Verwaltung stockt das Personal auf
Vor allem im Kita-Bereich sind Neueinstellungen nötig. Kritik von der SPD gab es an der Dotierung von neuen Projektplanern im Rathaus.
Kempen. Die Stadtverwaltung wird ihr Personal aufstocken. Das haben die Mitglieder des Rates am Dienstagabend mehrheitlich beschlossen. Die meisten zusätzlichen Stellen — nämlich zirka 20 — sollen laut Verwaltungsvorlage im Bereich der Kindertagesstätten geschaffen werden. Wie berichtet, muss die Stadt in diesem Bereich aufstocken, weil deutlich mehr Kita-Plätze geschaffen werden müssen, als noch vor einigen Jahren gedacht. Offen indes ist noch, ob die nun geschaffenen Stellen auch tatsächlich besetzt werden können. Dezernent Michael Klee betont stets, dass es im Bereich der Erzieherinnen einen besonderen „Kampf um Köpfe“ gebe. Denn auch andere Kommunen seien auf der Suche.
Ebenfalls aufgestockt wird das Personal im Bereich der Offenen Ganztagsschulen (OGS). Auch dort erwartet die Stadt Kempen in den nächsten Jahren möglicherweise weitere Zuwächse. Schließlich ist die Politik in Land und Bund gewillt, Eltern einen OGS-Platz zuzusichern — so wie es im Kita-Bereich bereits der Fall ist.
Auch in der sogenannten Kernverwaltung sind Neueinstellungen geplant. Zum Beispiel im Technischen Dezernat, das Marcus Beyer zum 1. April von Stephan Kahl übernehmen wird. Das Dezernat soll zwei Stellen in der sogenannten Technischen Sachbearbeitung bekommen — das kostet 126 500 Euro pro Jahr. Der Plan sieht allerdings vor, dass der neue Beigeordnete Beyer diese Stellen nach Bedarf besetzen soll. SPD-Fraktionschef Andreas Gareißen hatte bereits im Haupt- und Finanzausschuss kritisiert, dass so Stellen „auf Vorrat“ geschaffen würden. Personaldezernent Hans Ferber entgegnete, dass es ein wichtiges Signal sei, wenn man dem Dezernenten zum Amtsantritt nicht nur einen großen Aufgabenkatalog übergibt, sondern auch die Möglichkeit, diesen abzuarbeiten.
Im Rat setzten sich die Meinungsunterschiede zwischen Gareißen und Ferber dann fort. Ein Streitpunkt waren zwei neue Stellen in der sogenannten zentralen Projektsteuerung. Die Stadt will diese beiden Stellen schaffen, um Großprojekte an zentraler Stelle koordinieren zu können. Ein Fall dafür könnte die geplante Sanierung des Rathauses sein. Durch diese neuen Stellen sollen Projekte zwischen den einzelnen Dezernaten besser koordiniert werden. Zusammen kosten diese beiden Stellen pro Jahr etwas mehr als 100 000 Euro.
„Müssen diese Mitarbeiter derart hoch bezahlt werden?“, fragte Gareißen. Aus Sicht des SPD-Chefs müsste der Bürgermeister bei wichtigen Projekten die Koordination in seiner Hand haben. Deshalb erachteten die Sozialdemokraten die beiden Stellen zwar für sinnvoll — allerdings nicht die Eingruppierung.
In seiner Stellungnahme kritisierte Gareißen auch das große Ganze in der Stellenplanung. Aus Sicht der SPD wird das Gutachten der Firma Allevo derzeit nicht ausreichend berücksichtigt. Anhand des Gutachtens ist die Verwaltungsspitze derzeit mit der Politik dabei, neue Strukturen zu schaffen. „Die Rhetorik der Verwaltungsspitze und das Vorgehen bei der Besetzung einzelner Stellen erweckt den Anschein, dass die Organisationsuntersuchung von Allevo bereits Geschichte ist“, so Gareißen. Es sei noch nicht viel passiert. Das Verhalten der Verwaltungsspitze erwecke den Eindruck, dass die Umsetzung verzögert wird. Unterm Strich kündigte er den Antrag der SPD an, die Umsetzung der Prüfungsergebnisse an ein externes Unternehmen zu vergeben.
„Also, Herr Gareißen, dieser Antrag verwundert mich schon sehr“, sagte Beigeordneter Ferber. „Zumal Sie doch im Lenkungsausschuss vertreten sind und sehen, dass wir an der Umsetzung arbeiten.“ Das Gutachten der Firma Allevo sei keineswegs Geschichte. Dieser Vorwurf sei „so nicht in Ordnung“.
Unterstützung bekam die Verwaltungsführung von CDU-Fraktionschef Wilfried Bogedain. Die zentrale Steuerung von Projekten sei zu begrüßen, „weil eben viele Projekte im Stau stecken“. Auch die finanzielle Ausstattung der Stellen halten die Christdemokraten für angebracht. „Die Wertigkeit begrüßen wir ausdrücklich. Zumal wir die Konkurrenz in der freien Wirtschaft beachten müssen“, sagte Bogedain. Eine Kommunalverwaltung müsse Anreize schaffen, um gutes Personal zu bekommen. In diesem Zusammenhang erinnerte Bogedain auch daran, dass bald in der Führungsebene der Verwaltung mehrere Stellen frei werden. Möglicherweise könne man für das neue Steuerungsbüro auch potenzielle Nachrücker für andere Stellen gewinnen.
Insgesamt will die Stadt 2018 rund 26,7 Millionen Euro fürs Personal ausgeben. Nach eigenen Angaben ist das ein Plus von etwa 550 000 Euro im Vergleich zu 2017.