Verdacht eines Kartoffel-Kartells
Auch im Kreis sollen Betriebe vom Kartoffel-Kartell betroffen sein.
Kempen. Der Verdacht eines Kartoffel-Kartells geht bis in den Kreis Viersen. „Auch hier sind Händler betroffen“, sagt Paul-Christian Küskens, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Krefeld-Viersen. „Und ich weiß auch, dass einige Bauern dahin liefern.“ Am Freitag war bekannt geworden, dass das Bundeskartellamt einem Verdacht nachgeht, Kartoffelverarbeiter hätten illegale Preisabsprachen durchgeführt.
Viele Landwirte aus der Region wollten sich der WZ gegenüber nicht zum Thema äußern. „Noch ist es ein fließendes Verfahren“, sagt Franz-Josef Dickopp, Geschäftsführer der Rheinischen Erzeugergemeinschaft Kartoffeln (Reka-Rheinland). „Wir haben auch nicht mehr Informationen, als bisher durch die Medien bekannt ist.“
Ein Kartoffellandwirt aus Kempen äußert sich dann doch zum Thema, will nur nicht namentlich genannt werden. „Da musste etwas faul sein, anders konnte man sich das nicht erklären“, sagt er zum Kartell-Verdacht. „Die Preise waren für uns schon lange nicht mehr nachvollziehbar.“
Vor allem ginge es um die Preise für Pflanzkartoffeln, so der Landwirt: „Ich weiß, dass die Bauern in Niedersachsen rund 25 bis 30 Euro pro 100 Kilo bei den dortigen Händlern für ihre Saatkartoffeln bekommen.
Bei den Händlern hier zahlen wir dafür rund 60 bis 65 Euro pro 100 Kilo. Eine mehr als doppelte Preissteigerung, die nur auf einem Telefongeschäft basiert“, so der Landwirt. „Auch wenn man Fahrtkosten und eine Gewinnspanne mit einbezieht — diese Preissteigerungen sind nicht nachvollziehbar.“
Niedersachsen ist in Deutschland mit einer Anbaufläche von gut 100 000 Hektar das Kartoffelland Nummer eins. Fast die Hälfte der deutschen Produktion kommt aus Niedersachsen. In Nordrhein-Westfalen wurden die Knollen im Jahr 2011 auf rund 29 000 Hektar Land angebaut.
Viele Bauern seien jedoch darauf angewiesen, diese Preise zu bezahlen, sagt der Landwirt. Wer anbauen will, muss da kaufen — Alternativen gäbe es oftmals keine. Gerade bei bestimmten Sorten gäbe es regelrechte Monopole, sagt er.
Und die Leidtragenden seien in dem Fall immer die Bauern. „Die nehmen — was Wetter und Ernte angeht — das gesamte Risiko auf sich. Und das Geld stecken sich am Ende andere ein. Das hat mich schon immer geärgert.“