Hilfe für Flüchtlinge Auf der Suche nach neuem Platz

Kreis Viersen · Der Zuzug der ukrainischen Flüchtlinge macht den Kreis und die Kommunen kreativ bei der Suche nach Lösungen für die Unterbringung, auch wenn nicht alles umsetzbar ist.

Die Turnhalle des Kempener Berufskollegs wird aktuell zur Flüchtlingsunterkunft umgestaltet, dazu bereits die Hauptstromleitung verlegt.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Die Bilder von Zerstörung und Ermordung in der Ukraine berühren bei uns viele Menschen, sorgen für eine ungeheure Welle der Solidarität und der Bereitschaft, den hierher Geflüchteten unter die Arme zu greifen.  Auch im Kreis Viersen zeigt sich ein hohes Maß an Solidarität und Unterstützung mit den Menschen aus dem kriegsgebeuteltem Land und auch anderen Kriegsopfern: Von 2800 freien Betten für Geflüchtete in kommunalen Unterbringungen kreisweit seien aktuell 2453 Betten belegt.

Was im Umkehrschluss bedeutet, dass aktuell nur noch 347 Betten an Kapazitäten für Flüchtlinge aktuell von Kreisseite aus zur Verfügung stehen. Und wie viele Menschen noch kommen werden, „da haben wir keine Glaskugel“, sagt uns Kreissprecher Daniel Schnock.

Nach Aussage des Kreises befanden sich – Stand 1. April 2022 – 204 ukrainische Flüchtlinge in Kempen, 52 in Grefrath, 288 in Willich und 175 in Tönisvorst in kommunalen Unterbringungen. Dazu kämen aber noch die Personen, die privat untergebracht sind und deshalb in diesen Zahlen nicht erfasst werden.

Der Kempener Bürgermeister Christoph Dellmans bestätigte die Zahl von 195 Geflüchteten, die privat untergebracht sind. 16 seien in den Unterkünften der Stadt, weitere drei Familien sollte Kempen am Montag zugewiesen bekommen. Wie viele noch kommen werden, da könne man keine verbindliche Aussage zu machen. „Wir haben rund 100 Unterkünfte in der Reserve und müssen gucken, wie es weitergeht.“ Man sei noch dabei, weitere Wohnungen herzurichten, so zum Beispiel in dem Flüchtlingsheim Peter-Jakob-Busch-Straße. Auch weitere Wohnungen und Hotelkapazitäten wolle man in der nächsten Zeit nutzen.

Die Gemeinde Grefrath spricht aktuell von insgesamt 67 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in der Gemeinde. Davon seien 54 Menschen privat und 13 Personen in den gemeindlichen Unterkünften – davon sechs am Bruchweg in Oedt und sieben am Reinersbach in Grefrath – untergebracht. Darunter sind zehn Kriegsflüchtlinge, die der Gemeinde im „Verteilverfahren“ von der Bezirksregierung Arnsberg zugewiesen worden sind.

Grefrath nutzt Jugendheim
als Übergangspuffer

Der Gemeinde liegen aktuell zehn Wohnungsangebote für Ukraineflüchtlinge zur Anmietung vor. „Ich möchte an dieser Stelle meinen herzlichen Dank aussprechen. Viele Grefratherinnen und Grefrather haben sich bei uns gemeldet, um Wohnungen zur Verfügung zu stellen. Das hilft uns aktuell sehr dabei, den Menschen aus der Ukraine ein gutes Ankommen in unserer Gemeinde zu ermöglichen“, so Bürgermeister Stefan Schumeckers.

Als Sofortlösung wird derzeit das katholische Jugendheim der Pfarre St. Benedikt als „Puffer“ beziehungsweise Übergangslösung zu Wohnzwecken hergerichtet. Dort sollen bereits am Donnerstag die ersten drei Flüchtlinge einziehen.

Der Willicher Bürgermeister Christian Pakusch bestätigte die Zahl von 300 ukrainischen Flüchtlingen. Von denen seien 210 privat untergebracht. Die restlichen 90 befinden sich in der Flüchtlingsunterkunft Moltkedorf. „Wir werden kreativ sein müssen und sind mit Hotels im Gespräch“, sagte Pakusch der WZ. „Kommen wir da nicht mehr klar, werden wir auch über Hallen reden müssen.“ Aktuell habe die Stadt das Bundeswehrgelände an der Krefelder Straße im Blick, die Verhandlungen mit der Bundeswehr liefen bereits. Das Gelände müsse dann aber noch ertüchtigt werden.

Die Stadt Tönisvorst hat Kenntnis von 171 ukrainischen Flüchtlingen, wovon 66 Menschen in der Flüchtlingsunterkunft gelebt haben, von denen jetzt wiederum 31 (Stichtag 1. April) in Wohnungen ziehen oder gezogen sind, die die Stadt für sie besorgt hat. 105 Flüchtlinge sind privat untergebracht.

Das Griesson-Gelände soll nur Quarantänestation werden

Eine Option, die für den Kreis Viersen bislang im Raum stand, war das ehemalige Werksgelände der Firma Griesson- de Beukelaer auf der Arnoldstraße.  Anfang März berichtete der Kempener Bürgermeister Christoph Dellmans im Rat der Stadt, dass die Familie Griess das komplette Firmengelände zur Verfügung stellen wolle. Und von Brandmeldeanlagen über Waschräume und Heizung bis zu Spinden seien die Voraussetzungen für eine Unterbringung gegeben. Eine Klärung dessen, was die Stadt tun müsse, liefe noch – und auch die Frage werde erörtert, ob der Kreis Betreiber der Einrichtung werden könnte.

Dem Kreis sei das Gebäude und das Gelände von Griesson- de Beukelaer tatsächlich angeboten worden, bestätigte der Kreissprecher. Eine Unterbringung werde dort „nach ausführlicher Prüfung“ jedoch nicht eingerichtet. Fachleute des Kreises seien vor Ort gewesen.  „Das Gebäude genügt bestimmten rechtlichen Ansprüchen nicht, die an Flüchtlingsunterkünfte gestellt werden“, hob er auf Aspekte wie Fluchtwege oder einen möglichen Brandfall ab. Stattdessen wolle man dort eine kleine Quarantänestation für Geflüchtete einrichten - hauptsächlich für Corona-Infizierte, aber im Bedarfsfall auch bei anderen Krankheiten. Für wie viele Personen diese Station insgesamt ausgelegt ist und wann sie entstehen soll, dazu konnte der Kreis noch nichts Konkretes sagen. Die Prüfung und die Materialbeschaffung dazu liefen aber bereits.

Eine Alternative für das Griesson-Gelände hat der Kreis allerdings schon ausgemacht – und zwar den Rhein-Maas Berufskolleg in Kempen. Dort soll die Turnhalle des Kollegs als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden. Vor Ort sind von außen schon erste Arbeiten wie die Verlegung von Hauptstromleitungen wahrzunehmen. Was die Anzahl der Personen, die dort untergebracht werden sollen, betrifft, konnte der Kreis auch hier keine präzise Aussage machen.