Waffengeklirr an der Dorenburg
Besucher des Freilichtmuseums konnten in die Welt des Mittelalters eintauchen.
Grefrath. „Kennt ihr den Schrei des Metalls?“ Das will Fossie, der Gabelkönig, von den Besuchern wissen, die sich vor seinem Stand eingefunden haben. Allgemeines Kopfschütteln. Fossie greift zu einem Zinnteller und hält ihm einen Besucher an Ohr. Ein kurzes Reiben am Material und ein leises, sich merkwürdig anhörendes Knistern erklingt. „So kann man Zinn von Blei unterscheiden. Zinn ist das einzige Material, das schreit“, erklärt Fossie.
Dann schlüpft der in mittelalterliche Gewänder gekleidete Mann in die Lederhandschuhe und greift zu einer Tiegelzange, um einen Tiegel aus dem Feuer zu holen. Ein Bronzeguss steht nämlich an, bei dem er alte Grabfunde wie Rautenfibeln und dergleichen nachgießt. Wie die fertigen Arbeiten nach dem Schleifen und Polieren aussehen, das können die Besucher an seinem Stand anhand der fertigen Produkte sehen.
Wohin die Blicke der Besucher im Niederrheinischen Freilichtmuseum auch fallen, überall lässt das Mittelalter grüßen. Ein lieblicher Duft liegt in der Luft. In der Duftstube vermischen sich orientalische Ölessenzen in Wachswürfeln zu einem Potpourri für die Nase. Von der Blume des Orients bis hin zur Arabischen Nacht kann Anja Laux alles anbieten.
Ihr gegenüber haben die Freien Ritter von Monschau ihr Zelt aufgeschlagen. Zwei gewaltige Throne für den Graf und die Gräfin von Laufenbach, dick mit Fellen ausgelegt, ein mächtiger Tisch, auf dem Schatztruhen und Kerzenleuchter stehen, bestimmen das Bild. Wobei Langfinger keine Chance haben. Zwei Irische Wolfshunde bewachen das ganze Ensemble.
Ede, der Bettler zieht seine Runden wie die Gaukler und der Stelzenmann Gawan. Banner von Rittern flattern über den Zelten im Wind. In einem der bunten Zelte ist die Magie daheim. Ein Blick in die Zukunft ist möglich. Über offenen Feuern wird gekocht.
Kochgeschirre und Kräutersträuße hängen an gespannten Leinen vor den Zelten. Flammen lodern in Schmieden auf, wo Blasebälge per Hand oder Fuß betrieben werden. Die Bearbeitung von Leder, das Färben und Spinnen von Wolle, die Brandmalerei, das Korbflechten — alte Handwerkskünste sind überall vertreten.
Immer wieder ist das Klirren von Schwertern zu hören, wenn Ritter in ihren schweren Ausrüstungen ihre Kräfte messen. Holzschuhe klappern über die Wege: Frauen in bäuerlichen Gewandungen sind unterwegs. Beim Mäusebaron bringen Prinzessin Tausendschön und ihre Kolleginnen die Besucher zum Lachen. Talena Rheingold preist indes ihre garantiert handzahmen Drachen an, die sich auf menschlichen Schultern sichtlich wohlfühlen, schließlich handelt es sich um Schulterdrachen.
Die Zeitreise beim Dorenburg-Mittelaltermarkt am vergangenen Wochenende war nicht nur informativ, sie machte auch Spaß und wartete mit mancher Überraschung auf.