Verwaltung will die Burg nicht

Die Stadt Kempen sieht sich finanziell und personell nicht in der Lage für das Projekt ,Bürgerburg Kempen’. Nächste Woche hat die Politik das Wort.

Foto: Friedhelm Reimann

Kempen. Diese Beschlussvorlage verspricht eine spannende Sondersitzung zur Zukunft der Kempener Burg. Am Dienstag veröffentlichte die Verwaltungsspitze die Vorlage, die am kommenden Dienstag als Diskussionsgrundlage für die Fraktionen dienen soll. Die Verwaltung stellt zwei Besschlussentwürfe zur Debatte.

Variante A stützt sich auf einen Antrag der Grünen: „Die kurkölnische Landesburg ist vom Kreis Viersen als Eigentümer zu übernehmen. Die Burg ist zu einer öffentlichen Bildungs-, Tagungs- und Kulturstätte zu entwickeln, unter Umständen auch unter Einbeziehung eines Immobilieninvestors.“

In Variante B macht die Verwaltungsspitze deutlich, dass sie die Burg nicht übernehmen möchte: „Die Burg ist vom Kreis Viersen derzeit nicht zu übernehmen. Somit ist auch eine zu entwickelnde Nutzung durch die Stadt Kempen derzeit nicht festzulegen. Die Stadt Kempen wird den vom Kreis Viersen als Burgeigentümer durchzuführenden Prozess zur Entwicklung einer Folgenutzung in der Burg positiv begleiten. Neben einer gemeinsamen, partnerschaftlichen Projektentwicklung gilt das auch für die Durchführung eines Investorenmodells. Mit der Stadt Kempen und den Fachbehörden sind hierbei die öffentlichen Belange zum denkmalgerechten Erhalten und Nutzen der Burg sowie zur städtebaulichen Entwicklung des Umfeldes auf der Grundlage der planungsrechtlichen, denkmalpflegerischen und sanierungsrechtlichen Regelungsmöglichkeiten abzustimmen.“

Die Verwaltungsspitze lehnt eine Übernahme der Burg aus vielerlei Hinsicht ab: „Nach Einschätzung der Verwaltung ist es aufgrund von erheblichen Planungs- und Kostenrisiken, ungeklärten Betreiberkonzepten sowie erheblichen Arbeitsaufwendungen in der Verwaltung, insbesondere im bautechnischen Bereich, derzeit nicht leistbar, die Burg vom Kreis Viersen zu erwerben, die Projektidee zur ,Bürgerburg Kempen’ in städtischer Regie planerisch weiter zu entwickeln sowie die Baudurchführung und den späteren Betrieb zu übernehmen“, heißt es in der von Bürgermeister Volker Rübo unterzeichneten Vorlage.

Die von der Stadt in einer Machbarkeitsstudie überprüfte „Bürgerburg“ für die Unterbringung von VHS als Ankermieter, Standesamt und Gastronomie wird nach Angaben der Assmann-Gutachter zwischen sieben und elf Millionen Euro kosten. Diese Investitionssumme ist der Verwaltung zu hoch — trotz einer „möglichen, aber nicht sicheren 50-prozentigen Landesförderung“. Zudem seien die Betriebs- und Unterhaltungskosten „hoch“.

Die Ablehnung eines Kaufs bedeutet aus Sicht der Verwaltung aber nicht, dass sich die Stadt nicht an der Weiterentwicklung des Denkmals beteiligen will. Für die Stadt und ihre Bürger sei es von „größtem Interesse, dass die Burg als herausragendes Baudenkmal denkmalgerecht erhalten und genutzt wird“. Daher werde die Stadt den Kreis Viersen im Entwicklungsprozess „positiv begleiten“.

Am Ende der Vorlage baut die Stadt eine Brücke in Richtung Viersener Kreishaus, in dem Landrat Andreas Coenen eine Entscheidung erwartet. „Diese Mitwirkungsbereitschaft bezieht sich sowohl auf eine mit dem Kreis Viersen partnerschaftliche Projektentwicklung in öffentlicher Trägerschaft, als auch auf die Entwicklung eines Investorenmodells.“ Heißt: Die Stadt Kempen will sich durchaus mit eigenen Mitteln engagieren. Sie will aber gleichzeitig den Kreis Viersen nicht vollends aus der Verantwortung entlassen.

Die Sitzung zur Burg beginnt am 6. Februar um 18 Uhr im Rathaus. Danach wird Landrat Coenen Gewissheit haben, ob er die Burg an die Stadt Kempen abgeben kann. Sollte sich die Stadt gegen eine Übernahme entscheiden, wird der Kreis wohl ein Vergabeverfahren anstoßen. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie des Kreises Viersen hatten neun Investoren ein „generelles Interesse“ an der Burg bekundet. Einer dieser Investoren ist die Straelener Baufirma Tecklenburg (die WZ berichtete).