Lokale Wirtschaft Goldschmiedekunst in den Genen

Kempen · Opa Diamantschleifer, Vater Goldschmied  –  für Timm Hendricks war die Berufswahl klar. Heute hat er ein Geschäft in Kempen.

Goldschmied Timm Hendricks arbeitet in seinem Betrieb an der Peterstraße in Kempen mit einem 3D-Gestaltungsprogramm.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Diese Sicherheit muss sein, denn hinter der Tür liegen Schmuckstücke: Ein Druck auf den blank polierten Klingelknopf, kurzes Warten, ein Summen, drücken, die Tür gibt nach und der Goldschmied kommt die Treppe hinunter und dem Besuch entgegen. Die Treppe ist eher eine charmante Stiege aus knarrendem Holz. Das schmucke Häuschen an der Peterstraße 40 in Kempen ist eines mit viel Historie. Seit 2008 ist hier, im Herzen der Altstadt, die Goldschmiede Hendricks zu finden. Geführt wird sie von Timm („mit Doppel-m“) Hendricks, einem 44-Jährigen, an dem einem sofort die große Ruhe auffällt.  Die kann er gut gebrauchen, beim Schaffen von kleinen, filigranen Kostbarkeiten, beim Sägen, Feilen und Polieren.

Vater Heinz hatte das
Geschäft in Hüls gegründet

Falls die Gene im Beruf tatsächlich hilfreich sein sollten, hat Timm Hendricks ein gewaltiges Pfund in seiner DNA, mit dem er wuchern kann. „Mein Opa war Diamantschleifer“, erzählt er. Sein Vater, Goldschmiedemeister Heinz, hat das Geschäft in den 70er Jahren in Hüls gegründet, wo die Familie auch herkommt. Hendricks junior, zweifacher Vater, lebt aber inzwischen in Kempen. In den 90er Jahren hat er bei seinem Vater gelernt und parallel die Berufsschule in Essen besucht. Dass er die Familientradition fortführt, habe für ihn eigentlich nie in Frage gestanden. „Als kleines Kind habe ich schon mit am Werktisch gesessen.“ Allenfalls Schreiner hätte er sich noch als berufliche Alternative vorstellen können.

Bis zum Oktober 2011 war er bei seinem Vater angestellt, dann übernahm er das Geschäft. Der Generationenwechsel wird im ersten Stock besonders deutlich. Dort ist die Werkstatt, zu der auch ein „Mac“, also ein Apple-Computer, gehört. An diesem Gerät findet inzwischen die Hauptarbeit statt, erzählt der Goldschmied. Am großen Bildschirm entstehen mittels CAD-Programm Ringe, Ketten und Co. Ein 3-D-Drucker spuckt Gussformen aus Wachs aus. Seit etwa anderthalb Jahren befasst sich Hendricks mit der 3-D-Technik. „Ich bin da recht weit vorne“, sagt er, was bei ihm nicht wie Angeberei, sondern wie eine schlichte Feststellung klingt – und wohl auch so gemeint ist.

Für den Sommer 2019 ist ein umfangreicher Umbau des Geschäfts geplant. Unter anderem soll es einen großen Bildschirm im Erdgeschoss geben, an dem die Kunden noch besser als bisher ihren in Auftrag gegebenen Schmuck in digitaler Form sehen können – ehe er Realität wird. Der Vergleich mit modernem Küchenkauf drängt sich auf. Timm Hendricks erschafft völlig neue Dinge, arbeitet aber auch alten Schmuck um. Ein großes Thema seien Trauringe. „Trendmaterialien“ seien Rosé- und Weißgold. Auch zweifarbige Ringe sind „in“.

Die Käufer kommen nicht nur aus Kempen, sondern auch aus Düsseldorf, Krefeld, dem Gelderner Raum und den Niederlanden, sagt der Edelmetallhandwerker. Die Lage seines Ladens sei ideal. In Kempen herrsche ein angenehmes Einkaufsklima, „nicht zu hektisch, aber mit einem Durchlauf für eine Kleinstadt“.