht nur den Gymnasiasten offensteht. Neben 13 Thomaern lernt ein Schüler der benachbarten Kempener Gesamtschule ebenfalls mit.

Schüler haben anderthalb Stunden zusätzlichen Unterricht pro Woche

Der Unterricht findet einmal in der Woche für jeweils anderthalb Stunden im Thomaeum statt. Dazu kommen Hausaufgaben, die die Schüler für rund eine Stunde pro Woche in der Freizeit binden. Weiteres freiwilliges Lernen kennt keine Grenzen. Je nachdem, wie intensiv ein einzelner Schüler lernt, kann die IHK-Prüfung nach anderthalb bis zwei Jahren abgelegt werden.

„Ich finde es gut, dass ich neben der Schule direkt eine Ausbildung absolvieren kann. Theoretisch könnte ich nach der Schule direkt arbeiten, wenn ich das wollte“, sagt Conrad. Als eine „Superqualifikation für das Leben“ bezeichnet Johanna das Angebot. „Ich mache eine Ausbildung und verbessere gleichzeitig mein Englisch. Das ist eine tolle Chance für mich“, sagt die 13-Jährige. Sowohl sie als auch Conrad gehören zu den Jüngsten im Kurs. Das bedeutet für beide, dass sie mit 15 Jahren den Titel „IHK-geprüfter Fremdsprachenkorrespondent“ führen können.

Zu den Ausbildungsinhalten gehören Telephone Calling, Erstellung von Geschäftsbriefen und Kurznachrichten sowie Übersetzungen Englisch/Deutsch und umgekehrt. „Es handelt sich um Wirtschaftsenglisch, das die Schüler lernen. Das heißt, es ist eigentlich ein komplett neuer Vokabelschatz, den sie am Ende beherrschen müssen. Daher spielt es keine große Rolle, ob sie vorab drei, vier oder fünf Jahre Englisch hatten“, sagt Expertin Kristina Prussas. Ihr ist eine Vermittlung der Sprachkenntnisse mit Freude wichtig. Und dass es allen im Kurs Spaß macht, ist den Schülern anzumerken. Sie sind mit Feuereifer bei der Sache.