Viele Fragen zum Fall Mirco
Der Junge bleibt verschwunden, einen Tatverdächtigen gibt es immer noch nicht. Die Polizei sucht in ganz Deutschland nach einem VW Passat.
Niederrhein. Seit mehr als zwei Monaten wird nach Mirco aus Grefrath gesucht. Das Verschwinden des damals Zehnjährigen hat eine Fahndung ausgelöst, die bundesweit ohne Beispiel ist. Momentan konzentriert sich die Polizei bei ihren öffentlichen Aufrufen auf das mögliche Täter-Auto, einen Kombi des Typs VW-Passat. Bislang aber blieben alle Maßnahmen ohne wirklichen Erfolg: Einen mutmaßlichen Täter hat die Sonderkommission, die von einem Sexualverbrechen ausgeht, noch nicht präsentieren können.
Die WZ hat einige der derzeit drängendsten Fragen, die die Menschen in der Region haben, aufgegriffen und ist ihnen nachgegangen:
Nach Analyse der Ermittler stammt der Täter aus der Region Grefrath: Er habe absolute Ortskenntnis bewiesen, hieß es schon vor Wochen. Doch nun wird in ganz Deutschland nach dem Passat gesucht. Bedeutet das, dass die These nun vom Tisch ist? Antwort der Polizei: "Nein, überhaupt nicht", so Soko-Sprecher Willy Theveßen. Das Hauptaugenmerk der Fahnder liege nach wie vor auf Grefrath und Umgebung. Die Autos, die bundesweit überprüft würden, hätten einen Bezug zu dieser Gegend, seien etwa als Leihwagen genutzt worden. Über 2500 Passats seien erfasst, einige hundert bereits kontrolliert. In anderen Regionen erledigt das die örtliche Polizei nach Vorgaben der Soko Mirco.
Vom Niederrhein aus ist man bekanntlich schneller in den Niederlanden, als beispielsweise in Niedersachsen oder Rheinland-Pfalz. Auch Belgien ist nicht weit. Wird also auch in den Nachbarländern nach dem Passat gefahndet? Laut Polizei war es von Anfang an auch eine europaweite Suche. Wenn ein solcher Typ Wagen im Ausland auffalle (etwa auf verdächtige Weise stillgelegt werde), würden die deutschen Behörden verständigt.
Die Polizei fragt bei der Überprüfung der Fahrzeuge auch gleich die Nutzer, ob sie mit einer Speichelprobe einverstanden sind. Die so gewonnene DNA kann mit Spuren abgeglichen werden, die im Fall Mirco an anderen Stellen sichergestellt wurden. Bislang gab es vier Männer (Stand Freitag), die sich weigerten - wozu sie das Recht haben. Allerdings: "Bei diesen Vieren war der kontrollierte Wagen nicht das Tatfahrzeug", betont Theveßen.
Seiner Aussage nach werden die Speichelproben aus arbeitsökonomischen Gründen genommen: Falls irgendwann ein so genanntes DNA-Massen-Screening bei einer zuvor bestimmten Personengruppe durchgeführt werden sollte, wären viele Proben bereits genommen, die Beamte müssten nicht noch einmal "raus." Auch dieses "Screening" wäre freiwillig.
Die Polizei hat an Schulen im Kreis Viersen Handzettel verteilt: Gefragt wurde nach Vorfällen, "bei denen verdächtige männliche Personen Kindern und Jugendlichen gegenüber aggressiv aufgetreten sind". Eltern reagierten daraufhin besorgt, weil ihre Kinder auf diesem Weg mit dem Thema konfrontiert wurden. Der Polizei ist dieses Problem bewusst: "Es ist ein zweischneidiges Schwert: Wir hinterlassen natürlich ängstliche Kinder und Eltern", sagt Polizeisprecher Willy Theveßen. "Aber es geht eben darum, einen sehr gefährlichen Täter zu ermitteln." Die mit dieser Form der Fahndung betrauten Kollegen seien speziell geschulte Mitarbeiter aus dem Bereich Opferschutz und Kriminalprävention.