Thomastag: Thomas auf der Spur
Zum Todestag von Kempens bekanntesten Sohn gab es Führungen und Vorträge.
Kempen. „Wenn sich Miss Marple-Darstellerin Margaret Rutherford nach einem ereignisreichen Tag als Amateurdetektivin ins Bett legte, dann nie ohne vorher noch eine Seite aus der Nachfolge Christi gelesen zu haben“, weiß Georg Strasser, Vorsitzender des Kempener Thomas Vereins. Seit mittlerweile vier Jahren veranstaltet der Verein zum Todestag von Thomas a Kempis Führungen und Vorträge rund um das Leben des in Kempen geborenen Autors.
Am 25. Juli 1471 starb Thomas Hermerken und hinterließ der Welt das nach der Bibel am meisten verbreitete religiöse Buch. Die Nachfolge Christi erschien in über 3000 verschiedenen Ausgaben und wurde weltweit in über 100 Sprachen übersetzt. Grund genug dem berühmten Mystiker einen Tag zu widmen und ihn damit „auch weiterhin lebendig zu halten“, so Strasser.
Wer in Kempen lebt, weiß, dass der Name Thomas in so manchen Ecken und Winkeln der Altstadt lauert. So gibt es unter anderem eine Thomasstraße, -kirche, -kapelle, eine Thomas-Apotheke und nicht zu vergessen einen schmackhaften Magenbitter. Im Zuge des Thomastages, der mit einem Gottesdienst in St. Marien begann, führte Strasser gestern rund 15 Teilnehmer zu weiteren Orten, „an denen man Thomas begegnen kann.“
Ein Brunnen im Keller des Hauses der Familie Kaiser, An St. Marien 12, versorgte im 14. Jahrhundert die unweit von der Propsteikirche lebenden Hemerkens mit Wasser. „Der Brunnen ist dabei eine Art materialisierte Erinnerung“, so Strasser. „Hier, wo wir uns jetzt befinden, stand auch schon Thomas von Kempen. Das schafft unvergleichliche Nähe zur Geschichte.“ Besichtigt wurden außerdem Portraits des Autors in der Paterskirche, eine in der Burg eingelassene Statue und der Thomasleuchter in der Aula des Gymnasiums Thomaeum.
Am Nachmittag ging es weiter auf Spurensuche durch die Propsteikirche. Zu finden sind dort die Thomaskapelle, sein Taufstein und das Thomasfenster. Gespickt wurde die Rundreise mit Anekdoten über den Patron von Kempen, der die Stadt als Jugendlicher verließ und 1399 in das niederländische Kloster Zwolle eintrat. Dort starb er im für diese Zeit außergewöhnlich hohen Alter von 91 Jahren.
Georg Strasser erklärt sich das mit den privilegierten Lebensbedingungen, die Thomas von Kempen als Schreiber im Kloster genießen durfte. „Er hat die Bibel in dieser Zeit ganze viermal komplett abgeschrieben. Damit die Finger im kalten Winter nicht steif wurden, durften die Schreiber in der Nähe der Küche arbeiten. Da war’s warm und hin und wieder gab es ein zusätzliches Stück Speck.“
1441 erschien dann die „Nachfolge Christi“. Wie schon Mrs. Rutherford wusste, ist das Buch auch eine brauchbare Hilfe zur Lebensbewältigung. „Man liest es nicht von vorne nach hinten“, so Strasser. „Man schlägt es einfach auf und findet wonach man sucht.“ Eine Teilnehmerin der Führung folgt diesem Rat und stößt prompt auf eine wahre Weisheit: „Schiebe nicht auf, was du nicht heute noch machen kannst.“ Da sage mal einer, das rund 600 Jahre alte Buch sei nicht mehr aktuell . . .